Bildschirm zuhause: Homeoffice ist Alltag geworden Foto: dpa

Wie gehen Kornwestheimer Arbeitgeber damit um, dass viele ihren Job von zuhause aus erledigen?

Kornwestheim - Seit Tagen diskutiert Deutschland über die Frage, wie viel Homeoffice zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sinnvoll ist. Betriebe sollen das Arbeiten zuhause nun überall dort anbieten, wo es irgendmöglich ist. Wie sehen Firmen und Entscheider in Kornwestheim die Lösung Homeoffice, was setzen Unternehmen bereits um? Unsere Zeitung hat sich umgehört.

„Prinzipiell ist bei Handwerkern und Einzelhändlern das Thema Homeoffice schwierig“, sagt Harald Schulz, Vorsitzender des Kornwestheimer Bundes der Selbstständigen. Natürlich werde das, was von zuhause aus gemacht werden kann, auch von zuhause aus gemacht. „Aber jeder Handwerker müsste jeder Bürokraft, die im Homeoffice arbeitet, einen Rechner und einen Drucker zur Verfügung stellen. Eine Verpflichtung von Regierungsseite halte ich bei Handwerksbetrieben daher für problematisch.“

Homeoffice „funktioniert nicht für alle“

Auch Andreas Streit, einer der Geschäftsführer des Telematikunternehmens mm-lab, hält eine Homeoffice-Pflicht für problematisch. „Das funktioniert nicht für alle, weil es der Arbeitsbereich oder die familiäre Situation nicht immer zulassen.“ Weil sich sein Unternehmen hauptsächlich mit IT-Lösungen beschäftigt, wäre Homeoffice bei mm-lab via eines VPNs möglich. Einige Arbeitsbereiche bräuchten aber Zugang zu Hardware, für den ein Teil der 40 Mitarbeiter doch vor Ort sein müsste. Für medizinische Masken und für genügend Abstand sei gesorgt.

Beim Automobilzulieferer Mahle ist das Arbeiten von zuhause bereits seit vergangenem Sommer Alltag. „Wir haben nach dem ersten Lockdown bereits alle technischen Vorkehrungen getroffen, dass nahezu alle Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten können“, sagt Kommunikationsleiterin Manuela Höhne. Am Standort Kornwestheim und an den weiteren Niederlassungen gelte daher, dass Mitarbeiter nur vor Ort sein sollen, wenn die Arbeit von zuhause aus nicht möglich sei. Deshalb arbeite die Mehrheit der Angestellten aktuell im Homeoffice „Die Gesundheit unserer Mitarbeiter steht über allem. Die Pendler, die an die Standorte müssen, werden kostenlos mit FFP2-Masken versorgt“, sagt Manuela Höhne.

Die Etikettendruckerei Robos im Kornwestheimer Moldengraben zieht schon seit dem ersten Lockdown ihr Homeoffice-Konzept im Bereich Verwaltung streng durch. Mittlerweile haben 26 Mitarbeiter hier die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, das seien 90 Prozent der Verwaltung, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Simon Reuter. „Teilweise habe ich die Kollegen seit dem März nicht mehr persönlich gesehen“, ergänzt Stephanie Biechele, die für Personalwesen verantwortlich zeichnet. Dank Zoom, Teams und technischer Infrastruktur sei man gut aufgestellt. In den Büros arbeite man natürlich mit Hygienemaßnahmen, Abständen und Masken. Konsequentes Homeoffice mache zwar „keinen Spaß“, sagt Reuter, ergebe aber „sehr viel Sinn“. Je weniger physische Kontakte da seien, desto geringer das Infektionsrisiko. Einen Vorteil sieht er: Online-Termine seien oft „kurz und knackig“.

Stadt nutzt mobiles Arbeiten in der Kernverwaltung, in Außenstellen und im pädagogischen Bereich

„Wir sehen deutlich, dass technische Hilfsmittel wie Videokonferenzen auch klare Grenzen haben, beispielsweise bei kreativen Entwicklungsprozessen oder generell in der menschlichen Interaktion“, wie Dachser-Standortsprecherin Annette Rausch mitteilt. Dank der guten IT-Ausstattung laufe beim Logistiker in Sachen Homeoffice aber alles recht rund. „Man darf bei der Diskussion um das mobile Arbeiten auch nicht vergessen, dass viele Dachser-Mitarbeiter, die in den Umschlaghallen oder Warehouses ihre Leistung erbringen, nicht einfach von zuhause aus arbeiten können“, so Rausch.

Die Stadt Kornwestheim nutzt die Möglichkeit des mobilen Arbeitens schon seit geraumer Zeit. So werde es in der Kernverwaltung, in den Außenstellen und im pädagogischen Bereich angewendet, teilt die Stadt mit. Wie das mobile Arbeiten im Detail aussieht, werde individuell nach Aufgabengebiet und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzeln entwickelt. „Natürlich kommen auch wir der Verpflichtung nach, Homeoffice zu ermöglichen, wenn das jeweilige Aufgabengebiet dies zulässt“, sagt Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Allerdings liege die Aufgabe und Verpflichtung einer Verwaltung in erster Linie darin, Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger und deren Anliegen zu sein. „Deshalb sind wir bestrebt, soweit wie möglich Präsenz zu zeigen“, betont Ursula Keck.