Perry Rhodan gibt es seit mehr als 50 Jahren. Foto: dpa

Der Autor Bernd Perplies erklärt die Faszination der Perry-Rhodan-Hefte.

Kornwestheim/Weltall - Perry Rhodan ist dieser Tage 3000 Hefte alt geworden. Einige Ausgaben schrieb der Besigheimer Autor Bernd Perplies, der früher in Kornwestheim lebte. Er erzählt vom Reiz, am Weltraum-Kult mitzuwirken. Und er erklärt, warum die Geschichten noch zeitgemäß sind.

Herr Perplies, wären Sie gern wie Perry?
Wäre ich gern unsterblich wie er, auf ewig 39? Unbedingt! Ich stelle es mir unglaublich spannend vor, den Weg der Menschheit über Jahrhunderte mitzuverfolgen. Aber auch sonst ist Perry Rhodan ein Mann mit Vorbildcharakter. Seine Bereitschaft, Sachverhalte und Individuen vorurteilsfrei und nüchtern zu betrachten, seine Selbstlosigkeit in Zeiten der Not und sein stetes Bestreben, die Galaxis zu einem Ort des friedlichen Zusammenlebens aller Völker zu machen – das sind Charaktereigenschaften, die man bewundern kann. Zugegeben, er war nicht immer so. In frühen Jahren hatte er eine durchaus militaristische Ader. Aber die Jahrtausende ließen ihn reifen.

Wie reizvoll ist es, Perry-Rhodan-Hefte zu schreiben?
Abgesehen vom Spaß, eine gute Geschichte zu erzählen, liegt der große Reiz beim Schreiben für Perry Rhodan darin, an diesem gewaltigen Gesamtkunstwerk mitzuwirken. Perry Rhodan wird seit mittlerweile 58 Jahren immer weitererzählt. Wir haben hier die umfangreichste Fortsetzungsgeschichte der Welt vor uns. Daran teilzuhaben, ist viel mehr als nur ‚einen Heftroman zu schreiben’.

Wie schwer ist der Zugang für Neuleser?
Auf den ersten Blick ist Perry Rhodan beängstigend groß, das lässt sich nicht leugnen. Aber die Serienentwickler, die ‚Expokraten’, wie sie in der Szene heißen, sind schlau und bieten Neulesern immer wieder Einstiegspunkte an. Einer wurde jetzt wieder mit Band 3000 gesetzt: Perry Rhodan wacht nach 500 Jahren in einer Galaxis auf, in der sich irgendwie alles verändert hat. Die Erde ist bloß noch ein Mythos, über 5000 Jahre Menschheitsgeschichte scheinen ausgelöscht worden zu sein. Er ist also genauso schlau wie jeder Neuleser.

Ist die Reihe nicht dennoch ein Anachronismus, der sich selbst überholt hat?
Keineswegs – die Serie existierte ja nicht in einer Zeitblase. Stattdessen hat sie sich ständig erneuert, inhaltlich wie auch von ihrem Autorenstamm her. Der durchschnittliche Perry-Autor ist zwischen 30 und 40 Jahre alt, wenn er bei der Serie einsteigt. Frische Ideen und Ansichten fließen ständig in die Serie ein, ebenso wie das Wissen um technische Entwicklungen. Darin unterscheidet sie sich nicht von anderen langlebigen Franchises wie etwa Star Trek.

Star Trek hat ein stark moralisches Moment!
Anders als Star Trek mag Perry Rhodan nicht so dezidiert dafür stehen, der Gesellschaft kritisch den Spiegel vorzuhalten. Die Serie ist primär eine hemmungslose Zukunftsfantasie voll unglaublicher Technik, exotischer Aliens, kosmischer Konflikte und gerne schrägem Humor – unmodern ist sie deswegen aber nicht.

Wie ist die Science-Fiction-Literatur in Deutschland insgesamt aufgestellt?
Es geht aufwärts. Während viele Jahre die Fantasy das beherrschende phantastische Genre am Buchmarkt war, wagen in letzter Zeit auch Publikumsverlage verstärkt, der Science-Fiction eine Bühne zu geben. Auf diese Weise haben sich zu Einzelkämpfern wie Andreas Brandhorst und Andreas Eschbach zahlreiche Kollegen wie Kai Meyer, Judith Vogt und T.S. Orgel gesellt. Auch unter den diesjährigen Nominierten des deutschsprachigen Literaturpreises für Phantastik, des Seraph, spiegelt sich das wieder. Es sind viele Science-Fiction-Titel vertreten, etwa ‚The Shelter’ von der Kornwestheimer Autorin Kris Brynn.