Auch die Kornwestheimer Vereine spielen auf Kunstrasen. Sie müssen sich zukünftig nach Alternativen umsehen. Foto: dpa

Noch sind die Kunstrasenplätze bespielbar, aber künftig müssen Alternativen her.

Kornwestheim - Kunststoffgranulate sind positiv für die Bespielbarkeit des Platzes, aber negativ für die Natur“, so umschreibt Susanne Eisenmann, Ministerin für Kultus, Jugend und Sport, in einer Pressemitteilung die Diskussion um das von der Europäischen Chemikalien Agentur (ECHA) angestoßene Verbot von Kunststoffgranulat auf Kunstrasenplätzen. Daher wird das Ministerium zukünftig Kunstrasenplätze, die mit Mikroplastik befüllt werden, nicht mehr fördern. In Kornwestheim und Pattonville wären drei Sportstätten von der Regelung betroffen. Im Sommer 2012 wurde auf dem ESG-Gelände der neue Kunstrasenplatz fertiggestellt. Die Anlage in Pattonville (2010) und die an der Bogenstraße (2009) werden dagegen schon rund zehn Jahre bespielt.

Ein Vorstoß der ECHA, die im Rahmen der Kunststoffstrategie der EU-Kommission prüft, wie die Menge von Mikroplastik in der Umwelt verringert werden kann, könnte auch für die drei Kunstrasenplätze Auswirkungen haben. Das Kunststoffgranulat, mit dem die Plätze zur verbesserten Bespielbarkeit und zur Verletzungsvorsorge aufgefüllt werden, fällt unter die unerwünschten Stoffe, deren Verwendung die EU-Kommission minimieren will. Auch Susanne Eisenmann sieht nach dem Fingerzeig aus Brüssel in den weichen Plastikteilchen ein Problem: „Wind und Regen verteilen das Granulat in der Umwelt, die Spieler tragen es an den Sportschuhen und in der Kleidung nach Hause. Am Ende landet es in der Nahrungskette. Das kann niemand länger wollen“, schreibt sie. Entsprechend rigoros ist der Umgang mit dem Einsatz des Granulats. Nach einem Beschluss des Umweltausschusses werden Kunstrasenspielfelder, die mit Mikroplastik verfüllt sind, künftig nicht mehr mit Landesmitteln gefördert. „Das wäre schon eine klare Benachteiligung für uns, da wir als Verein an der Finanzierung des Platzes beteiligt sind“, sagte Michael Uhse, Erster Vorstand des SV Pattonville.

Künftig soll bei der Befüllung der Plätze das Plastik mit ökologisch unbedenklichen Alternativen ersetzt werden. Dadurch ist zumindest das zuweilen kursierende Gerücht eines Verbots von Kunstrasenplätzen, das auch die EU-Kommission jüngst zurückwies, vom Tisch. Über die Lösungsansätze und Fristen für die Umsetzung der Alternativen herrscht aber noch Unklarheit. Ersatzstoffe wie Kork oder Sand werden diskutiert, Übergangsfristen von bis zu sechs Jahren, wie es der Deutsche Fußball Bund (DFB) vorschlägt, stehen im Raum. „Wir stehen umweltfreundlichen Alternativen offen gegenüber“, sagt Uhse, „aber aktuell wissen wir überhaupt nicht, welche überhaupt praktikabel sind.“ Bis zum Ende diesen Monates führt die ECHA eine öffentliche Konsultation durch, bei der neben den ökologischen Gesichtspunkten auch die gesellschaftliche Bedeutung des Sports einfließen soll. Mit Ergebnissen und einer Empfehlung der Agentur an die EU-Kommission wird zu Beginn des kommenden Jahres gerechnet.

Was bedeutet das für die Vereine? Wann tritt das Verbot in Kraft? Bis wann muss die Befüllung ausgetauscht werden? Werden Anlagen mit Granulat geschlossen? Gibt es schon geeignete Konzepte und nutzbare Alternativstoffe? Klar ist auf jeden Fall: Es besteht viel Unsicherheit und jede Menge Klärungsbedarf. Durch den Wegfall der Förderung wurden aktuelle Neubauprojekte im Land auf Eis gelegt. „Wir haben aber keine baulichen Vorhaben geplant, die aktuellen Plätze sind noch mehrere Jahre nutzbar“, sagt Baubürgermeister Daniel Güthler, der die Entwicklung des Verbots genau verfolgt. „Aktuell ist noch sehr viel unklar“, stellt er heraus, „es gibt weder ein Konzept, wie das umgesetzt werden soll, noch einen Zeitpunkt.“ Sollte ein Verbot oder eine Regelung aber zu einem fixen Datum in Kraft treten, werde sich die Stadt mit dem Gemeinderat der Frage stellen. „Wir werden die Vereine damit nicht alleine lassen“, verspricht der Bürgermeister.