Im Schokoladenlager erklärt der Dachser-Mitarbeiter Felix Burger den Teilnehmerinnen des Girls’ days die Abläufe. Foto: Peter Meuer

Das Logistikunternehmen gewährt Schülerinnen einen Einblick in die Arbeit bei einer Spedition.

Viele Meter, bis fast an die Decke des Lagers, ragen die Metallregale empor. Pakete und Kartons stehen darauf in Stapeln und auf Paletten bereit, Gabelstapler warten auf ihren Einsatz. Zwischen erfahrenen Lagerarbeitern wuseln einige junge Frauen umher, zehn, zwölf oder vierzehn Jahre alt. Dank der gelben und orangefarbenen Warnwesten sind sie echte Farbkleckse in der blau-grau-braunen Gesamtkulisse. „Wir lernen, Schokolade zu kommissionieren“, sagen die Mädchen. Da will gescannt, gesucht, zusammengeführt werden.

Was da am Donnerstagvormittag im Schokoladenlager – ja, eine eigene Halle voller Schoki – der Firma Dachser in Kornwestheim stattfindet, ist ein Angebot des Logistikunternehmens zum 22. deutschen Girls’ day. Die Idee hinter dem jährlich stattfindenden Aktionstag ist einfach: Firmen, Behörden und so fort laden Mädchen zu sich ein, um ihnen einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen.

Vor allem technische und naturwissenschaftliche Aufgabenfelder stehen dabei im Fokus, ergo Berufe, die auch 2022 eher als Männerdomänen gelten. Das Pendant zum „Girls’ day“ ist übrigens der Boys’ day – hierbei dürfen Jungen in allerlei verschiedene Berufe schnuppern.

Für Dachser in Kornwestheim ist es die erste Teilnahme am Girls’ day. Es geht nicht nur darum, neugierigen jungen Damen einen Einblick zu ermöglichen, sondern auch um handfeste frühzeitige Mitarbeiter(innen)-Werbung.

Das Logistikunternehmen steht vor ähnlichen Herausforderungen wie die gesamte Branche – und generell viele Unternehmen. Geeigneten Nachwuchs zu finden, wird nicht einfacher. Gute und motivierte Auszubildende zu rekrutieren, die vielleicht dann zu Fachkräften fürs Unternehmen heranwachsen, steht auf der Agenda weit ob, bestätigen Human Ressources Manager Manuel Scimone, Recruiterin Jasmin Herbeck und Annika Bächtle, die organisatorisch für den Girls’ day mit verantwortlich ist und sonst als Projektassistenz der Standort-Leitung wirkt. Die drei erfahrenen Dachser-Mitarbeiter begleiten die acht „Girls“ während des Tages, erklären und zeigen ihnen die typische Aufgabenpalette im Unternehmen, von der Erfassung von Aufträgen und Bestellungen über Kommissionierung und Verpackung bis hin zum Verladen von Waren auf die Lastwagen und dem Transport. „Am Nachmittag dürfen sie auch mal eine Runde mit unseren Elektro-Lastwagen mitfahren“, berichtet Annika Bächtle. „Wir hoffen, dass einige der Mädchen sich eine Berufslaufbahn bei Dachser vorstellen können“, sagt Manuel Sciomone.

Insgesamt hat die Dachsergruppe mehr als 31 000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, in Kornwestheim und Vaihingen/Enz – die beiden Standorte sind eng verzahnt – sind es immerhin mehr als 500, wie Bächtle sagt. Ausgebildet werden hier Fachlageristen, IT-Fachkaufleute, Speditionskaufleute, Kaufleute für Büromanagement, Berufskraftfahrer. Vor allem letzterer Berufszweig, der archetypische Brummifahrer, ist noch immer ein sehr männlich besetztes Feld. Das liegt an Rollenbildern, hat aber auch handfeste Gründe: „Lkw-Fahrer sein ist auch körperlich anspruchsvoll“, sagt Scimone. Dass er sich dennoch freut, wenn junge Frauen sich für den Beruf interessieren, betont er.

Von den acht Mädchen will keine dringend Lastwagen fahren. Bei Dachser irgendwann einmal anzuheuern, können sich aber mehrere der Jugendlichen vorstellen. Esila, 14 Jahre alt, Realschülerin aus Pattonville, berichtet, dass sie „gerne aufräumt und Ordnung schafft“. Ein Job im Bereich Lager und Logistik findet sie daher spannend, und überhaupt: „Das ist alles sehr interessant hier.“ Jule, zehn Jahre alt und aus Weilimdorf, erzählt, wie sie zum Girls’ day bei Dachser kam. „Ich habe die Lastwagen mit dem Schriftzug der Firma auf der Autobahn gesehen und mich erkundigt.“ Bächtle, Herbeck und Scimone freut dies jedenfalls. „Wir bieten Interessierten gerne an, ein Praktikum bei Dachser zu machen.“