Freitags gibt es bald kein Mensa-Essen mehr. Foto: dpa

Die Eltern müssen sich auf höhere Kosten bei der Schulkindbetreuung und ein vermindertes und teureres Angebot beim Schulessen einstellen.

Kornwestheim - Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald“, warb die bekannte Schnellrestaurantkette vor Jahrzehnten für den Verzehr eines Hendls. Nein, den Wienerwald suchen die Kornwestheimer Schülerinnen und Schüler ab dem kommenden Jahr freitags nicht auf. Aber die Schulküche, die soll kalt bleiben. Das empfiehlt der Verwaltungs- und Finanzausschuss (VFA). Und nicht nur das: Die Stadträte haben sich mehrheitlich auch dafür ausgesprochen, den Preis fürs Mensaessen auf einheitlich 3,50 Euro und die Gebühren für die Schulkindbetreuung auf 55 Euro pro Modul anzuheben. Die Entscheidungen, ob’s denn so kommt, fällt der Gemeinderat am 23. März. Ein Blick auf die Debatte am Donnerstagabend im VFA:• Freitags geschlossen: Der Gesamtelternbeirat hatte sich im Vorfeld gegen die Schließung der Schulmensen am Freitag ausgesprochen. „Für einen verbindlichen Ganztag muss auch die Möglichkeit bestehen, dass die Kinder am Freitag mit einem Essen versorgt werden“, hatten die Elternvertreter den Stadträten mit auf den Weg gegeben. Aber dieser Argumentation vermochten sich am Donnerstagabend nur vier von ihnen aus den Fraktionen Freie Wähler und Grüne/Linke anschließen. „Es erschließt sich mir nicht, warum freitags kein Essen mehr ausgegeben werden soll“, sagte Markus Kämmle (Freie Wähler). „Das geht an der Realität der Lebenswelt vorbei“, sagte Claus Langbein (Grüne). Die Mehrheit der Stadträte will Einsparungen in Höhe von 13 200 Euro erzielen und zusätzliche Mehrausgaben vermeiden, weil durch den Ausbau des Ganztags im kommenden Schuljahr die derzeit freitags noch geschlossenen Mensen der Eugen-Bolz- und der Silcherschule – die Schüler werden derzeit zu anderen Mensen gebracht – hätten öffnen müssen. Aus Sicht der Schulverwaltung würde es eine Alternative zur Schließung der Mensen geben: Die Halbtagskinder, die über Mittag betreut werden und derzeit in den Mensen essen dürfen, bringen sich ihr Vesper mit. Diesen Weg wollen die Stadträte aber offensichtlich nicht beschreiten. • höherer Preis, einheitliche Portion: Derzeit können die Schüler zwischen einer kleinen Portion zu zwei Euro und einer großen Portion zu drei Euro wählen. Künftig wird es laut der Empfehlung des VFA nur noch eine Portionsgröße zu 3,50 Euro geben. Markus Kämmle hatte einen Antrag gestellt, von den Grundschülern 2,50 Euro zu verlangen, von den Jugendlichen der weiterführenden Schulen 3,50 Euro – zum einen, weil die kleineren Kinder nicht so viel essen würden, zum anderen, weil die Eltern ansonsten eine Preissteigerung von 75 Prozent zu tragen hätten. Aber lediglich Stadträte von den Freien Wählern und den Grünen plädierten für eine solche Staffelung. CDU und SPD folgten der Argumentation von Gabriele Wörsching, stellvertretende Fachbereichsleiterin. Sie sprach von einer Ungleichbehandlung der Eltern. Kleine Portionen würde die Stadt mit zwei Euro subventionieren, große lediglich mit 1,40 Euro. „Das können wir nicht bringen, dass wir die Eltern preistechnisch unterschiedlich behandeln“, sagte Wörsching. Zudem müsse die Stadt die massive Steigerung der Essensausgaben – seit 2011 um 385 Prozent – auch irgendwie finanzieren. Diese „betriebswirtschaftliche Sicht“ sei zu einseitig, entgegnete Markus Kämmle. Das Schulessen sei auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe, so der Stadtrat der Freien Wähler. Gegen die Abschaffung der kleinen Essensportionen hatte sich auch der Gesamtelternbeirat ausgesprochen. Folge werde sein, dass weniger Eltern ein Essen bestellen werden, prophezeien die Elternvertreter. „Das würde das Sparziel wohl eher konterkarieren.“• Schulkindbetreuung: Nach der im November beschlossenen Verkürzung der Betreuungszeiten am Freitag (von 17 auf 15.30 Uhr) soll nunmehr auch der Preis angehoben werden. Dafür sprach sich der VFA mehrheitlich aus. Gegenstimmen kamen von den Freien Wählern und der Linken. Statt 45 sind künftig 55 Euro pro Modul (Früh-, Mittags-, Spät- und Ferienbetreuung) fällig. Ursprünglich vorgesehen waren 90 Euro, von dieser Verdoppelung der Beiträge rückt die Stadtverwaltung nunmehr aber wieder ab. Die CDU hätte lieber eine Erhöhung um lediglich fünf Euro gesehen, mit den zehn Euro könne sie aber auch leben, so Silvia Stier. Die Mehreinnahmen sollen unter anderem dafür eingesetzt werden, Teamleitungen in den Schulen für die Betreuung zu installieren. „Wir brauchen an jeder Schule einen Ansprechpartner“, betonte Gabriele Wörsching. Die Klientel werde zunehmend schwieriger. Teilweise sei eine Einzelkindbetreuung notwendig, teilweise würden auch Kinder mit nur geringen Deutschkenntnissen aus den Vorbereitungsklassen in die Betreuung kommen. Der Gesamtelternbeirat erhob keine Einwände gegen die Preiserhöhung. Er regte aber an, über die Verkürzung der Betreuungszeiten noch einmal nachzudenken. Sie werde von einer Reihe von Familien benötigt.