Voller Einsatz: In diesem Bild ist ein Bauhof-Mitarbeiter versteckt. Foto: Marius Venturini

Warum der Baum für den Rathausturm nicht gleich zu Boden gebracht werden kann.

Kornwestheim - Ob der Rat der Passantin ernst gemeint ist, lässt sich nicht mehr ganz nachvollziehen. „Wenn mein Vater früher Probleme mit schwerem Gerät und zu weichem Boden hatte, hat er einfach die Bundeswehr gerufen“, gibt sie der Kornwestheimer Bauhofchefin Martina Kurz am Montagvormittag mit auf den Weg, bevor sie mit ihrem Hund von dannen zieht. Kurz, am Steuer eines städtischen Pritschenwagens, bedankt sich und lässt den Blick von der Zügelstraße aus in Richtung Norden schweifen. Dort steht es, das schwere Gerät: ein Autokran, der gerade versucht, rückwärts wieder auf festen Untergrund zu rangieren. Der Baum, der mit seiner Hilfe hätte gefällt und auf einem Tieflader verstaut werden sollen, ragt nach wie vor majestätisch in den grauen Vormittagshimmel. Der Untergrund ist für den enormen Kran zu weich, sodass die Aktion am Montag abgebrochen werden muss.

Zweiter Versuch

Daran, dass der etwa zwölf Meter hohe Baum von Mittwoch an die Spitze des Rathausturmes ziert, beleuchtet und vertäut, ändert sich allerdings nichts. An diesem Dienstag steht am späten Vormittag ein neuer Versuch mit einem besser geeigneten Kran an. Dann muss aber alles klappen.

In der Vergangenheit liefen die Fällaktionen des Bauhofs in der Vorweihnachtszeit relativ unproblematisch. Jemand spendet einen oder mehrere Bäume, das Bauhof-Team fällt das Nadelgehölz, lädt es auf und fährt es an seinen Bestimmungsort. Dort wird es bestenfalls gleich aufgestellt. Neben dem großen Baum für den Rathausturm braucht es auch noch etwas kleinere für Holzgrund- und Marktplatz, für das Alte Dorf und für den Martin-Luther-King-Platz in Pattonville. Nur in diesem Jahr scheint irgendwie der Wurm drin zu sein.

Eine Reihe von Problemen

Szenenwechsel. „Es hat heute Morgen ja schon schlecht angefangen“, sagt Martina Kurz, als sie eine halbe Stunde zuvor an einem Baumgrundstück am Oßweiler Weg steht. „Als wir in der Hermannstraße den Baum für den Marktplatz fällen wollten, hat ein Auto die Zufahrt versperrt.“ Und nachdem dieses Problem gelöst war, ging es an der Zügelstraße weiter, wo der Kran auf dem nassen Boden partout keinen Halt finden wollte. „Hätten wir ein paar Grad minus wäre der Boden gefroren und das alles ein Kinderspiel“, sagt Kurz und lacht ein wenig bitter. Aber am Ende sei die Sicherheit aller Beteiligten das Wichtigste.

Mit vor Ort sind die Bauhof-Mitarbeiter Michael Aescht und Daniel Nicolaus. Sie warten. Der Baum für das Alte Dorf liegt auf der Gabel des Radladers schon parat. Nur der Laster zum Transport fehlt – auch das die Folge eines Problems. Der Fahrer kämpft andernorts mit dem Kran am Bauhof-Lkw, der einfach nicht richtig funktionieren will. Kräne und die Christbäume, die Geschichte dieses Montagvormittags.

Ganz ohne Kran legen Nicolaus und Aescht dann aber doch los: Sie suchen nach den Baum („Hier, der ist es, der mit dem rosafarbenen Punkt.“), dann lassen sie die Kettensäge sprechen. Erst entfernen sie ein paar wuchernde Äste, dann rücken sie dem Stamm zu Leibe. Nach ein paar gezielten Sägestößen ist es so weit: Der etwa neun Meter hohe, künftige Christbaum fällt in die gewünschte Richtung. Wenn alles glatt geht, soll er noch am Abend auf dem Holzgrundplatz stehen.

Und wenn nicht? Dann muss vielleicht doch die Bundeswehr anrücken.