Den Tanz gibt’s nur auf Video: Die Rombala-Hexen lassen nicht nur die Hüften, sondern auch sich selbst kreisen. Foto: Archiv/Peter Mann

Die Rombala-Hexen der Narren-Ober-Liga werden 44 Jahre alt – feiern können sie nicht.

Kornwestheim - Zu Beginn ein Zitat. Es dient in diesem Falle erstens dem Vergleich, ist zweitens äußerst anschaulich und dürfte drittens wahrscheinlich ein paar Wehmutstränen in einige Augen treiben. Am 8. Januar 2020 schrieb die KWZ: „Es rumpelt. Es poltert und holpert laut. Es donnert. Helle Lichtblitze zucken. Dann schleichen die Rombala-Hexen ums Eck, erst gemächlich, dann immer schnelleren Schrittes. Sie sortieren sich um den Hexenkessel und schon geht der wilde Brauchtumstanz los. Die Hexen sind erweckt. Die Fasnet kann kommen.“

Es war der Bericht vom bislang letzten regulären Hexenerwecken der Narren-Ober-Liga (NOL) in der Pattonviller Bürgerhalle. Vertreter von 22 befreundeten Vereinen waren gekommen, die Renegades-Guggen hatten ihren ersten Auftritt in neuer Besetzung, Tanzmariechen traten auf. . . Dann kam, nur wenige Wochen später und mitten in der Kampagne, die Corona-Pandemie und machte bis jetzt fast sämtliche Fasnets-Aktivitäten unmöglich. Und auch jetzt wird es wohl nichts werden mit Ausgelassenheit und groß angelegtem Beisammensein. Das ist für die Rombala-Hexen gleich doppelt ärgerlich: Erneut fällt eine Fasnets-Saison wahrscheinlich großteils ins Wasser. Und ihren 44. Geburtstag können sie somit auch nicht feiern, wie es eines solchen stolzen Alters gebühren würde.

Zu Ehren der Steckkartoffeln

Bei den Fasnetszünften feiert man traditionell die Schnapszahlen mehr als die „regulären“ Jubiläen. Im Jahr 1977 wurde die Hexengruppe gegründet. „Ausschlaggebend war, dass die Eltern, deren Kinder im Verein aktiv waren, ebenfalls aktiv am Vereinsgeschehen teilnehmen wollten, jedoch im Bereich der schwäbisch-alemannischen Fasnet“, heißt es in der Chronik der Gruppe – deren Name auf einen deutsch-schwäbischen Übersetzungsfehler zurückzuführen ist. Bei Gründung sei man sich sicher gewesen, dass „Rombala“ das Wort für „Steckkartoffeln“ ist. Man wollte sich auf die Bauersfrauen beziehen, die einst stundenlang in gebückter Haltung auf den Feldern um Kornwestheim Steckkartoffeln pflanzten. Als der Name schließlich veröffentlicht worden war, fiel es den Einheimischen auf: Rombala sind eigentlich Steckzwiebeln und keineswegs -kartoffeln. Nun, wer einen solchen Fauxpas 44 Jahre lang mit Fassung trägt, dem sind wohl auch weitere 44 beschieden.

„Erwecken to go“

Und vielleicht gibt es ja irgendwann auch wieder ein standesgemäßes Hexenerwecken. In diesem Jahr bleibt es bei einer vereinsinternen Veranstaltung, in Kleingruppen, mit Abstand. Zunftmeisterin Katherina Fehmer beschreibt das, was an diesem Dreikönigstag am Vereinsheim im Moldengraben über die Bühne gehen soll, als „Erwecken to go“. Vielleicht die Hälfte der rund 50 Hexen sei vor Ort, es gebe unterm Zeltdach eine kleine Begrüßung von NOL-Präsident Martin Türk – und natürlich die Häs-Abnahme. „Etwas Positives hat das Ganze vielleicht: Den Zwiebelkuchen, den es sonst für unsere Gäste gibt, haben wir diesmal nur für uns“, sagt Fehmer und lacht.

Den legendären Tanz, ohne den ein Erwecken unmöglich ist, gibt’s außerdem per Video. „Da viele Familien gemeinsam bei den Hexen sind, haben sie für sich getanzt und es aufgenommen“, so Fehmer. Daraus und aus Aufnahmen aus der Vergangenheit sei ein Beitrag entstanden, zu dem die Rombala-Hexen endlich wieder ihr schaurig-schönes Gesicht zeigen dürfen.

Mitgliederzahl stabil

Die Zunftmeisterin schaut aber schon voraus. „Uns geht es diesmal nicht nur um Rückblicke“, sagt sie. Da es eine richtige Häs-Abnahme gebe, könnten sich die Mitglieder auch kostümiert in der Öffentlichkeit zeigen – „zum Beispiel beim Spazierengehen“, fügt Fehmer hinzu. Präsenz zeigen sei angesagt. Sie freut sich, dass in der Maskengruppe die Mitgliederzahl trotz Corona gleich geblieben ist. „Bei uns ist die Stimmung nicht so schlecht wie anderswo, aber es wird langsam ziemlich zäh, die Leute weiter bei der Stange zu halten.“ Denn die Enttäuschung darüber sei schon spürbar, dass nichts voran gehe.

Viele Veranstaltungen für die kommenden Wochen hat die NOL zwar noch nicht abgesagt. Geplant wird dennoch kurzfristig, oder man kommt erneut vereinsintern zusammen. Und wer weiß, vielleicht kann dann im nächsten Jahr wieder live getanzt werden.

Rombala-Häs – und was sonst noch Närrisches passiert

Die Rombala-Hexe
Die Larve wird aus Lindenholz geschnitzt, im Mund befinden sich zwei bis vier Zähne, im Gesicht mehrere Warzen. Der geflochtene Zopf hängt an der rechten Seite hinunter. Die gesamte Entstehungs- und Änderungsgeschichte des Rombala-Häs findet sich online auf www.narren-ober-liga.de.

Krähen-Hexen
 Die Hexengruppe der Freien Narrenzunft hat ihr Hexenerwecken auf den 6. Januar vorverlegt – als interne Veranstaltung. „Das Erwecken wird gefilmt und dann am 7. Januar online gestellt“, sagt Zeremonienmeisterin Susanne Brutschek. Es sei auch hier nur ein kleiner Kreis, der mitmache.

Kornfetz
 Die Kornwestheimer Zunft trifft sich laut Webmasterin Sarah Holzmann an diesem Mittwoch im Salamander-Stadtpark, um – ebenfalls zumindest vereinsintern – die Geschichte des Kornfetz zu hören und ihn zu erwecken. „Es wird etwas Kleines, getestet und geboostert“, so Holzmann.