Foto: Marius Venturini

Die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) hat die Theodor-Heuss-Realschule besucht und einen Einblick in die dortige Arbeit erhalten.

Kornwestheim - Schon am Kreisverkehr vor der Osthalle wird klar: Irgendetwas ist hier heute anders als sonst. Da stehen Schüler rechts und links der Straße, wedeln mit bunten Fähnchen. Fährt man einige Meter weiter, stößt man am Abzweig zur Theodor-Heuss-Realschule (THRS) auf ein ähnliches Bild: Jugendliche winken, haben sogar ein Schild dabei. „THRS“ und ein Pfeil in die entsprechende Richtung ist darauf zu lesen. Und an der Schule selbst ist man des Rätsels Lösung schließlich ganz nah: „Bilkay Öney – V.I.P.“ steht dort auf einem Transparent.

Bilkay Öney (SPD) ist die Integrationsministerin des Landes Baden-Württemberg. Die 44-jährige Politikerin besucht die Theodor-Heuss-Realschule auf Einladung des Konrektors Björn Wimmer. Der ist bekanntlich sehr stolz auf die Bemühungen in Sachen Integration ausländischer Schüler, die an seiner Bildungseinrichtung laufen.

Vor Ort ist schließlich alles versammelt, was Rang und Namen hat – außer der Kornwestheimer Oberbürgermeisterin Ursula Keck. Sie wird sich einige Minuten verspäten. In der Mensa sitzen derweil Vertreter der Baden-Württemberg-Stiftung, die etwa den Austausch von deutschen und türkischen Lehramtsstudenten an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg finanziert (wir berichteten). Unter anderem ist Schulamtsdirektorin Lieselotte Seemüller dabei, ebenso Recep Aydin vom türkisch-islamischen Kulturverein, mit dem die THRS derzeit eine Partnerschaft entwickelt. Schülersprecher Alan Jusuf ist anwesend, genauso wie Vertreter des Elternbeirats, Lehrer und einige Schüler.

Sie alle lauschen gemeinsam mit Bilkay Öney, als Björn Wimmer einen kurzen Abriss über das Geschehen an der Schule gibt – er spricht über den bilingualen Zug, die neue Gesundheits-Erziehung, die auch muslimischen Kindern näherbringen soll, wie das denn so ist mit dem Erwachsen werden. Darüber, dass man für die Zusammenarbeit mit dem türkisch-islamischen Kulturverein vielleicht auch beim Fastenbrechen am 19. Juli in der Kornwestheimer Ayasofya-Moschee zugegen sein wolle.

Die Ministerin scheint beeindruckt – und beweist beim folgenden Schulrundgang Fachkenntnisse in Sachen Hip-Hop-Musik. Wie das? Der Schüler Faruk Ayar legt als Programmpunkt im Musiksaal einen Hip-Hop-Auftritt hin – den Bilkay Öney interessiert verfolgt. „Wer sind deine Vorbilder?“ will sie anschließend wissen, worauf Faruk antwortet: „Tupac und ein paar andere, die Sie wahrscheinlich nicht kennen werden. Eko Fresh zum Beispiel.“ Das kann die Ministerin so aber nicht gelten lassen. „Hey, Eko Fresh kenne ich“, protestiert sie lachend.

Nach einer Dance-Vorführung der Tanz-AG geht es wieder zurück in die Mensa – wo die Ministerin sich für den Empfang bedankt. Es sei zunächst einmal „eine Schule mit einem wunderbaren Namensgeber“. Anschließend heißt sie im Speziellen die Art und Weise gut, wie das Projekt Gesundheits-Erziehung angegangen werden soll. Denn es ist geplant, auch Fragebögen an die Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund zu verteilen. „Wir arbeiten mit den Kindern, weil wir sie an den Schulen erreichen. Aber wir müssen auch die Eltern erreichen“, so Öney. Es könne nicht sein, dass man versuche, eine Generation zu integrieren und die andere außen vor lasse. „Ich mache Ihnen allen ein Kompliment, natürlich auch den Geldgebern, dass so etwas hier stattfindet“, sagt sie.

Diesen Ball greift Wimmer gerne auf. „Unsere Aufgabe ist es, Chancen zu entwickeln und mit Hilfe von Netzwerken Wege zu eröffnen.“

Zum Abschluss berichtet der Konrektor noch von einem kleinen, aber besonderen Satz, den er bei der Ankunft der Ministerin aufgeschnappt hat. „Da hat es geheißen: ‚Wow, die ist ja voll hübsch’.“ Jaja, die Schülerinnen an der THRS seien da sehr frei ’raus. Und zum Ende des offiziellen Teils löst Wimmer noch das letze Rätsel des Anfahrts-Spaliers für die Ministerin auf: „Ein spezieller Dank geht an die Schüler und Schülerinnen der 9a, die den Lotsendienst übernommen haben.“