Sophia Koch mit dem Halbbruder des Schafbocks Justus: Er hat sich auf der Jugendfarm schon gut eingelebt. Foto: Werner Waldner

Der Alltag war im Moldengraben halbwegs eingekehrt, als nun wieder geschlossen werden musste.

Kornwestheim - In der vergangenen Woche hat sich das Jugendfarm-Team für dieses Jahr von den Kindern und Eltern verabschiedet – ohne persönliches Treffen und insbesondere ohne Winterweihnachtsfeuer. Die lodernden Flammen bildeten in der Vergangenheit den krönenden Abschluss des Vereinsjahres.

Der Lockdown Mitte Dezember stoppte ziemlich abrupt die Aktivitäten des Jugendfarmvereins. Und dabei hatte sich der Alltag nach der ersten Zwangspause gerade wieder ein wenig eingespielt. An drei Tagen in der Woche verbrachten Schulgruppen den Nachmittag auf dem Gelände im Moldengraben. Damit sie sich nicht zu nahe und ins Gehege kamen, teilten Erzieherin Sophia Koch und ihr Team den Platz. Mittwochs und freitags war offener Betrieb auf der Jugendfarm angesagt. Eltern mussten die Jungen und Mädchen für die Betreuung anmelden und die Erwachsenen auf dem Gelände eine Maske tragen. Ihre Getränke mussten sich die Jungen und Mädchen mitbringen, aber all das sei unkompliziert und reibungslos verlaufen, berichtet Sophia Koch vom Pandemie-Alltag auf dem Gelände. Und es sei richtig und gut gewesen, dass die Jugendfarm dieses Angebot habe bereithalten können. Es habe als Ersatz gedient zum Beispiel für das Sporttraining, das die Vereine wegen Corona nicht mehr hätten anbieten dürfen.

Beim ersten Lockdown im Frühjahr hatte die Jugendfarm – so wie jetzt auch – ganz schließen müssen, die fest angestellten Mitarbeiter gingen in die Kurzarbeit und verbrachten weniger Zeit auf dem Gelände. Aber die reichte, um beispielsweise die Schmiede fertigzustellen, den Werkzeugcontainer auszumisten und sich um die Tiere zu kümmern. Ja, das seien auch alles wichtige Aufgaben, „aber der Platz lebt nun einmal durch die Kinder“, sagt Sophia Koch, die eigentlich gehofft hatte, dass die Jugendfarm in diesem Jahr nicht mehr komplett schließen muss. Dem war aber nicht so.

Das Jahr war für die Jugendfarm insgesamt nicht leicht. Im April waren am Tag vor Ostern Unbekannte aufs Gelände vorgedrungen und hatten den Schafbock Justus geschächtet. Das Entsetzen war groß. Mittlerweile gibt’s Ersatz für den nach wie vor schmerzlich vermissten Justus: Sein Halbbruder ist auf der Jugendfarm eingezogen und hat sich mittlerweile auch gut eingelebt, wie Sophia Koch berichtet. Aber einen weiteren Verlust hatte die Jugendfarm zu beklagen: Ein auf dem Gelände lebender Kater war auf der B 27 überfahren worden. Auch eine Ente ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Die Platzleiterin geht davon aus, dass sich ein Raubvogel das Tier geholt hat.

Trotz der Verluste wird die Farm ihrem Namen gerecht, leben auf dem Gelände im Moldengraben doch unter anderem vier Schafe, zwei Ziegen, sechs braune Hühner, ein Hahn, Hasen und Katzen, die auch während der Schließzeit versorgt werden wollen. Ehrenamtliche kümmern sich um die Tiere und haben einen Futterdienst eingerichtet.

Sophia Koch hofft, dass im kommenden Jahr möglichst früh wieder alles seinen gewohnten Gang nehmen kann, der aber – weil’s das Konzept der Einrichtung so vorsieht – keine vorgefertigten Wege vorsieht. Aber das Sich-dem-Treiben-Hingeben und das Nutzen der vielfältigen Möglichkeiten machen den Charme der Jugendfarm aus. Wie groß ist der Wunsch nach Normalität bei Sophia Koch? „Sehr, sehr, sehr groß“, antwortet sie.