Markus Zink Foto: privat

Das Schlagzeug ist Instrument des Jahres. Im Interview dazu: Musiklehrer Markus Zink.

Kornwestheim - Die Landesmusikräte haben gemeinsam das Drumset zum Instrument des Jahres 2022 gekürt. Es löst damit die Orgel ab, die im vergangenen Jahr den Titel getragen hat. Deutschlandweit gehört das Drumset zu den fünf häufigsten gespielten Instrumenten in den Musikschulen. Und auch in Kornwestheim dürfen sich die beiden Schlagzeuglehrer Markus Zink und Akos Nagy über Zulauf nicht beklagen. Mit Markus Zink haben wir über das Instrument des Jahres 2022 gesprochen.

Herr Zink, ist das Schlagzeug ein schwer zu erlernendes Instrument?

Es ist zumindest nicht ganz einfach, weil Sie mit beiden Händen und mit beiden Füßen spielen.

Was sollte man an Fähigkeiten mitbringen, wenn man das Schlagzeugspielen erlernen will?

Das Wichtigste ist eine gewisse Koordinationsgabe, weil Sie – wie gesagt – mit Händen und Füßen spielen. Und es sollte eine Fähigkeit zur Abstraktion geben.

Das heißt?

Sie spielen mit dem Schlagzeug keine Melodien, die Musik leichter begreifbar machen. Schlagzeuger haben über den Rhythmus am musikalischen Kontext teil – und dafür ist die Abstraktion ganz hilfreich.

Aus wie vielen Bestandteilen besteht ein Drumset?

Das ist ganz unterschiedlich. Das kleinste Standardinstrument besitzt vier Trommeln, Hi-Hat und zwei Becken. Nach oben gibt es fast keine Grenzen. Es gibt Drumsets mit 25 Trommeln und bis zu 30 Becken.

Vermutlich geht’s in den ersten Unterrichtsstunden aber nicht gleich mit 50 Trommeln und Becken los.

Das ist richtig. Der Unterricht baut sich fast chronologisch auf, so wie sich auch das Drumset im Laufe der vergangenen 100 Jahre entwickelt hat. Erst spielen Sie nur die Snare-Drum mit den Händen, dann kommen irgendwann die Füße hinzu.

Und wann bin ich bereit fürs Mitspielen in einer Band?

Das hängt ganz davon ab, wie viel Sie üben und wie viel Energie Sie investieren. Schön ist es, wenn man zunächst einzelne Instrumente in einer Blaskapelle mitspielen kann. Für die Bandarbeit am kompletten Drumset sind Sie nach ungefähr drei Jahren bereit.

Für Eltern und Nachbarn sind Schlagzeug lernende Kinder vermutlich eine Belastungsprobe?

Das Schlagzeug wird leider oft mit Lautstärke und Krach verbunden. Aber da tut man dem Instrument Unrecht. Wenn man es ordentlich erlernt und die Technik beherrscht, dann ist es zweifelsohne Musik.

Trotzdem: Brauche ich einen schallgeschützten Kellerraum, wenn ich Drumset spielen will?

Ob’s gleich ein schallgeschützter Keller sein muss, das sei dahingestellt. Aber eine Wohnung in einem Wohnblock ist vielleicht auch nicht die ideale Umgebung.

Ist der Eindruck richtig, dass es eher die Jungen sind, die sich fürs Schlagzeug interessieren?

Das stimmt. Leider habe ich nur sehr wenige Mädchen im Unterricht . Woran das liegt, das ist schwer zu sagen – vielleicht daran, dass sich in der Öffentlichkeit das Bild von einem Mann am Schlagzeug eingeprägt hat. Aber es gibt überhaupt keinen Grund, warum nicht auch Mädchen Drumset spielen sollen.

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass das Drumset als ein Instrument gilt, an dem man seine Aggressionen auslassen kann.

Auch so ein völlig falsches Bild in der Öffentlichkeit. Wenn Sie Aggressionen loswerden wollen, empfehle ich einen Boxsack. Feinfühligkeit ist fürs Schlagzeugspielen nicht verkehrt.

Es gibt Instrumente, für die lassen sich Kinder und Jugendliche nur schwer begeistern. Wie sieht das beim Drumset aus?

Das Schlagzeug ist ein populäres Instrument und es gibt gute Anmeldezahlen für den Unterricht in der Musikschule.

Was müssen Eltern investieren, wenn Sohn oder Tochter sich fürs Schlagzeug entscheiden?

Ein gutes Einsteiger-Set kostet rund 1000 Euro. Nach oben gibt’s dann keine Grenzen mehr.

Wie sind Sie selbst zum Schlagzeug gekommen?

Meine ersten Blockflötenversuche waren nicht sehr erfolgreich. Die Entscheidung fürs Schlagzeug war dann eher eine Entscheidung gegen hohe Töne.