Als Ex-Junkie warnte Dominik Forster die Schüler vor dem Drogenkonsum. Foto: Anne Fuhrmann

Vom Gelegenheitskiffer bis zum Drogendealer und Gefängnisinsassen: Der Ex-Junkie Dominik Forster hat eine heftige Vergangenheit hinter sich.

Kornwestheim - Lässig steht Dominik Forster da, die linke Hand in der Hosentasche, die rechte am Mikro. Auf dem Kopf trägt er eine verkehrt herum aufgesetzte Kappe. Die hochgekrempelten Ärmel seines Kapuzenpullis geben den Blick auf seine Tattoos frei. Auch das, was aus seinem Mund kommt, erinnert mehr an Gangster-Rap als an einen seriösen Vortrag. Doch der 30-Jährige ist mit einem ernsten Anliegen an die Philipp-Matthäus-Hahn (PMH)-Gemeinschaftsschule gekommen: Er will die Schüler aufrütteln.

Vom Gelegenheitskiffer bis zum Drogendealer und Gefängnisinsassen: Der Ex-Junkie hat eine heftige Vergangenheit hinter sich. Sein Ziel: Er will verhindern, dass andere Jugendliche ähnliche Dinge durchmachen müssen. Deshalb steht er am Freitagvormittag vor 150 Schülern der Klassen sieben bis neun, um seine Geschichte, um die ganze Wahrheit über das Thema Drogen zu erzählen.

Schon die ersten Sätze seines Vortrags haben es in sich. „Ich habe mich mit allem zugedröhnt, was zu kriegen war“, gesteht er. Er musste eine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verbüßen, weil er Drogen nicht nur konsumiert, sondern auch verkauft hat. „Das Schlimme an meiner Geschichte ist allerdings, dass sie nichts Besonderes ist.“

Bereits nach der kurzen Einleitung ist klar, dass der 30-Jährige kein Blatt vor den Mund nehmen wird. Offen und schonungslos beschreibt er Details. Er flucht, bedient sich der Fäkalsprache und vulgärer Ausdrücke. Und das mit voller Absicht, denn Forster will, dass ihn die Jugendlichen verstehen und ihm zuhören. Dass er deswegen von vielen Erwachsenen schief angeschaut wird, stört ihn nicht.

Sichtlich betroffen hören die Schüler zu, als der 30-Jährige davon berichtet, wie sein Leben aus den Fugen verraten ist. Nachdem Dominik Forster im Alter von neun Jahren einen schweren Unfall hatte, verschlechterte sich der psychische Zustand seiner Mutter. Sein Vater flüchtete sich in den Alkohol. Der junge Dominik kam auf die Hauptschule, wo er von Klassenkameraden beschimpft, verprügelt und angespuckt wurde. Als er schließlich neue Freunde fand, begann die Abwärtsspirale. Er wollte beliebt sein und zu den coolen Teenagern gehören, erinnert er sich. Um mit den anderen mithalten zu können, begann er ebenfalls damit, sich zu betrinken, und griff später auch zu Drogen.

Sich selbst vergleicht Forster mit einer Rakete, die irgendwann explodierte. „Durch das Konsumieren fühlt man sich erst unfassbar toll“, sagt er. Speed, Kokain, Chrystal Meth und LSD: Noch in seiner Ausbildung probierte er unterschiedliche Drogen aus. Zwei Jahre lang nahm er vor allem chemische Substanzen. Insgesamt rund zwei Kilogramm habe er sich in dieser Zeit eingeworfen – mit drastischen Folgen.

Der Entzug bereitete ihm schwere körperliche Schmerzen. Seine inneren Organe waren vernarbt, er musste operiert werden. Die Zeit in Haft setzte ihm so zu, dass er einen Selbstmord erwägte. Noch heute kämpft der 30-Jährige mit den Nachwirkungen des langen Konsums. Zwar hat sich sein Körper weitgehend regeneriert. Doch psychische Probleme, vor allem Paranoia, sind geblieben. Auch deshalb ist es ihm wichtig, mit seiner Geschichte ein warnendes Beispiel zu sein. Seine Botschaft an die Jugendlichen: „Du kannst so viel erleben. Partys sind nur ein kleiner Teil.“ Man müsse jungen Leuten zeigen, wie sie ohne Drogen ihr natürliches High erleben können.

Der Vortrag von Forster ist die erste Veranstaltung dieser Art zum Thema Drogenprävention an der Schule. Er wurde vom Elternbeirat der PMH-Schule initiiert und von Lehrer Lukas Köllner organisiert. Eine Spendensammelaktion hat dazu geführt, dass die Veranstaltung möglich war. Mit 400 Euro hat sich der Lions Club Kornwestheim daran beteiligt.