Ärgernis: die Baustelle Ärgernis: die Baustelle am Busbahnhof. Links der Abgang in die Unterführung, in der die feuchte Gewerbeeinheit liegt. Die Platane (Mitte hinten) ist nicht am Schaden schuld. Foto: Mathes

Eine Baustelle am Busbahnhof mutiert zum Dauer-Ärgernis. Hinter dem unansehnlichen Loch steckt eine vertrackte Geschichte.

Kornwestheim - In eine leer stehende Ladeneinheit am Eingang der Bahnhofsunterführung tropft Wasser. Eigentlich gibt es für die Räume einen Kaufinteressenten. Doch der will nicht in lecke Decken investieren. Deshalb wird in einem weit aufgerissenen und mit Warnbaken abgesperrten Bauloch neben dem Busbahnhof seit geraumer Zeit unterirdische Ursachenforschung betrieben – deren Begleiterscheinungen aber zunehmend für Unmut sorgen. So auch in der Sitzung des technischen Ausschusses, in der sich nicht nur Stadträte, sondern auch Zuhörer über den „Schandfleck“ aufregten. Erster Bürgermeister Dietmar Allgaier erklärte, das Ordnungsamt habe der Eigentümergemeinschaft eine Frist zum Verfüllen des Loches gesetzt.

Besagtes Loch sieht nicht nur hässlich aus, sondern beeinträchtigt auch den Verkehr: So müssen die Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL), für deren Busse wegen der Baustelle die Aufstellfläche nicht mehr ausreicht, die Linie 413 Richtung Ludwigsburg seit Juli 100 Meter weiter nördlich vor dem E-Center-Parkplatz halten und abfahren lassen. Sehr zum Ärger der Fahrgäste.

Denn die Interims-, die inzwischen eigentlich schon wieder zu einer Art Dauer-Haltestelle geworden ist, bietet weder Schutz vor Wind, Regen und Schnee noch verfügt sie über Sitzgelegenheiten. Besonders für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Gehhilfen, zumal wenn sie den Bus wechseln oder ins Taxi umsteigen und dafür den Weg zum Busbahnhof zurücklegen müssen, ist das mühsam. Entsprechend verstimmt sind die Fahrgäste. Das bekommt auch die LVL zu spüren. „Die Leute sehen, dass auf der Baustelle monatelang nichts passiert. Sie sind frustriert“, berichtet Frank Metzger von der LVL-Betriebsleitung. „Aber leider haben wir ja keinerlei Einfluss auf die Situation. Und jetzt kommt der Winter, da wird es an der Haltestelle noch schmuddeliger. So kann das doch nicht weitergehen.“

Der Stillstand kommt aber nicht von ungefähr: So lange der Grund für den Wassereintritt in die UG-Räume unklar war, wurde das Loch auch nicht gestopft. Es aufzureißen war ohnehin mit viel Aufwand verbunden gewesen, denn zwischen Bauwerk und Straßenbelag ist eine 20-Zentimeter-Betonschicht aufgebracht – sie sollte einst garantieren, dass neben Bussen auch US-Panzer die Straße entlang rollen können, ohne Schäden zu verursachen.

Zunächst hatte eine Platane im Verdacht gestanden, durch ihr Wurzelwerk die Abdichtungsschicht des Bauwerks beschädigt zu haben. Der Baum steht auf städtischem Grundstück. Ergo wäre die Stadt für die Behebung des Dichtungsschadens in der Pflicht gewesen – so die Folgerung der Wohneigentümergemeinschaft, die für den Zustand des Gebäudes geradestehen muss. Mehrere Gutachter, Juristen und Versicherungen beschäftigten sich unterdessen mit dem Fall. Doch die Fachleute schließen die Platanenwurzeln als Übeltäter inzwischen aus. Fehler in der Bauausführung waren offensichtlich der Grund für die Dichtungsprobleme. Außerdem soll eine Betonwand im Erdreich, deren Funktion weder Stadt noch Sachverständige so recht deuten können, eine fachgerechte Abdichtung der direkt daran angrenzenden Gebäudehülle erschwert haben. Eventuell hatte die Wand bei der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes als Baugrubenabsicherung gedient.

Angesichts des Experten-Ergebnisses hat die Wohneigentümergemeinschaft beschlossen, den Schaden nun beseitigen zu lassen. Von der Stadt braucht sie dazu noch das Placet, weil die ans Gebäude angrenzende unterirdische Betonwand wiederum auf städtischem Grund liegt. Es gibt also Aussichten, dass der „Schandfleck“ verschwinden wird. Wie lange die Bauarbeiten im heranziehenden Winter allerdings dauern werden, das ist im Moment noch offen.