Kornwestheimer Krähen-Hexen Foto: Infografik STZ/mik

Am 2. Februar laufen rund 80 Gruppen und Vereine durch die Stadt, darunter viele Brauchtumsgruppen.

Kornwestheim - Achtung, Faschingsfreunde: Der große Kornwestheimer Fasnetumzug am Sonntag, 2. Februar, startet bereits um 13.11 Uhr am Marktplatz. In der Vergangenheit ging es erst immer um 14.11 Uhr los. Aber: „Weil sich wieder so viele Gruppen angemeldet haben, und wir nicht in die Dunkelheit hineinlaufen wollen, geht es diesmal eine Stunde früher los“, sagt Martin Türk, der Vorsitzende des Ausschusses Kornwestheimer Fasnet, der den Umzug organisiert.

Daraus lässt sich eine weitere wichtige Information erschließen: Der Kornwestheimer Umzug wird auch in diesem Jahr pickepackevoll sein. Rund 80 närrische Fasnachtsgruppen, Kapellen und Vereine aus Kornwestheim und dem näheren und weiteren Umland haben sich wieder angemeldet. Die Organisatoren freut das, ihr Konzept geht auf. Vor einiger Zeit hatten sie beschlossen, den Umzug nur noch alle zwei Jahre stattfinden zu lassen. Weil’s aber im Frühjahr 2019 so gut lief, wurde dieser Vorsatz sodann wieder gekippt und schon für 2020 der nächste närrische Lindwurm anberaumt.

Wer sich die Liste der Mitlaufenden ansieht, der bemerkt schnell: Kornwestheim wird an jenem Sonntag zu einem echten – nun wie nennt man das? – Mekka oder vielleicht besser Blocksberg für Hexen. Mehr als 25 Hexengruppen haben sich angemeldet. „Das sind viele, ja“, sagt Martin Türk, weist indes darauf hin, dass auch in den vergangenen Umzugsjahren „immer reichlich viele Brauchtumsgruppen“ durch die Kornwestheimer Straßen gezogen seien – sprich mythische Sagengestalten der schwäbisch-allemannischen Fasnet mit Larve und Häs.

Die Hexe hat aber auch unter all diesen Fasnetsfiguren einen besonderen Platz. Sie ist eine der bekanntesten und am häufigsten dargestellten Sagengestalten. Die Hexe ist ikonisch, strahlt außerdem etwas Anarchisches aus, gibt ihren Darstellern viel Bewegungsfreiheit und viele Möglichkeiten Schabernack zu treiben. Gleichzeitig sind Hexen natürlich gruselig anzuschauen und ein bisschen lotterig, oft kommen sie mit Hakennase, Kittel und Flickenrock daher, mit Reisigbesen, Strohschuhen und Ringelstrümpfen.

Viele Gruppen suchen – teils augenzwinkernd, teils auch durchaus mit einem gewissen Ernst – Querverbindungen zur Geschichte ihrer Heimatstadt oder -gemeinde, um ihre Hexendarstellung historisch zu unterfüttern. Die Kornwestheimer Rombala-Hexen (Rombala sind Steckzwiebeln) der Narren-Ober-Liga stellen beispielsweise alte runzlige und bucklige Frauen dar, wie sie auf den Feldern rund um Kornwestheim arbeiteten, oft in gebückter Haltung. Der Legende nach bezeichneten die Kinder die Frauen auch als „Hexen“. Wild unterwegs sind auch die Krähen-Hexen der Freien Narrenzunft. Sie stellen ebenfalls alte Weiber dar, mystisch und buckelig. Nicht weit von Krähenfeldern lebten diese Hexen, so die Geschichte, auf die sich die Freie Narrenzunft beruft.

Und auch die Geschichten der Hexen von außerhalb, die beim Umzug mitlaufen, sind magisch, farbenfroh und teils mit einem Schuss Wahrheit versehen. Die Kaltenecker Burghexa beziehen sich unter anderem auf eine Legende aus dem Bauernkrieg im 16. Jahrhundert. Ähnlich weit geht die Historie der Rohrer Waldhexen zurück. Sie berichten vom Stallmeister Hans von Hutten, den Herzog Ulrich von Württemberg laut einer Chronik im Jahr 1515 tötete, um ihm die Frau zu stehlen. Der Mann soll an einer Eiche aufgehängt worden sein, der mystischen Hutteneiche, einmal im Jahr ersteht der Stallmeister allerdings wieder auf. „Unsere Hutteneiche verkörpert mit der Maske, Hans von Hutten. Die übrigen Mitglieder verkörpern die Frau von Hutten“, heißt es von den Rohrer Waldhexen.

Die ersten Fasnetsgruppen mit Holzmaske stammen aber natürlich aus moderneren Zeiten. In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sollen sie sich im schwäbisch-alemannischen Raum verbreitet haben, nachdem ein Offenburger Kunstmaler die erste Hexengestalt erschaffen hatte. Manche sind natürlich auch viel „neuer“. Am teuflischen Datum 6.6.06 haben sich die Pforzheimer Höllenhexen gegründet – auch sie laufen in Kornwestheim mit.