Mittagessen können Kinder an den Schulen auch künftig nicht nur von Montag bis Donnerstag. Foto: dpa

Gemeinderat entscheidet auch gegen andere Verwaltungsvorschläge

Kornwestheim - Es geschehen noch Zeichen und Wunder“, kommentierte gestern Abend der Gesamtelternbeiratsvorsitzende Andreas Postl. Mit deutlicher Mehrheit hatte zuvor der Gemeinderat beschlossen, dass in den Schulmensen auch künftig freitags aufgetischt wird. Selbst aus der CDU kamen dafür Stimmen, obgleich Silvia Stier für den Großteil der Fraktion argumentiert hatte, mit Blick auf die Finanzlage der Stadt müsse es möglich sein, dass die Kinder zumindest einmal die Woche mit einem Vesper über den Mittag kämen. „Der Ganztag ist nun mal von Montag bis Donnerstag.“

Dr. Roland Bertet erklärte für die SPD: „Zum Ganztag gehört für uns, dass das Essen am Freitag beibehalten werden muss.“ Zumal es wahrscheinlich sei, dass der Ganztag in künftigen Lehrplänen auf fünf Tage ausgedehnt werde. „Wir freuen uns, dass es da bei der SPD ein Umdenken gegeben hat“, sagte Markus Kämmle für die Freien Wähler. Er wolle sich auch nicht den Vorwurf aus der Bevölkerung gefallen lassen, die Unterstützung des Stadtmarketings für 15 000 Euro sei dem Gemeinderat mehr wert als die Erhaltung des Schüler-Freitagessens für rund 13 000 Euro. Ralph Rohfleisch (Grüne/Linke) befand, der Verwaltungsvorschlag sei ein Hemmschuh für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Die Räte beschlossen auch, die Mensa an der Realschule zu erhalten. Ebenfalls nur einen Teilerfolg erzielte die Stadtverwaltung mit dem Sparvorschlag, die Essenskosten in den Schulen auf einen einheitlichen Preis von 3,50 Euro heraufzusetzen. So viel wird das Essen zwar künftig für Schüler der Sekundarstufe kosten. Doch in den Grundschulen soll das Essen weiterhin etwas günstiger sein. Die Freien Wähler hatten in einem Antrag einen Preis von 2,80 Euro gefordert, der aber keine Mehrheit fand. Konsensfähig war der Antrag der SPD, drei Euro pro Grundschulportion zu verlangen: SPD, Grüne/Linke, Freie Wähler und die Mehrheit der CDU stimmten dafür.

Dem vorausgegangen war noch einmal eine intensive Auseinandersetzung darüber, inwieweit man mit Einheitsportionen einen Überschuss an Essen generiere, der weggeworfen werde. „Wenn ich in der Pause einen Schüler sehe, der sein Vesper in den Müll wirft, würde ich das nicht akzeptieren. Erst recht nicht ist dann akzeptabel, wenn der Essenswegwerfmodus auch noch in der kommunalen Mittagsausgabe institutionalisiert wird“, betonte Roland Bertet. Oberbürgermeisterin Ursula Keck sagte, es werde jetzt schon nach Bedarf ausgeschöpft, und Gabriele Wörsching von der Schulverwaltung argumentierte, jede Schule solle die Essenmenge geliefert bekommen, die sie brauche – die Stadt wolle aber die unausgewogene Subventionierung kleiner und großer Portionen abschaffen.

Martin Ergenzinger, CDU, ärgerte sich, die Diskussion gehe von falschen Voraussetzungen aus. Der Preis der Nahrungsmittel, aus denen das Essen zubereitet werde, sei in der ganzen Kalkulation das Wenigste. Anlieferung, Infrastrukur, Personal – das sei es, was bei den Kosten ins Gewicht falle. Sein Fraktionskollege Wolfgang Ohnesorg fand die von der Stadt vorgeschlagenen 3,50 Euro Einheitspreis angemessen: „Ich unterstelle, dass es in Kornwestheim keine Familie gibt, die ihrem Kind für 3,50 Euro ein Essen auf den Tisch stellt.“

Die Eltern hatten in den vergangenen Tagen noch einmal alles gegeben, um die Stadträte von den geplanten Beschlüssen abzubringen. Die Eltern der Silcherschule hatten der Verwaltung einen Protestbrief geschickt. An der Schillerschule waren knapp 150 Unterschriften gesammelt worden, die Markus Kämmle Ursula Keck vor der Gemeinderatssitzung überreichte. Auch der Elternbeirat des Ernst-Sigle-Gymnasiums hatte die Stadträte angeschrieben: Es sei mitnichten so, dass die Schultür am Freitagmittag schließe. „An den Freitagen finden am ESG sieben Angebote statt, zwei Klassenstufen haben Nachmittagsunterricht und auch die Hausaufgabenbetreuung wird freitags durchgeführt“, heißt es darin. Die Zahl der bestellten Essen sei zuletzt kontinuierlich gestiegen.

GEB-Vorsitzender Andreas Postl hatte in der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Integration am Mittwochabend die Position der Eltern einmal mehr verdeutlicht. Addiere man alles, was die Stadt den Eltern an Mehrausgaben zumute, dann komme bei einigen ein Betrag von 700 Euro zusammen. „Das ist kein Pappenstiel“, so Postl, der noch einmal für den Erhalt der kleinen Essensportionen warb. Nur bei einem Drittel der ausgegebenen Essen in den Schulen handele es sich um große Portionen. Zwei Drittel der Eltern müssten folglich eine Preiserhöhung um 75 Prozent hinnehmen. 150 Essen, wusste Postl zu berichten, würden freitags ausgegeben, allein die Hälfte davon an der Schillerschule. Postl bat auch darum, den bereits gefassten Beschluss, die Betreuung der Schulkinder am Freitag um 15.30 Uhr enden zu lassen, zurückzunehmen.

Ursula Keck hatte sowohl im Sozialausschuss als auch in einem Antwortschreiben an die Eltern aus der Silcherschule darauf verwiesen, dass das Land den Ganztag nur von Montag bis Donnerstag finanziell unterstütze. Das Angebot der Kommunen für den Freitag sei freiwillig. Sie erläuterte auch noch einmal, warum die Abschaffung der kleinen Essensportionen und die Erhöhung der Preise notwendig sei. Zum einen solle der Zuschuss pro Portion reduziert werden, zum anderen ermöglichten einheitliche Essensportionen die Einführung von „passgenaueren Essensportionen“.