Oliver Pötzsch am ESG. Foto: Peter Meuer

Der Bestsellerautor Oliver Pötzsch stellt vor Gymnasiasten seinen neuen historischen Roman vor.

Kornwestheim - Oliver Pötzsch sitzt vor knapp 150 Gymnasiasten, auf dem Tisch vor ihm ein Totenschädel, und er warnt vor der weiten wilden Welt der Drogen. „Stechapfel“, sagt Pötzsch. Da müsse man aufpassen. „Wenn man das nimmt, kann man in einen Albtraum geraten, der ein Leben lang anhält.“ Pötzsch, Jahrgang 1970, Chucks und Jackett, ist kein Lehrer und auch kein Präventionsbeamter der Polizei. Er ist Autor – und kein unbekannter. Rund drei Millionen Bücher hat er bereits verkauft, auch in den USA, China und Russland wird Pötzsch gelesen.

Die kurze Warnung vor im Mittelalter gebräuchlichen Rauschmitteln ist dann folgerichtig auch nicht Teil einer „Keine-Macht-den-Drogen“-Kampagne. Pötzsch sprach am Dienstagmittag vor den 17 und 18 Jahre alten Schülern, um ihnen sein neues Werk nahezubringen. Zwischen den vier Kapiteln, aus denen er liest, streut er immer wieder Anekdoten ein, erklärt historische Fakten. Da geht es um den Beruf des Scharfrichters – Pötzsch selbst stammt aus einer alten „Henkersdynastie“. Da geht es um Leonardo Da Vincis Erfindungen („Er war seiner Zeit weit voraus“) und eben auch um früher gebräuchliche Heilmittel, Substanzen und Tinkturen. Es geht aber auch um das vielleicht berühmteste deutsche Geisteswerk – den Faust. Pötzschs aktuelles Buch „Der Spielmann“ erzählt nämlich die Geschichte von Johann Georg Faustus in Romanform neu. Der Autor hat Fakten über die wirklich einmal existierende Figur des Johann Georg Faustus zusammengetragen, sie mit weiterem geschichtlichen Wissen angereichert, seine Fantasie spielen lassen und alles zu einem historischen Roman verdichtet.

Der Roman beginnt Ende des 15. Jahrhunderts in Knittlingen im Kraichgau. Gaukler kommen in die Stadt, beobachtet vom noch jungen Faustus. Der schließt sich einem Magier an und gerät so schon früh mit dunklen Mächten in Kontakt, was bekanntermaßen später in Fausts Leben im Teufelspakt mit Mephistopheles mündet. Federführend organisiert hat die ungewöhnliche Lesung der Kornwestheimer Buchladen Bücherlurch, am Dienstagabend las Pötzsch noch einmal im K aus seinem Buch.

Vor den Schülern des Ernst-Sigle-Gymnasiums plaudert der Bestseller-Autor aber auch über seine eigene Schulzeit. Dass er kein Mathe-Ass gewesen sei, gibt er unumwunden zu. Wohler gefühlt habe er sich in Deutsch und Geschichte. Und: „Ich hatte schon in der achten Klasse den Berufswunsch Geschichtenschreiber“, berichtet er schmunzelnd. Wie man in Deutschland Romanautor wird, das habe er erst einmal herausfinden müssen. Nach dem Abitur besuchte Pötzsch die renommierte Deutsche Journalistenschule in München, arbeitete zunächst bei Medien wie dem Bayrischen Rundfunk. Erst seit 2013 ist er hauptberuflicher Romanautor. Dass es davon nicht viele gebe, ergänzt er, und weist auch daraufhin, dass für Autoren in den USA viel mehr Ausbildungsmöglichkeiten existierten. „Die Geschichtenerzählindustrie ist dort der drittgrößte Arbeitgeber“, so Pötzsch, der Hollywood als Beispiel nennt.

Entsprechend interessieren sich die Schüler in ihren Nachfragen besonders für Details des Autorenberufes. Ob die Bücher nochmal jemand vor Veröffentlichung lese, will ein Schüler wissen, und Pötzsch klärt über den Lektorenberuf auf. Und: Wie lange er für ein Buch benötige. „Nicht mehr als ein Jahr“, so der Autor. „Diese Frist habe ich mir selbst gesetzt.“ Er wolle seine Romane schreiben, während er dafür brenne.