Fre Foto: Werner Waldner

Wenn am 20. Juli über die Innenstadt debattiert wird, geht’s natürlich auch um den Handel.

Die Oberbürgermeisterin sieht’s pragmatisch: Natürlich habe die Zahl an Geschäften in der Kornwestheimer Innenstadt in den vergangenen Jahren abgenommen, sagt sie bei einem Rundgang durch die Innenstadt. „Aber das spiegelt den Bedarf der Menschen wieder.“ Der Einzug einer Tagespflege in Räumlichkeiten, die einst vom Einzelhandel genutzt worden seien, und einer physiotherapeutischen Praxis zeuge vom demografischen Wandel mit einem höheren Anteil an älteren Menschen. Die OB befürwortet den auch in Kornwestheim sichtbaren Einzug von Dienstleistungsunternehmen in die Innenstadt. „Das ist besser als Leerstand, besser als ein weiterer Ein-Euro-Shop, eine Shishabar oder einen weiteren Kebab-Stand.“

Benötigt: ein funktionierendes Zentrum

Keine Frage ist’s für Ursula Keck, dass eine Stadt wie Kornwestheim ein funktionierendes Zentrum benötigt. „Das erwarten die Menschen von uns.“ Die Innenstadt stehe für ein Miteinander, für persönliche Kommunikation. Aber braucht’s überhaupt eine Innenstadt, wenn viele Menschen viel lieber online einkaufen und sich ihre Waren bis vor die Haustür schleppen lassen? In dem Verhalten der Kunden sieht auch die OB einen gewissen Widerspruch. Wer online einkaufe, der fördere nicht das Miteinander, stellt sie klar. Aber deshalb die Innenstadt aufgeben? Das kommt für die OB nicht infrage.

Weshalb sie dazu steht, dass sich die Stadt – insbesondere in Person von Eyleen Dellori, die im Rathaus fürs Stadtmarketing verantwortlich ist – für die Innenstadt engagiert. Aber das stellt die Oberbürgermeisterin auch klar: „Unsere Aufgabe ist es, Impulse zu geben.“ Die Stadt könne nicht alles machen und sich nicht um jede Kleinigkeit kümmern. Es sei auch die Eigeninitiative der Einzelhändler und Hauseigentümer gefragt.

Eyleen Dellori hat sich ein Netzwerk an Kontakten aufgebaut – sowohl zu den Kaufleuten als auch zu den Immobilienbesitzern. Sie will helfen, Interessenten an Ladenlokalen und Eigentümer zusammenzubringen, auf dass möglichst wenig Leerstand entsteht. Das scheint zu klappen. „Wir sind gut durch die Corona-Pandemie gekommen“, zieht sie eine zufriedenstellende Bilanz der vergangenen Jahre. Derzeit gebe es nur zwei Leerstände am Bahnhofsplatz und in der Johannesstraße.

Ein Thema, bei dem Keck die Kaufleute in der Pflicht sieht, das sind die Öffnungszeiten. Die sollten für die ganze Innenstadt am besten einheitlich sein – mit einer Öffnung auch in den Mittagsstunden. „Das ist die Grundlage einer guten Kundenbindung“, sagt die OB. Aber natürlich verkennt sie auch nicht die Schwierigkeiten, die für manch einen Einzelhändler damit verbunden sein könnte. Wer kein Personal habe und sein Geschäft allein führe, der müsse auch einmal Pause machen. Die OB wünscht sich auch eine bessere Kommunikation von den Kaufleuten. Sie sollten in ihrer Werbung herausstellen, welche Pluspunkte die Kornwestheimer Innenstadt habe, zum Beispiel was die Parkmöglichkeiten betreffe.

Rundgang am Holzgrundplatz

Zwischenstation beim Rundgang am Holzgrundplatz: Auf der Südseite der Bahnhofstraße gibt’s mittlerweile drei Kebab-Läden. Ist das nicht zu viel des Guten? Die OB ist hin- und hergerissen. „Aber es ist ein Trend der Zeit“, sagt sie schließlich. Immer mehr Menschen würden nicht drei feste Mahlzeiten am Tag (morgens, mittags und abends) zu sich nehmen, sondern mehrmals am Tag lieber auf kleinere Mahlzeiten zurückgreifen. Und dazu passe das Angebot der Imbisse.

Was fehlen der Oberbürgermeisterin und der Stadtmarketing-Verantwortlichen? „Wir haben alles für den täglichen Bedarf“, betont Keck. „Ein Bekleidungsgeschäft und ein Schuhgeschäft in Ergänzung zu dem, was wir schon haben“, sagt die OB dann aber doch. Und ein Sportgeschäft wäre auch noch wünschenswert. Ach ja, mehr gastronomische Angebote für eine höhere Aufenthaltsqualität kämen auch gut an.

Noch ein Wunsch? Eine Fußgängerzone, sagt Keck. Auch das dürfte ein Thema sein, was bei der Bürgerversammlung intensiv diskutiert wird.