Der Rote Flitzer im Depot. Foto: Dominik Florian/Dominik Florian

Der Förderverein Schienenbus blickt nach einen Jahr voller Absagen optimistisch auf die neue Saison.

Kornwestheim - Eigentlich werden die Waggons der Roten Flitzer im November für die Fahrten auf die Weihnachtsmärkte fertig gemacht. Doch in diesem Jahr lief die Adventszeit für den Kornwestheimer Schienenbus anders. „In einem normalen Jahr wäre der Dezember unser wichtigster Monat gewesen, in dem wir die meisten Fahrten gehabt hätten“, sagt Gerd Hesse, Vorsitzender des Fördervereins Schienenbus, der hinzu fügt: „Aber das ist kein normales Jahr. Da keine Weihnachtsmärkte stattfinden, gibt es auch keine Fahrten dorthin.“

Die Corona-Pandemie hat auch beim Förderverein Schienenbus seine Spuren hinterlassen. Statt der bis zu 40 Fahrten im Jahr rollte der Rote Flitzer nur sechsmal auf den Schienen. An zwei Terminen ging es an den Bodensee, zudem startete das historische Gefährt zur traditionellen 1.-Mai-Fahrt und einer zweitägigen Ausfahrt. „Außerdem hatten wir eine Charterfahrt und zwei Geburtstagsfahrten. Das ist für uns wirklich nicht viel“, bilanziert Pressesprecher Peter Paga den Verlauf der zurückliegenden Saison.

Gerne wäre der Verein häufiger gefahren, in einigen Fällen musste die aber Fahrt ausfallen, weil die geplante Veranstaltung am Zielort gecancelt wurde. „Wir verbinden unsere Fahrten ja stets mit einem Programm, häufig mit historischen Hintergrund“, sagt Gerd Hesse. Bei den Weihnachtsmärkten habe der Verein schon im Oktober die Reißleine gezogen, bevor die Absagen der Veranstalter eintrudelten. „Es war abzusehen, dass die Märkte, wenn sie stattgefunden hätten, eingeschränkt gewesen wären. Das wollten wir nicht“, sagt Hesse, der mit dem Förderverein ein auf den Schienenbus abgestimmtes Hygienekonzept entwickelt hatte.

Der Ausfall der Weihnachtsmärkte reißt aber nicht nur ein großes Loch in den Fahrplan des Roten Flitzers, sondern auch in den Geldbeutel des Vereins. Denn während die Einnahmen zu großen Teilen weggebrochen sind, laufen die Betriebskosten für die fünf historischen Schienenbuswaggons weiter. „Damit der Rote Flitzer weiter auf die Schiene darf, muss er regelmäßig von der Deutschen Bahn in einer Inspektion geprüft werden“, sagt Peter Paga, „deshalb benötigen wir auch professionelle Mechaniker, die den Schienenbus in Schuss halten.“ Wenn er fährt, aber auch, wenn er in der Halle im Depot an der Bolzstraße steht.

Die Hoffnung, dass der Rote Flitzer zum Jahreswechsel doch noch einmal auf die Schiene gehen würde, musste der Verein mit dem aktuell geltenden Lockdown begraben. Für Silvester war eine Panoramafahrt entlang des Stuttgarter Kessels ins neue Jahr samt Feiersekt geplant.

Ob es im Jahr 2021 für den Verein etwas zu feiern gibt, wird wohl eng mit dem weiteren Verlauf der Pandemie verbunden sein. Sollten erneut das Gros der Fahrten ausfallen, würde das den Verein schwer belasten. „Wir sind ein ehrenamtlicher Verein. Deshalb können wir jetzt nicht einfach wie Unternehmen Staatshilfen beantragen“, sagt Gerd Hesse.

Trotz unklarer Aussichten bleiben die Kornwestheimer Schienenbus-Enthusiasten aber optimistisch: der Fahrtenkalender für 2021 steht bereits weitgehend. Läuft alles nach Plan, geht es am 17. April zu einer Zwei-Tages-Reise ins mittlere Rheintal, eine Woche später würde die erste Tour an den Bodensee samt Fahrt mit dem Dampfschiff Hohentwiel anstehen. „Im September würde die Fahrt nach Heidelberg gehen zur Schlossbeleuchtung mit einem spektakulären Feuerwerk“, sagt Gerd Hesse vorsichtig. Aber nur, wenn der Rote Flitzer vorab grünes Licht bekommt.