Dirk Maisenhölder Foto: Dominik Florian

Fünf Quellen gibt es im Kornwestheimer Stadtzentrum. Zu sehen ist von diesen bisher aber nur wenig.

Kornwestheim - Wasser findet sich im Kornwestheimer Stadtbild an den verschiedensten Stellen. Im Alfred-Kercher-Bad holen sich die sportlichen Schwimmer im Becken Abkühlung. Im Stadtpark sprudeln es aus einer Fontäne und landet im See. Und im gesamten Stadtgebiet verteilt stehen 16 Brunnen, die das Nass nach außen befördern. Indes: Wirklich aus Kornwestheim kommt nur ein Bruchteil des sichtbaren Wassers.

Das soll sich aber ändern, wenn es nach Dirk Maisenhölder geht. „Der See im Stadtpark ist mit Grundwasser aus dem Bodensee gefüllt, das dann umgewälzt wird. Auch die meisten Brunnen werden damit betrieben“, erzählt der Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Grünflächen. „Wir wollen das Quellwasser von hier wieder sichtbarer machen.“

Maisenhölder führt aus: „Die Bedeutung des Wassers in unserer Stadt ist sehr groß und das sollte stärker ins Bewusstsein der Bürger, es ist die Grundlage für das Leben in der Stadt.“ Wenn auch die Bedeutung der natürlichen Wasserquellen abgenommen habe, es gebe sie immer noch, nutzlos seien sie keinesfalls. Um das Wasser, das seinen Ursprung vor Ort hat, sichtbar zu machen, braucht es aber entweder Ortskenntnis oder Muskelkraft. Überirdisch tritt das Kornwestheimer Quellwasser derzeit nur in einem kurzen Bachverlauf an der Lammstraße und im See an der Gumpenbachbrücke zu Tage. Der Weiher und das Tretbecken im Moldengraben sind derzeit trocken gefallen. Der Quellwasser-Brunnen am Awo-Heim mit Wasserrinnen an der Badstraße läuft wegen der Baustelle in der Straße aktuell nicht. „Insgesamt gibt es im Kornwestheimer Stadtkern fünf Quellen, die gefasst worden sind“, berichtet Dirk Maisenhölder.

Eine Quelle befindet sich unter der Holzgrundstraße auf Höhe der Parkhauszufahrt, eine unter der Bahnhofstraße auf Höhe des Wette-Centers, zwei weitere sind im Bädergässle und in der Adlerstraße beheimatet. Um einen Gradmesser für das Quellwasser in Kornwestheim zu erhalten, muss ein Blick in die fünfte und ergiebigste Quelle an der Kurveneinfahrt von Badstraße zur Bachstraße geworfen werden.

Der Quelltopf versteckt sich unter einem unscheinbaren Gullideckel. Mit der angesprochenen Muskelkraft lässt sich die Abdeckung herausheben und einen Blick in den gefassten Hohlraum werfen.

Während die anderen vier Quellen wegen der anhaltenden Trockenheit kein oder kaum noch Wasser hervorbringen, ist der Quelltopf in der Badstraße noch ordentlich gefüllt.

Übrigens – dass das Thema Wasservorkommen in Kornwestheim hoch aktuell ist, hat laut Maisenhölder noch einen weiteren Grund: Wegen der niederschlagsarmen Sommer sind die Mitarbeiter des Bauhofs von März bis in den Spätsommer hinein damit beschäftigt, Bäume und Grünflächen zu gießen. Das Wasser im Boden reiche schon lange nicht mehr für die Bewässerung aus, erklärt der Fachbereichsleiter.

Vor rund 200 Jahren war Quellwasser im Stadtgebiet noch wesentlich leichter zu finden. Nicht nur die Verläufe der Grundstücksgrenzen in der Altstadt verraten, wie sich der frühere Bachlauf durch die Kornwestheimer Innenstadt schlängelte, auch die Straßennamen und Plätze geben Hinweise.

Von der Holzgrundstraße floss der Bach über die Wette – die frühere Viehtränke –, über Bachstraße, zwischen Dorfwiesen- und Langestraße in die Mühlhäuser Straße und im Verlauf weiter Richtung Mühlhausen. Um den früheren Bach wiederzubeleben, soll der rund 40 Meter lange künstliche Lauf an der Lammstraße nun über die Mühlhäuser Straße bis zum See an der Gumpenbachbrücke, in den die fünf Innenstadtquellen fließen, verlängert werden – eine Weiterführung könnte bis zur Kläranlage führen.

Dabei soll der Bachlauf möglichst lange an der Oberfläche verlaufen. „Das oberflächliche Wasser ist nicht nur Zierde, die Verdunstung hat auch Einfluss auf das Mikroklima in der Stadt, hat eine kühlende Wirkung“, erklärt Dirk Maisenhölder.

Ein weiteres feuchtes Projekt steht am Moldengraben auf der Agenda. Oder besser gesagt: ein befeuchtendes Thema. Der Weiher ist, wie in einigen Jahren zuvor auch schon, seit einigen Wochen trocken gefallen.

Von März bis Ende Juni laichen dort Frösche und Kröten und lassen ihren Nachwuchs aufwachsen. Sollten die wasserspendenden Quellen aus dem Gebiet der Karlshöhe und des Golfplatzes in Zukunft noch weniger Wasser spenden, wären auch diese Laichplätze in Gefahr. „Deshalb wollen wir dort einen künstlichen See anlegen, damit wir unserer Aufgabe des Artenschutzes nachkommen und mit dem Wasser Lebensraum schaffen können“, sagt der Tiefbauexperte.