Nein, so wird’s am Sonntag in der Martinskirche nicht funktionieren: Die Vorgaben für die Gottesdienste sind rigide. Foto: Archiv/Christine Biesinger

Die evangelischen Gottesdienste finden wieder statt – mit strengen Vorgaben.

Kornwestheim - Absperrbänder sind befestigt, Schilder aufgestellt und Sitzplätze nummeriert. „In der Martinskirche sieht es ein wenig nach Baustelle aus“, sagt Pfarrer Horst Rüb schmunzelnd. Das hat einen Grund: In der evangelischen Kirchengemeinde sollen nach der Zwangspause wegen der Corona-Pandemie ab dem kommenden Sonntag, 17. Mai, die öffentlichen Gottesdienste wieder stattfinden – allerdings mit erheblichen Auflagen. Der erste Gottesdienst beginnt um 9.30 Uhr in der Martinskirche. Die Predigt hält Pfarrerin Charlotte Mildenberger, die Orgel spielt Eva-Maria Gessmann. Künftig soll dort wieder jeden Sonntag ein Gottesdienst gefeiert werden, außerdem einer im 14-tägigen Wechsel jeweils sonntags im Thomashaus und in Pattonville. Nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten, also Ende Juli, sind darüber hinaus Gottesdienste in der Johanneskirche vorgesehen.

Von der Landeskirche gibt es sehr strenge Vorgaben, was die Gläubigen und die Seelsorger beachten müssen, sagt Pfarrer Rüb. „Das trübt die Freude ein wenig, aber sie sind natürlich verständlich. Wir wollen alles Nötige tun, damit sich das Virus nicht über den Gottesdienst ausbreitet.“ So sehen die Infektionsschutzmaßnahmen vor, dass die Besucher einen Sicherheitsabstand von zwei Metern einhalten – ausgenommen sind davon Familienmitglieder. Nur jede dritte Kirchenbank kann daher in der Martinskirche genutzt werden, erklärt Rüb. Sie wurde vermessen, um einen Sitzplan zu erstellen. Die Besucher dürfen nur an markierten Stellen Platz nehmen. Die Empore darf nicht betreten werden. Damit sind in der Martinskirche zeitgleich nur 30 Besucher erlaubt. Sie werden gebeten, auf dem Weg in das Gotteshaus einen Schutz für Mund und Nase zu tragen, sich am Eingang die Hände zu desinfizieren und zum Schluss zwei getrennte Ausgänge zu benutzen. Ein Ordnungsdienst sorgt dafür, dass alle Vorgaben eingehalten werden.

„Lieder dürfen die Besucher gar nicht gemeinsam singen. Das ist bitter“, ergänzt Rüb. Damit die Musik dennoch nicht zu kurz kommt, soll jeweils eine Sängerin den Gottesdienst begleiten. Am kommenden Sonntag ist es Katja Niess. Die Besucher werden dennoch gebeten, ein Gesangbuch mitzubringen.

Trotz der Sicherheitsvorkehrungen geht Rüb davon aus, dass viele treue Kirchgänger momentan noch auf einen Besuch des Gottesdienstes verzichten, und vermutet daher, dass die wenigen Sitzplätze ausreichen werden. „Ich hoffe, dass wir niemanden wieder wegschicken müssen“, sagt er. Wer das Gotteshaus meiden möchte, kann am Sonntag eine Audiofassung der Predigt auf der Homepage der evangelischen Kirchengemeinde abrufen: www.ev-kirche-kornwestheim.de

Zugleich findet live eine Minikirche in Form einer Videokonferenz statt, da die beliebten Familiengottesdienste derzeit noch ausfallen müssen. Den Zugang dazu erhält man bei Diakonin Bettina Zehner, Telefon 7233.

Erste Erfahrungen, wie ein Gottesdienst in Zeiten von Corona abläuft, hat die katholische Kirchengemeinde am vergangenen Wochenende gesammelt. Das Befolgen der Vorgaben hat in der Martinuskirche „erstaunlich gut geklappt“, sagt Pfarrer Franz Nagler. Die Besucher hätten die Abstände eingehalten. Auch die Ausgabe der Hostien habe gut funktioniert. Besonders freut sich Nagler darüber, dass die technokratischen Abläufe das Gemeinschaftsgefühl und die eigentliche Funktion des Gottesdienstes nicht überlagert haben. Zwar hätten sich einige noch nicht wieder in die Kirche getraut. Diejenigen, die gekommen seien, hätten sich aber über den Austausch gefreut.