Die Elternmentoren haben ihre Zertifikate bekommen. Foto: Horst Dömötör

Elternmentoren bieten künftig Eltern mit und ohne Zuwanderungsgeschichte ihre Unterstützung an.

Kornwestheim - Kinder und Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte haben im Durchschnitt schlechtere Bildungschancen als andere. Dies liegt nicht zuletzt an mangelnden Unterstützungsmöglichkeiten durch die Eltern: In vielen Fällen haben Eltern kaum Erfahrungen mit dem lokalen Bildungssystem, wissen nicht um die Wichtigkeit der Elternarbeit, auch sprachliche Barrieren können eine Rolle spielen. Gleichzeitig kennen die Eltern, ganz gleich ob sie neu nach Deutschland gezogen sind, oder schon länger in Deutschland leben, keine regionalen Hilfsoptionen und Anlaufstellen. Hier mangelt es an Unterstützung. Das soll sich durch den Einsatz der Interkulturellen Elternmentoren ändern. Kornwestheim ist jetzt Teilnehmer des landesweiten Programmes der „Interkulturellen Elternmentor/innen“ der Gemeinnützen Elternstiftung Baden-Württemberg.

Am Samstag fand im Kornwestheimer Rathaus die feierliche Übergabe der Zertifikate statt. Zuvor erfuhren die Teilnehmer in acht überwiegend Online-Schulungsveranstaltungen Wissenswertes über die Rolle der Interkulturellen Elternmentoren, ethische Grundsätze dieser Arbeit, Gesprächsführung bei Konflikten und Bildungssysteme in Baden-Württemberg. Die zertifizierten Elternmentoren, acht Frauen und ein Mann, sind alle mindestens zweisprachig und haben neben ihrer Deutschsprachigkeit Kenntnisse in der russischen, rumänischen, türkischen, kurdischen, englischen und der französischen Sprache. Kenntnisse in Griechisch und Arabisch sollen folgen.

Die frischgebackenen Elternmentoren verstehen sich als Brücke zwischen den Bildungseinrichtungen und Eltern. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit umfasst ein sehr breites Spektrum. Ihre Beratung umfasst unter anderem allgemeine Fragen der Eltern, Begleitung zu Elterngesprächen und Elternabenden, Erklärung von Elternbriefen, die Veranstaltung von Infoabenden zum Schulsystem oder die Weitervermittlung an zuständige Stellen in Kornwestheim.

Anmoderiert wurde der Festakt von der Referentin Eva-Maria Bauer und Kadir Koyutürk, dem Beauftragten für Integration, Soziales und Bürgerengagement, der auch Koordinator der interkulturellen Elternmentoren ist.

Bürgermeisterin Martina Koch-Haßdenteufel betonte, dass Kornwestheim als erste Kommune im Landkreis Ludwigsburg an diesem Programm teilgenommen habe. In Kornwestheim, mit einem Migrationsanteil von 38 Prozent, sei Bildungs- und Chancengleichheit sehr wichtig. 14 100 Euro habe die Stadt für dieses Projekt vom Land erhalten.

Auch Bettina Sembritzki vom Staatlichen Schulamt Ludwigsburg und Ulla Seitz von der Elternstiftung betonten, wie wichtig die Unterstützung für den Lernerfolg der Kinder sei und dass die Begleitung der Eltern nicht immer konfliktfrei sei. Ulla Seitz, selbst Mutter eines Sohnes, betonte, dass für viele Eltern nur eine Schulart für ihr Kind in Frage käme, das Gymnasium. Da nicht jedes Kind gleich schnell lerne, sei dies nicht für jedes Kind die beste Schulwahl. Es gehe darum, Kinder nicht zu überfordern, jeder käme ans Ziel und fände seinen Platz.

Zum Abschluss des Festaktes überreichte Martina Koch-Haßdenteufel den Interkulturellen Elternmentoren und -mentorinnen ihre Urkunden im Rahmen einer feierlichen Zertifikatsübergabe. Neben dem Zertifikat erhielten alle Teilnehmer ein Empfehlungsschreiben des Staatlichen Schulamtes Ludwigsburg und der Elternstiftung und den Qualipass, eine Dokumentenmappe, in der ehrenamtliches Engagement, Arbeitszeugnisse, Schulungen und die Teilnahme an Qualifizierungsangeboten dokumentiert und gesammelt werden. Mit Beginn des kommenden Schuljahres, sollen die frischgebackenen Elternmentoren eingesetzt werden. Aufmerksam auf das Angebot wird nicht nur über die Tagespresse gemacht, auch über Schulen, Kitas und dem Gesamtelternbeirat sollen Eltern auf das Angebot einer Beratung durch die Interkulturellen Mentoren gemacht werden.