Hat wieder alle Hände voll zu tun: Florist Reimund Jäger Foto: z

Sein Blumengeschäft durfte Reimund Jäger im März wieder öffnen – wie das Frühlingsprogramms läuft, erzählt er im Interview.

Kornwestheim - Eigentlich war es ein Grund zum Aufatmen für Floristen, als sie etwas früher als andere Geschäfte im März aus dem Lockdown zurückkehren durften – pünktlich zum Frühlingsanfang, einer eigentlich einnahmenstarken Zeit. In diesem Jahr hat Reimund Jäger, Inhaber von Blumen Jäger in Kornwestheim, seine Lager aber nicht bis oben hin mit bunten Frühlingsblumen gefüllt. Die Furcht vor einem weiteren Lockdown bremst sein Geschäft schon jetzt aus.

Herr Jäger, Blumenläden waren mit Friseuren die ersten Geschäfte, die im März wieder öffnen durften. Kamen die Lockerungen rechtzeitig für das Frühlingsgeschäft?

Schwierig zu sagen. Auf der einen Seite sind wir natürlich froh, dass wir aufmachen durften und es Blumen wieder im Geschäft und nicht nur an Tankstellen und in Supermärkten gibt. Aber es schwebt immer ein wenig Angst im Hintergrund mit, weil wir natürlich auch nicht genau wissen, wie es weitergeht und was in den nächsten Tagen und Wochen passiert.

Wie ist das Frühlingsgeschäft denn angelaufen?

Das läuft sehr verhalten. Die meisten Kunden, die zu uns kommen, brauchen einen Blumenstrauß für einen Geburtstag oder ein Jubiläum. Aber ein richtiges Frühlingsgeschäft, bei dem sich die Leute hier im Geschäft Bepflanzung für ihren Garten oder den Balkon aussuchen, das gibt es kaum. Im Hintergrund läuft zwar auch noch der Blumenlieferservice, aber besonders Frühlingsbepflanzung bestellen die wenigsten online, das funktioniert mit Sträußen viel eher. Aber wir merken auch: Blumenkaufen ist ein freudiges Thema. Die Leute sind immer froh, wenn sie schöne Blumen kriegen

Ist Ihr Lager im Moment voll mit Frühlingsblumen?

Nein. Wir könnten das volle Frühlingsprogramm fahren und die ganze Bandbreite an Blumen präsentieren. Weil wir aber nicht wissen, wie die Lage in zwei Wochen aussieht, haben wir sehr reduziert eingekauft. Letztes Jahr haben wir genau diese Erfahrung gemacht – im März war der Laden voll mit dem Frühlingsangebot, eine Woche später mussten wir schließen. Und wir arbeiten ja nicht mit Ware, die wartet, bis der Lockdown wieder vorbei ist.

Was machen Sie im Falle eines Lockdowns mit all den Blumen, die Sie haben?

Im letzten Jahr haben wir alles auf einen Wagen vor unsere Tür gestellt und sie verschenkt. Und im AWO Seniorenzentrum, das wir auch regulär mit Pflanzen beliefern, haben wir Schnittblumen vorbeigebracht. Sie hier im Laden verblühen zu lassen, wäre zu schade. So konnten wir immerhin ein bisschen Freude verteilen. Wenn wir erneut zumachen müssen, werden wir das sicherlich ähnlich regeln.

Fürchten Sie denn, dass sie erneut schließen müssen?

Für uns ist es einfach schwierig zu planen. Erst heißt es, Friseure und Blumenläden dürfen öffnen. Jetzt könnte es eine erneute Schließung geben. Wie soll da noch einer durchblicken? Nicht zu wissen, was passiert, ist natürlich nicht nur für Blumenläden, sondern auch für andere schwierig. Viele der Corona-Hilfen, die immer gelobt werden, kommen bei uns gar nicht an. Die KfW-Hilfen der Landeszentralbank etwa müssen über die Hausbank beantragt und ausgezahlt werden, aber die interessieren sich kaum dafür. Als Selbstständiger muss man dann Rücklagen ankratzen, die für die Altersvorsorge gedacht sind. Das geht an die Substanz.