Alt und neu: Die „Lagerhalle“ rechts, das ist die alte Moschee. Der Rohbau steht kurz vor der Vollendung: Die Fertigstellung wird für 2022 angestrebt. Foto: Anne Rheingans

Der Landtagsabgeordnete Jürgen Walter stattet der Türkisch-Islamischen Gemeinde einen Besuch ab.

Kornwestheim - Den Höhepunkt haben sich die Gastgeber bis zum Ende des Rundgangs aufbewahrt: das Dach der Ayasofya-Moschee mit den drei halbrunden Kuppeln. „Werden die vergoldet?“, fragen die Besucher. Yusuf Gümüş vom Vorstand der Türkisch-Islamischen Gemeinde schüttelt mit dem Kopf. Dazu, antwortet er, werde das Geld wohl nicht reichen.

Zusammen mit Beschäftigten aus seinem Büro und mit Mitgliedern der Grünen vor Ort erkundet der Landtagsabgeordnete Jürgen Walter in diesen Tagen die Städte in seinem Wahlkreis. In Kornwestheim legte er einen Stopp bei der Ayasofya-Moschee an der Sigelstraße ein. Und das, hofft Gemeindepressesprecher Muhsin Acar, machen künftig viele Kornwestheimer, wenn die Moschee voraussichtlich 2022 erst einmal fertiggestellt ist. Sie solle zu einem neuen Anlaufpunkt in der Stadt werden. Die Tür werde auf jeden Fall offen sein, verspricht Seda Erkan aus dem Vorstand.

Vor einem Jahr startete die Gemeinde mit den Bauarbeiten. Nun steht der Rohbau kurz vor der Vollendung und es lässt sich erahnen, wie die Moschee einmal genutzt werden wird. Im Untergeschoss gibt’s ein kleines Konferenzzentrum, die Gebetsräume – für Männer und Frauen getrennt – befinden sich unter der großen Kuppel. Sie bieten fast doppelt so viel Platz wie die in der alten, benachbarten Moschee. Räume für die Jugend, Teestuben für Frauen und Männer, eine geräumige Küche, die mit Großküchentechnik ausgestattet wird, ein lichtdurchflutetes Foyer, in das Brunnen und Bibliothek eingebaut werden, eine Wohnung für den Imam – das Raumangebot in dem Neubau ist groß. Vom Minarett ist bislang noch nichts zu sehen.

Die Enge in der alten Moschee sei der Grund dafür gewesen, das rund vier Millionen Euro teure Bauvorhaben anzugehen, sagt Muhsin Acar. Bis zu 1000 Gläubige kämen an den Feiertagen zu den Gebeten, und dafür seien die vorhandenen Räumlichkeiten einfach zu klein. „Der Platz reicht nicht mehr aus.“ Auch die Moschee mit dem Charme einer Lagerhalle schauen sich die Gäste aus der Politik noch kurz vor dem 17.30-Uhr-Gebet an.

Stolz verweist Muhsin Acar auf zwei Tafeln, die an der Wand hängen. Die eine zeigt den aktuellen Vorstand der Gemeinde, in dem jeder Posten doppelt besetzt ist. Nachwuchssorgen? Die kennt die Gemeinde nicht. Auch Yusuf Gümüş und Seda Erkan, die versiert die Gäste durch die Moschee führen, gehören zu den jungen Leuten, die sich im Vorstand engagieren. Die zweite Tafel zeigt, wer für den Neubau des Gotteshauses spendet. Die Zahl der Gemeindeglieder habe sich mittlerweile verdreifacht, erzählt Pressesprecher Acar. Viele von ihnen würden nicht den obligatorischen Monatsbeitrag überweisen, sondern ein Vielfaches davon, um den Bau der Moschee zu unterstützen.

Natürlich geht’s bei dem Gespräch auch um das Thema Corona. Maximal 180 Gläubige dürfen gemeinsam in der Moschee sein. Weil das Interesse viel größer ist, wird an Freitagen zweimal gebetet. Ihre Gebetsteppiche müssen sich die Teilnehmer mitbringen.

Die Besucher sind beeindruckt von dem, was ihnen die Gemeinde zeigt. „Das wird ein guter Ort werden“, so Stadträtin Edda Bühler. Es sei wichtig, dass in einer Stadt der Pluralismus gelebt werde.

Ach so: Die Kuppeln werden vermutlich mit einem Aluminium-Dach versehen werden – dem Geldbeutel der Gemeinde angemessen.