Das Haus der sozialen Dienste in Kornwestheim. Foto: Marius Venturini

Die Stadt überlegt, welche ihrer Häuser sie verkauft. Nicht für alle, ist sich Bürgermeister Daniel Güthler sicher, werden sich Interessenten finden lassen.

Kornwestheim - Interesse am ältesten Haus Kornwestheims? Suchen Sie nach einer leer stehenden Bücherei? Fehlt Ihnen noch eine Hammerschmiede in Ihrem Immobilienbesitz? Sollten Sie eine dieser Fragen mit Ja beantwortet haben, dann empfiehlt sich flugs ein Anruf bei Kornwestheims Baubürgermeister Daniel Güthler. Die Stadt will eine Reihe ihrer Liegenschaften veräußern. Aber das ist leichter gesagt als getan.

Dem Verwaltungs- und Finanzausschuss hat Güthler in der jüngsten Sitzung eine Liste mit Gebäuden vorgelegt, von denen sich die Stadt trennen will. Und er hat Erläuterungen dazu gegeben, welche Probleme sich auftun könnten. Eins davon: der Denkmalschutz. Er gilt zum Beispiel fürs Hasenhäusle und den Angelhof in der Mühlhäuser Straße, aber auch für die Hammerschmiede in der Aldinger Straße. Die Gebäude, die alle drei auf der Liste stehen, dürfen, wenn sie veräußert werden, nicht abgerissen werden, um wertvollen Grund und Boden zu gewinnen. Es gebe zwar die Möglichkeit, so Güthler im Gespräch mit unserer Zeitung, die Denkmalschutzauflagen zu lockern oder gar außer Kraft zu setzen, aber nur dann, wenn es wirtschaftlich unvertretbar sei, das Haus zu erhalten und zu sanieren. Und der Stadt, sagt der Bürgermeister, sei an ihren Denkmälern auch gelegen. Er hofft auf Investoren, die ihre Liebe zu den Objekten entdecken und sie bewahren wollen. Es gebe nicht viele davon, „aber es gibt sie“, sagt Güthler.

Für die Hammerschmiede mit ihrem „einzigartigen Ambiente“ kann sich Güthler eine gastronomische Nutzung vorstellen. Entsprechende Gespräche würden geführt. Hasenhäusle und Angelhof müssten in eine Neubebauung der Areale eingebunden werden – sofern sich überhaupt jemand findet, der sich für ein solches Projekt interessiert. Die Mühlhäuser Straße 10, gleichfalls im Besitz der Stadt Kornwestheim, würde Güthler gerne erhalten. Das Haus sei interessant und habe eine gute Bausubstanz. „Es wäre schön, wenn es ein Liebhaber übernimmt“, sagte er in der VFA-Sitzung. Weniger erhaltenswert ist das Haus Mühlhäuser Straße 14, in dem unter anderem die Stadtgeschichtliche Sammlung und die Malteser ihr Domizil haben. Hier tut sich ein weiteres Problem auf: Wohin mit den derzeitigen Mietern? „Wir sind in Gesprächen“, sagt der Bürgermeister. Vor die Tür setzen wolle man niemanden, betont Güthler. Es werde für alle Nutzer nach Alternativen gesucht.

Zu den Gebäuden, für die sich kaum ein Käufer finden lassen wird, zählt der Bürgermeister auch die frühere Stadtbücherei in der Kantstraße. Das Haus habe eine sehr offene Struktur, für die er sich kaum Nutzungen vorstellen könne. Die Alternative: ein Abriss der Bücherei und eine Neubebauung, die aber gut zum Stadtpark passen müsse. Mit dem von der Fraktion Grüne/Linke ins Gespräch gebrachten Abriss, um den Stadtpark zu vergrößern, könne er sich nur schlecht anfreunden, gestand Güthler im Gespräch mit unserer Zeitung.

Ebenfalls im Bestand der Stadt Kornwestheim ist das Haus der sozialen Dienste vis-a-vis dem Rathaus. Ein Verkauf des Hauses ist derzeit eher unwahrscheinlich. Die Stadtverwaltung denkt darüber nach, es für die Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, die einen Bleibestatus haben, oder für schulische Zwecke. Für die jetzigen Mieter sucht die Stadt nach anderen Räumlichkeiten. Die Arbeiterwohlfahrt liebäugelt nach Auskunft von Güthler mit einem Umzug in den Schafhof, dem Sozialverband VdK sind Räume im Rathaus angeboten worden. Zwei Häuser würde die Stadt gerne an ihre Tochter, die Städtische Wohnbau, veräußern. Es handelt sich um die Liegenschaften Jakobstraße 24 und Stuttgarter Straße 205. Zwei weitere Häuser, die Wohngebäude bei der Stadtgärtnerei, sollen dem Erdboden gleichgemacht werden.

Die Gebäude, über deren Verkauf oder Abriss die Stadt nunmehr nachdenkt, fahren jährlich ein Defizit in Höhe von über 150 000 Euro ein. Noch mehr als diese Einsparung locken aber die Millionen, die durch den Verkauf in die Kasse gespült werden.

Kein Thema mehr ist ein Verkauf der Galerie. „Für ein solches Gebäude gibt es keinen Markt“, sagt Güthler – auch deshalb nicht, weil es noch für Jahrzehnte ein architektonisches Urheberrecht auf den Josef-Kleihues-Bau gibt, das im Übrigen, so schätzt der Bürgermeister die Lage ein, die von den Grünen beantragte Nutzung als Schulmensa vermutlich nicht möglich macht.