Auch in die Kläranlage im Täle wird viel Geld investiert: Foto: Archiv/Werner Waldner

Die Stadt investiert in den kommenden Jahren über 50 Millionen Euro ins Abwasser- und Klärsystem.

Kornwestheim - Die Kornwestheimer Stadtentwässerung hat viel vor: Der städtische Eigenbetrieb will Kanäle erweitern, Becken und Kläranlage sanieren, Bäche renaturieren. An die 54 Millionen Euro sollen in den kommenden zehn Jahren investiert werden, wie Abwasserexpertin Karin Wächter von den Stadtwerken Ludwigsburg/Kornwestheim – sie leisten das operative Geschäft für die Stadtentwässerung – kürzlich im Ausschuss für Umwelt und Technik vorrechnete. Viele Maßnahmen seien notwendig und schon länger vorgesehen.

Sie richten aber auch einen Blick darauf, die Infrastruktur fit zu halten für künftige Unwetter. Noch nicht eingerechnet sind weitere Projekte, die sich aus dem Starkregenmanagement ergeben können, jenen Simulationen, die derzeit Ingenieure im Auftrag der Stadt erstellen. Generell diene die Auflistung nur der Orientierung, so die Stadt.

Viel Geld für Sanierungen

5,5 Millionen Euro: Soviel Geld soll in die Erweiterung des Kanalnetzes für neue Wohn- und Gewerbegebiete nördlich der Zügelstraße, nördlich des Wohngebietes Obstgarten, Ost IV, Im Moldengraben und Südwest fließen.

Elf Millionen Euro: Diese Summe will die Stadtentwässerung – und damit letzten Endes die Stadt – in Kanalerneuerungen und -sanierungen stecken. Es gibt hierbei „hydraulische Sanierungen“ und „geschlossene Kanalsanierungen“. Bei den hydraulischen Sanierungen werden Kanäle vergrößert. Das geschieht in offener Bauweise, das heißt konkret: Arbeiter buddeln Gräben. Für 2022 und 2023 sind solche wichtigen Kanalerweiterungen in der Friedrich-Siller-Straße zwischen Ludwig-Herr- und Schützenstraße, in der Schützenstraße zwischen Friedrich-Siller- und Oststraße, im Starenweg und im Dachsweg vorgesehen. Bei den geschlossenen Kanalsanierungen, die an einigen Stellen notwendig werden, reicht die Dimension des Kanals aus. Der Zustand ist allerdings nicht gut. Es wird daher saniert und ausgebessert – das funktioniert in einem Verfahren ohne Gräben und damit ohne große Störungen für Anwohner und Straßenverkehr.

Neue Reinigungsstufe an der Kläranlage

Neun Millionen Euro fließen in die Kläranlage. Aufgrund ihres Alters muss hier baulich und technisch nachgebessert werden, für den Umweltschutz wird außerdem eine zusätzliche Reinigungsstufe benötigt.

Stolze 12,25 Millionen Euro gehen in Maßnahmen, die der Frischwasserabtrennung dienen. Über viele Jahrzehnte bis über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hinaus wurden Kornwestheimer Bäche in Abwasserkanäle verwandelt. Dieses statische System macht die Stadt nun rückgängig, Bachläufe und Gräben werden wieder hergestellt. Renaturierung ist hier ein Stichwort. Für das Abwassersystem bedeuten die umfangreichen Arbeiten, dass künftig vielerorts sauberes Quell- und Regenwasser nicht mehr wie bisher in die Kanäle geleitet, dort mit Dreckwasser vermischt und in der Kläranlage gereinigt wird.

Das größte Projekt, das mit der Causa Frischwasserabtrennung verbunden ist, ist der neue Umleitungskanal um die Kläranlage, außerdem wird ein Oberflächenwasserkanal zwischen Reitverein und Kläranlage gebaut.

Arbeiten an Regenüberlaufbecken

5,5 Millionen Euro sieht die Stadtentwässerung für Arbeiten vor, die im Zusammenhang mit dem Fernwärmeausbau der Stadtwerke stehen – auch wenn sie noch nicht genau geplant sind und kurzfristig nötig werden können. Hierbei geht es darum, jedes Jahr gut eine halbe Million Euro vorzuhalten, etwa für weitere Kanalerneuerungen bei Wohnbausanierungen. Man will auf diese Weise regelmäßige Nachberechnungen im Haushalt vermeiden und flexibel bleiben.

Rund 4,4 Millionen Euro kosten Sanierungen und Reparaturen an den bestehenden Regenüberlauf- und Schmutzfangbecken, die oft aus den 1980er Jahren stammten. Zunächst sollen an den Überlaufbecken vor der Kläranlage und am Bisachgraben Rechen eingebaut werden, die Feststoffe aufhalten und „einfangen“, weitere Sanierungen folgen danach.

Mit 4,2 Millionen Euro beteiligt sich die Stadt an Investitionen des Hauptklärwerks am Neckar in Stuttgart-Mühlhausen, das auch Wasser für Kornwestheim mit reinigt. Hier kooperiert man mit der Landeshauptstadt.

Gebührenerhöhungen auf mehrere Jahre verteilt

Die Gebühren: Die Kornwestheimer müssen sich darauf einstellen, dass die Abwassergebühren – auch aufgrund der Investitionen – in den kommenden Jahren erhöht werden. Vom Jahr 2024 an sollen sie, teilt die Stadt mit, „moderat“ steigen. Dann wird die Gebühr für Schmutzwasser pro Kubikmeter nicht mehr 1,50 Euro, sondern wohl 1,65 Euro kosten, für 2026 ist eine Erhöhung auf 1,80 Euro vorgesehen.

Die Gebühren pro Kubikmeter Niederschlagswasser steigen schon 2023 von 25 Cent auf 35 Cent und 2026 dann auf 40 Cent. Trotz der Erhöhung wird Kornwestheim weiterhin unter dem Schnitt für Baden-Württemberg bei den Abwassergebühren liegen.