Punk’s not dead – ganz im Gegenteil, der Punk lebt. Laut und schrill! Foto: avanti

Musik, Texte und Optik sind nichts für Schöngeister – doch die Zuhörer von „Liebliche Klänge“ genießen den sommerlichen Konzertabend nach einer langen Durststrecke.

Marbach - Wer an diesem Samstagabend in den Garten des Marbacher Jugend-Kultur-Hauses Planet-x kommt, findet sich in einer entspannten Party-Stimmung wieder. Kinder rennen durch die sommerliche Szenerie, andere spielen vergnügt auf Erdaushub-Hügeln, die von Bauarbeitern zurückgelassen wurden. Wieder andere kuscheln sich eng an ihre Eltern. Doch der Schein trügt: Dass ein paar der Jüngsten dicke Ohrenschützer tragen, verrät, dass es sich um eine nicht ganz normale Gartenparty handelt.

Getränke, Essen – und sonst „für umme“

Das Jugendhaus hat in Kooperation mit „Liebliche Klänge“ all jene eingeladen, die auf Punkrock stehen. Gefolgt sind der Einladung zahlreiche Besucher, die das Ende der „Konzert-Quarantäne“, wie es Organisator Jörg Möbius formuliert, schon herbeigesehnt haben. „Wir haben deshalb keine Mühen gescheut, den besten Punk aus der Region auf die Bühne zu bringen“, beteuert der Mann, der seit über drei Jahren dafür sorgt, dass es mit den Punk- oder Metal-Konzerten am Leiselstein funktioniert. „Just for fun“ erklärt der Macher, der mit seinem Team „ganz schön viel Arbeit hat“. Ein Charakteristikum ist, dass die Musiker – oft Kumpels aus der Schulzeit - ohne Gage spielen.

„Getränke, etwas zu essen, sonst für umme“, erklärt Möbius, der weiß, dass die Jungs „heiß darauf sind, endlich wieder aufzutreten“. Froh zeigt er sich zudem über das Wetter, das den perfekten Rahmen für das Event schafft. „Wir haben echt Dusel. Endlich ist wieder mal was los nach dieser langen Dürre“. Auch Möbius hat seine Kinder mitgebracht. „Die Mukke kennen sie ja schon von zu Hause“, sagt er grinsend und blickt nach unten auf die Open-Air-Bühne, wo es richtig abgeht.

„Alle meine Brüder saufen so wie ich“

Per Wikipedia-Definition zeichnet sich Punkrock durch „trivial-einfache, jedoch nicht unoriginelle Kompositionen“ aus. Muster, wie sie auch bei dem Marbacher Konzert zu hören sind und die durch die rauen, kernigen Stimmen und die rohe, laute und auch temporeiche Spielweise durch Mark und Bein gehen. Auch die Texte sind einfach gehalten. Der Sänger der Band Klaus K!nks etwa skandiert „Alle meine Brüder saufen so wie ich“. Die Stücke leben von Wiederholungen und dem derben Gegröle des Sängers. „Ich hab mich blutig gespielt für euch“, ist der Leadgitarrist noch zu vernehmen, bevor die Band Platz macht für die nächste: Wagglkontakt. Die startet ihren Auftritt mit der Endlosschleife ihres Bandnamens.

Die Grüppchen-Bildung klappt

Nackte männliche Oberkörper, die mit BHs bekleidet sind, gehören ebenso zum Auftritt wie aggressiv gebrüllte Kraftausdrücke, die aber die allgemeine Stimmung nicht trüben. „Ich habe niemanden gesehen, der schlecht gelaunt ist“, betont auch Andreas Ludmann, der am sommerlichen Konzertabend den Leiter Georg Stenkamp vertritt. Er schätzt, dass sich rund 130 Personen auf dem Gelände tummeln.

„Ich finde es gut, dass die Leute in den Grüppchen zusammenbleiben, in denen sie gekommen sind,“ so Ludmann. Nun spielt Gaffa. Auch diese Band hat gut 40  Minuten Zeit für ihren Auftritt, der für ausgelassene Stimmung sorgt. Irokesenschnitte in Leuchtfarben, schräge Kleidungsmixturen und jede Menge Nieten an den Stoffen begleiten das Spektakel, bei dem lebhaft und derb Pogo getanzt wird.