Eine Initiative befürchtet starke Verdichtung von Elektrosmog, sollte die Telekom neue Standorte verwirklichen.
Kirchberg - Die Telekom plant in Kirchberg neue Sendemasten für Mobilfunk – und stößt auf Widerstand. Die Bürgerinitiative (BI) Mobilfunk Kirchberg will Elektrosmog möglichst vermeiden. „Wir verstehen uns als gemäßigte Mobilfunk-Kritiker“, sagt Florian Krane, Vorsitzender der BI. Man wolle sachliche Informationen liefern. Fakt sei, dass der Elektrosmog durch W-Lan und Smartphones immer stärker werde – deshalb sollten insbesondere Kinder und Jugendliche in sensiblen Bereichen wie Wohngebieten geschützt werden. „Der Schutz der Gesundheit sollte Vorrang haben vor einer mobilen Vollversorgung bis ins unterste Kellergeschoss“, meint Florian Krane.
Das Unternehmen will nach eigenen Angaben zwei neue Standorte verwirklichen. Dafür müssten jeweils 30 Meter hohe Masten errichtet werden. Der erste Mast entstünde auf einer gemeindeeigenen Gehölzinsel am Hochbehälter Zeil, etwa 350 Meter von der nächsten Wohnbebauung entfernt. Weitere Sender sind im Industriegebiet Kalkwerkstraße und im Neuhof im Gespräch. Die Grundstücksfrage dort ist laut Telekom noch nicht geklärt.
Die Bürgerinitiative hält die Netzabdeckung zum Telefonieren für ausreichend. Sie kritisiert, dass die drei neuen Masten nur für die LTE-Versorgung (Long Term Evolution) dienen sollen. Diese Technik sei jedoch nur notwendig, um den mobilen Datentransfer im Internet zu beschleunigen. Dies betreffe etwa Smartphones. Zumindest die Haushalte bekommen jedoch das schnelle Internet über den kabelgebundenen DSL-Ausbau (wir berichteten), gibt die Bürgerinitiative zu bedenken.
Die Telekom weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass „der Kunde der Architekt des Internetnetzes ist“. Der Hunger nach Breitband wachse stündlich. Laut Statistischem Bundesamt gingen immer mehr Internetnutzer auch mobil ins Netz. Die Telekom bleibe unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten, die nicht mal zu zehn Prozent ausgeschöpft würden. Erst kürzlich seien die Forschungsergebnisse im Auftrag der Europäischen Union gründlich untersucht worden. Bei der Fahrt mit dem Auto dürfe durch das Fehlen von Funkzellen der Kontakt nicht einfach abreißen. Außerdem würden durch das Mobilfunknetz täglich Menschenleben gerettet.
In der Vermittlerrolle sieht sich der Kirchberger Bürgermeister Frank Hornek. Er hatte die Bürgerinitiative über die Pläne der Telekom informiert, nachdem das Unternehmen seinerseits die Kommune unterrichtet hatte. „Wir haben allerdings nur für unseren Hochbehälter erfahren, wo ein Mast genau hin soll, nicht aber für die beiden anderen Standorte“, sagt Hornek. Wahrscheinlich frage die Telekom bei Privatleuten an. Solche Standorte könnten dann auch recht nah an Wohngebieten liegen. Hornek will das wie die Initiative möglichst vermeiden. Durch Gespräche mit der Telekom sei es ihm gelungen, den Abstand eines möglichen Mastes am Hochbehälter Zeil zum Wohngebiet um 200 Meter zu vergrößern. Für die anderen beiden Suchkreise verfüge die Gemeinde aber nicht über geeignete weiter entfernte Grundstücke, die sie anbieten könne. Ob er Privatleute ansprechen solle? Hornek winkt ab: „Man kann für solche Masten auch schnell verflucht werden.“ Die Materie sei schwierig: „Grundsätzlich stehen wir der Strahlenbelastung kritisch gegenüber – aber 80 Millionen Handys in Deutschland kommen nicht von ungefähr.“ Jeder wolle von unterwegs sein Smartphone bedienen.
Bereits vor fünf Jahren hatte die BI rund 400 Unterschriften gegen einen Mobilfunkmasten gesammelt, der nur 100 Meter von Wohnungen entfernt entstanden wäre. Damals wollte O2 einen zweiten Sendemast direkt neben einem bereits voll besetzten bauen – und zog zurück.