Wespe ist nicht gleich Wespe: Lästig für den Menschen sind nur zwei der 16 heimischen Arten – die Gemeine und die Deutsche Wespe. Foto: Archiv (dpa/Karl-Josef Hildenbrand)

Die Wespenpopulation scheint größer denn je. Doch konkrete Zahlen gibt es bislang keine – aber dafür praktische Tipps.

Marbach/Bottwartal - Ungebetene Besucher sind derzeit im Garten und auf dem Balkon ein alltägliches Ärgernis. Kaum steht das Mittagessen auf dem Tisch oder eine Flasche wird geöffnet, setzt mit Sicherheit auch schon eine Wespe zur Landung an und bedient sich an den Leckereien. Im Gespräch wie in der Selbstwahrnehmung herrscht oft Einigkeit: Dieses Jahr gibt es viel mehr der Insekten als sonst. Einen Eindruck, den die Naturschutzreferentin Lilith Stelzner vom BUND nicht direkt bestätigen kann: „Es liegen uns bisher keine Zahlen vor. Wir befinden uns noch mitten in der Saison.“ Die weise aber Faktoren auf, die der Wespen-Population förderlich sind: „Durch das trockene und milde Frühjahr konnten früher Nester gebaut werden, was größere Staaten begünstigt.“ Vieles habe aber mit der Wahrnehmung zu tun. Die Blütezeit vieler Pflanzen geht jetzt zu Ende. „Die Wespen finden jetzt weniger Nektar und kommen ans Buffet.“ Da viele Menschen durch Corona zuhause bleiben, werden die Tiere aber womöglich auch stärker wahrgenommen als sonst.

Wenn eines der Insekten dann etwas zu aufdringlich wird, sollte möglichst Ruhe bewahrt werden, weiß Lilith Stelzner: „Schläge oder das Wegpusten macht die Tiere eher aggressiv.“ Bewährt habe sich eine alternative Futterquelle in einiger Entfernung oder ein Wassersprüher, der Regen simuliert: „Die Wespen fliegen dann umgehend in ihr Nest zurück.“

Befindet sich das nun auf dem eigenen Balkon oder im Rollokasten suchen viele Hilfe – oft bei der Feuerwehr, wie der Marbacher Kommandant Alexander Schroth weiß: „Wir haben diesen Sommer schon über 15 Anrufe bekommen.“ Doch die örtlichen Feuerwehren sind schon seit einigen Jahren nicht mehr zuständig: „Wespen dürfen nicht getötet werden und für die Umsiedlung fehlt die Ausbildung.“ Das bestätigt auch Markus Elsäßer von der Wehr in Steinheim: „Wir sind bei Gefahr oder im Auftrag der Gemeinde zwar selbst noch tätig geworden. Aber auch das müssen wir langsam zurückschrauben.“ Was den Bauhof in Beilstein angeht, „hatten wir nicht mehr oder weniger mit Wespen zu tun“, so Martin Hubener. Zwei Nester habe es gegeben, um die sich dann Fachfirmen gekümmert hätten.

Den Kontakt zu diesen stellt bei Bedarf das Landratsamt in Ludwigsburg her. Die Untere Naturschutzbehörde ist nämlich für Wespen zuständig und betreibt ein Wespentelefon. Aber, so Pressereferent Andreas Fritz: „Wir erhalten diesen Sommer nicht vermehrt Anrufe.“ Wenn es klingelt, gehe es aber schon meist um die Entfernung eines Nests. Mit Fachberatern wird dann die bestmögliche Lösung für Mensch und Tier gefunden: „Je nach Lage des Nests kann es umgesiedelt oder belassen werden. Manchmal reichen auch Abschirmungsmaßnahmen.“ Eine Umsiedlung sei oft nur bis Mitte August möglich.

Der Grund, aus dem Wespen bei vielen Menschen für Angst sorgen, ist der Stich. Mit diesen kommen diesen Sommer auch „gefühlt mehr“ Menschen in die Praxis, so Antje Lagler von der Hausarztpraxis Dr. Strodtbeck in Marbach. Oftmals sind die Stiche dann auch entzündet: „Das war früher nicht so.“ Ein möglicher Grund sei der Einsatz von Pestiziden und Co. Wer kein Allergiker ist oder mit Schwindel, Übelkeit und Herzrasen auf einen Stich reagiert, kann auf Hausmittel setzen.

Auch hierfür hat Lilith Stelzner vom BUND praktische Tipps parat: „Speichel oder die Auflage von Wegerich-Blättern oder Zwiebelscheiben helfen.“ Bald hat sich die Problematik aber auch sowieso von selbst gelöst. Die Wespengefahr ist ab Mitte Oktober gebannt: „Dann sind nämlich bis auf die Jungköniginnen alle Wespen gestorben.“