Dem Baum reicht es – das sagt er im Interview. Foto: Peter Meuer

Dem Weihnachtsbaum auf dem Rathausturm reichts. Er will jetzt in die Politik.

Kornwestheim - Die Frage nach der Figur des Weihnachtsbaumes hat mittlerweile den Kornwestheimer Gemeinderat erreicht. In einem zweiten Interview äußert sich das heißgeliebte, aber auch geschmähte Gewächs nun zu seinen Plänen für das kommende Jahr.

Herr Weihnachtsbaum, es ist unüblich, dass wir innerhalb von zwei Wochen den gleichen Gesprächspartner interviewen. . .
Umso mehr bedanke ich mich, dass Ihre Redaktion den beschwerlichen Weg aufs Rathausdach schon wieder auf sich genommen hat. Ich kann hier ja nicht so einfach weg!

Diesmal haben Sie uns eingeladen. Was ist denn los? Fühlen Sie sich nicht wohl? Hat der Sturm vergangene Woche Sie in Mitleidenschaft gezogen?
Nein, den habe ich prächtig überstanden. Obwohl in der Stadt immer wieder über meine fehlende Breite und meine damit wohl angeblich schwächliche Konstitution gemotzt wird, bin ich fit und vital.

Es geht also wieder um das Gemecker, Sie seien zu schlank?
Ich muss zugeben: Die Worte des CDU-Stadtrats Wolfgang Ohnesorg am Donnerstag haben mich schon getroffen. Ja, er hat es nicht böse gemeint und mich ja auch gelobt. Und dennoch. Das Gedicht zu zitieren: „Der Baum hat Äste, das ist das Beste, denn wär er kahl, dann wär’s ein Pfahl“ – das hat schon gesessen. Auch mich als „schlicht“ zu bezeichnen und dabei auf die Kassenlage der Stadt zu verweisen, hat wehgetan. Als ob es kein wichtigeres Gesprächsthema gäbe als meine Figur. Ich würde lieber über Inhalte sprechen.

Welche Konsequenzen werden Sie denn nun daraus ziehen?
Danke für die Frage. Deswegen habe ich die Presse eingeladen. Ich habe eine Ankündigung zu machen: Ich plane, im kommenden Jahr bei den Kommunalwahlen als Stadtrat zu kandidieren.

Überraschend – für welche Fraktion denn?
Eigentlich würde ich mich als strukturkonservativ bezeichnen. Sie wissen schon: Weihnachten, Werte, wetterfest. Allerdings scheidet die CDU nun für mich als politische Heimat aus. Da wurden bildlich gesprochen jetzt einfach zu viele Christbaumkugeln zerbrochen. Ich denke, ich werde bei Herrn Ulmer und seinen Leuten anfragen – ich mag die Grünen.

Gibt es da politische Gemeinsamkeiten?
Ich könnte nun viel über Feinstaub, Schulpolitik und das Gewerbegebiet Südwest dahererzählen, ich kriege das hier oben ja alles direkt mit. Aber ich sage es offen, wie es ist: Ich mag, dass die Bäume mögen.

Das klingt nach purer Interessenspolitik. . .
Das sehe ich nicht so. Ich denke, wenn es dem Wald und der Natur gut geht, dann geht es auch den Menschen gut. Wir haben schließlich keine Ersatzerde in der Hinterhand.

Das klingt so, als seien Sie bei den Grünen schon richtig aufgehoben. Aber wird man 2019 denn einen 2018er Weihnachtsbaum überhaupt noch wählen?
Davon gehe ich aus. Bei aller Kritik – bekannt bin ich in der Stadt ja, das muss man schon sagen. Jeder sieht mich seit Wochen täglich. Gibt es eine bessere PR? Die Wähler machen ihr Kreuzchen schließlich bei Leuten, die sie kennen.

Haben Sie schon Ideen für Anträge?
Ich könnte mir vorstellen, dass im kommenden Jahr zu Weihnachten mal ein menschlicher Kommunalpolitiker ein paar Wochen hier oben verbringt. Ich denke, dafür werde ich mich stark machen. Dann geht denen auch mal ein Licht auf. Oder gleich eine ganze Lichterkette.

Vielen Dank für das Gespräch.