Marcus Kohler hat vorgetragen, was sich die Bürger wünschen. Foto: avanti

Beim Zukunftsforum gehen Vorschläge zu unterschiedlichen Themenfeldern ein. Angeregt wird beispielsweise ein Preis für eine ganz spezielle Lebensführung.

Erdmannhausen - Im Wahlkampf um den Posten des Rathauschefs hat Marcus Kohler damit geworben, das Ohr ganz nah an den Bürgern haben zu wollen und die Einberufung eines Zukunftsforums angekündigt. Nachdem er den Urnengang für sich entscheiden konnte, hielt Kohler Wort: Vor rund einem Jahr waren die Erdmannhäuser dazu aufgerufen worden, Anregungen und Verbesserungsvorschläge zu acht Themenfeldern wie Klima, Verkehr, Wohnungsbau und Kultur einzureichen. Die Resonanz war beachtlich: Etwa 260 Rückmeldungen gingen im Rathaus ein, die die Verwaltung im Anschluss geordnet und aufgearbeitet hat. Das Ergebnis präsentierte und diskutierte der Schultes am Freitag in der Halle auf der Schray vor beziehungsweise mit rund 50 Bürgern, die sich anmelden mussten und die Möglichkeit hatten, direkt vor Ort weitere Vorschläge zu unterbreiten.

Konkreter Handlungsleitfaden als Ziel

Doch beim bloßen Sammeln der Ideen soll es nicht bleiben. In einem nächsten Schritt wollen Verwaltung und Gemeinderat das wirklich Machbare aus dem dicken Bündel an Anregungen herausfiltern, um die verwirklichbaren Ideen ins Ortsentwicklungskonzept einfließen zu lassen. „Ziel ist, einen Projektplan zu erstellen“, sagte Kohler. Heißt: die einzelnen Vorhaben sollen mit Jahreszahlen hinterlegt werden, bis wann eine Umsetzung geplant ist. Auch die jeweils Verantwortlichen für die Vorhaben wolle man auflisten, betonte der Rathauschef. Im Laufe des ersten Quartals 2022 solle ein Knopf an das Konzept gemacht werden.

Preis für umweltbewussten Haushalt angeregt

Man darf schon jetzt gespannt sein, welche Wünsche in dem Aufgabenpapier berücksichtigt werden. Denn die Erdmannhäuser warteten mit einer ganzen Reihe von interessanten Ideen auf. So wurde zum Beispiel im Bereich Klima und Energie das Ziel formuliert, in Neubaugebieten und schon bestehenden Areale mit Nahwärmekonzepten zu operieren und Blockheizkraftwerke zu bauen. Um die Umwelt zu schonen, wurde zudem angeregt, einen Preis für denjenigen Haushalt auszuloben, der sich am energiesparendsten verhält. Ferner wünscht man sich, regenerative Energien zu fördern und Bürgern beim Bau größerer Fotovoltaikanlagen unter die Arme zu greifen. Kohler deutete an, dass sich in der Hinsicht ein entsprechendes Projekt in der Planungsphase befindet. „Ich habe gerade eine Anfrage auf dem Tisch, da geht es wirklich um eine sehr, sehr große Anlage“, berichtete der Bürgermeister. „Das wird aber nicht so einfach. Es gibt auch immer den Landschaftsschutz, der dagegen spricht. Auf der grünen Wiese eine große Fotovoltaikanlage zu bauen, wie man das an Autobahnen kennt, ist in einem Ort wie Erdmannhausen immer schwieriger“, erklärte er. Nicht so leicht umsetzen lässt sich nach Auffassung des Bürgermeisters zudem die Idee, ein kleines Kino in der Gemeinde zu etablieren. Zum Punkt Kultur kam überdies die Anregung, eine Kleinkunstbühne einzurichten und die Zehntscheuer für kulturelle Locations zu aktivieren. Letztere gehöre der Gemeinde nur zu einem Drittel, wollte Kohler keine falschen Hoffnungen machen.

Beim Carsharing gehen die Hände hoch

Nichts spricht indes gegen die Empfehlung, ein Radwegs- und Verkehrskonzept für den gesamten Ort zu initiieren. An dem Thema sei man dran, sagte Kohler. Das gilt auch für den Bürgerbus, der auf der Wunschliste der Erdmannhäuser steht, die sich die Gemeinde zudem als Standort für ein Auto aus dem Carsharing-Pool vorstellen könnten. Als Kohler spontan in die Runde fragte, wer dieses Angebot tatsächlich nutzen würde, gingen sogleich drei Hände in die Höhe.

Wohnungsmarkt ist leer gefegt

Ein Anliegen ist den Einwohnern allerdings auch die Schaffung von neuem und bezahlbarem Wohnraum. Eine Zuhörerin berichtete, dass sie sich gerne räumlich verkleinern und aus ihrer Doppelhaushälfte in eine Wohnung ziehen würde. Anderen gehe es ähnlich, weil der Markt leer gefegt sei. Kohler erklärte daraufhin, dass man in künftigen kleineren Neubaugebieten, die durch das Arrondieren von Grundstücken entstehen könnten, dieses Problem anpacken und ausschließlich auf Geschosswohnungsbau setzen wolle. „Aber momentan haben wir keine Flächen“, konstatierte er. Auf dem Schirm habe die Gemeinde zudem das Thema ökologisches Bauen, das ebenfalls im Rahmen des Zukunftsforums gefordert wurde. Kohler kündigte überdies an, dass man sich über die Gründung eines Eigenbetriebs Wohnbau Gedanken mache. „Da muss man aber erst prüfen, ob sich das für eine Gemeinde unserer Größenordnung lohnt oder nicht“, sagte er.