Lara Joy Körner (links) und Verena Wengler im Stück „Verzauberter April“. Foto: z

Das Theaterstück „Verzauberter April“ hat im gut besetzten Hölderlinsaal Situationskomik und Spielfreude geboten.

Fellbach - Wer möchte nicht diesem englischen Winter entfliehen, den Matthew Barber in seinem Stück nach einem Roman von Elizabeth von Arnim auf die Bühne bringt. Durch aufgestellte Schirme, mit dem Geräusch eines Dauerregens ist er ständig gegenwärtig auf einer sonst recht kargen, manchmal düsteren Bühne. Mit einem Donnerschlag endet anfangs jede Szene in der Inszenierung von Stefan Zimmermann.

Nicht allein das Wetter bedrückt: Erstarrt sind die menschlichen Beziehungen, die Ehen, in den Konventionen des viktorianischen Zeitalters, aber auch im Alltag verschlissen. Verschreckt und unsicher in der von Männern geschaffenen Welt treten die von Lara Joy Körner und Verena Wengler gelungen verkörperten Hauptfiguren auf, machen sich langsam, zögerlich etwas frei. Die gebildete und die aristokratische Witwe, überzeugend dargestellt von Christiane Hammacher und Katharina Haindl, bezahlen relative Selbstständigkeit mit Einsamkeit, wie bald ans Licht kommt.

Das Stück mit Tiefgang ist kein Kind der Traurigkeit

Das Stück mit Tiefgang ist kein Kind der Traurigkeit: Der Zuschauer bekommt die Italienreise serviert als federleichte Komödie, in der sich völlig unterschiedliche, sauber herausgearbeitete Charaktere heftig und witzig aneinander reiben.

Welch ein Unterschied folgt: Hell und licht stellt sich der zweite Akt dar vor einem viel mehr detaillierten Bühnenbild, auf der Terrasse eines italienischen Schlösschens. Florian Leitl hat ein Bilderbuch-Italien mit blühenden Glyzinien gezeichnet. Die Kostüme der vier allein reisenden Damen sind nicht mehr in Erdfarben, sondern strahlen weiß. Das Frauen-Quartett lebt auf, zuerst unter dem Einfluss der Sonnenwärme und Farben, dann durch die unerwartete Ankunft von Männern. Auch die beiden Gatten, die Gründe der Flucht in den Urlaub, sind nun willkommen. Selbst der dem fallenden Handtuch entfliehende, stattliche Penis von Oliver Kamolz, in der prüden viktorianischen Zeit skandalös, kommt gut an – im Publikum gefällt die Szene vom pikanten Missgeschick auch. Die Zuschauer erwärmen sich mit, sowohl an der Pracht des Orts, als auch am guten Ausgang des Stücks. Ein vergnüglicher, viel beklatschter Abend.