Der Ex-Marbacher Marcus Niehaves ist am Mittwoch wieder im ZDF zu sehen. Foto: ZDF/Jana Kay

Marcus Niehaves hat schon 15 Spezialsendungen moderiert. Das Virus hat Beruf und Alltag verändert.

Marbach/Mainz - Wer am Mittwochabend um halb Acht das ZDF einschaltet, kommt an ihm nicht vorbei: Marcus Niehaves, der Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazines WISO, moderiert wie so oft in den vergangenen Tagen und Wochen eine Sondersendung zum Thema Corona. In seiner Heimatstadt Marbach, wo Niehaves das Abitur gemacht hat und noch heute seine Eltern leben, wird der 45-Jährige von einigen schon „Mister Corona“ genannt. Ein Titel, der dem Journalisten auch schon zu Ohren gekommen ist. „Ich könnte mir schönere vorstellen, aber ich bin in der Tat das Corona-Gesicht des ZDF“, sagt er und lacht. Seit dem 12. März hat Niehaves 15 Spezialsendungen moderiert, die längste Sendung dauerte 75 Minuten. Zwischen vier und sechs Millionen Zuschauer hatten die Sendungen. Das Interesse ist ungebrochen groß, weiß er. „Sicher ist vieles mittlerweile Alltag geworden – so schlimm das klingt, aber das gibt uns in der Redaktion auch die Möglichkeit, in der Berichterstattung in die Tiefe zu gehen.“

Auch im Leben der fünfköpfigen Familie Niehaves hat sich alles verändert. „Wir machen wie die anderen Familien auch Homeschooling, Homeoffice und Homentertainment“, schildert er den Alltag. Räumt aber gleich ein, dass das Meistern des täglichen Wahnsinns an seiner Frau Yellah hängenbleibt. Denn er selbst ist jeden Tag in der Redaktion. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder einen geregelten Tagesablauf haben“, so Niehaves „Wir stehen um halb Acht auf, frühstücken zusammen, dann gibt es eine 90-minütige Lerneinheit, dann gehts mit den Kids etwas raus, und nachmittags wird nochmal gelernt – oder unterhalten.“ Die Eltern in Marbach hat Marcus Niehaves, der in Mainz lebt, das letzte Mal vor vier Wochen gesehen. „Sie schlagen sich gut“, sagt der Sohn. Dennoch mache er sich natürlich wie alle anderen Kinder Sorgen. „Sie sind beide über 70 Jahre und gehören damit zur Risikogruppe.“

Dass die Verantwortlichen des ZDF ihm die Corona-Sondersendungen anvertraut haben, empfindet Niehaves als Ehre. „Es gibt für uns Journalisten ja selten Themen, die so umfassend das ganze Leben betreffen, den Alltag in jedem Punkt auf den Kopf stellen. Zusätzlich berichten wir ja nicht nur, sondern sind selbst genauso betroffen wie alle anderen Menschen auch. Ich empfinde es als absolutes Privileg, jeden Abend den wichtigsten Politikerinnen und Politikern und vielen ausgewiesenen Expertinnen und Experten meine Fragen stellen zu dürfen und die vielen Fragen der Zuschauerinnen und Zuschauern zu bearbeiten.“ Er freue sich, die Menschen unaufgeregt und sachlich informieren zu können. So katastrophal die Lage für viele Menschen derzeit sei, so herausfordernd und spannend sei diese Krise für ihn als Journalisten, sagt Niehaves, der seine berufliche Karriere unter anderem als freier Mitarbeiter der Marbacher Zeitung begonnen hatte.

Wie lange die von der Politik getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus das Leben der Menschen noch einschränken werden, kann auch Niehaves nicht sagen. „Über mehrere Monate kann das aber sicher nicht so betrieben werden.“ Sein Bauchgefühl sage ihm aber, dass es Anfang Mai werde, bis eventuell die ersten Lockerungen kommen. „Es ist aber ohne Zweifel eine schwierige Entscheidung der Politik, die Beschränkungen dann langsam wieder auslaufen zu lassen, und das wird auch sicher regional unterschiedlich gehen.“ Kindergärten und Kindertagesstätten werden, so glaubt der 45-Jährige, wieder als erstes den Regelbetrieb aufnehmen. Die große Sehnsucht nach einer Normalität, die er spüre, könne er nachvollziehen. Er finde es auch richtig, dass verstärkt eine Diskussion in Gang komme, ob die getroffenen Maßnahmen richtig seien. „Ich merke, dass vermehrt Zweifel aufkommen, und es ist richtig, drüber zu diskutieren. Aber wo gibt es bessere Lösungen?“ Spannend findet Niehaves auch die Frage, wie die Gesellschaft sich durch Corona verändert. „Werden wir Pflegekräfte mehr schätzen? Wird sich das Homeoffice in der Arbeitswelt etablieren? Da dann genau hinzuschauen, das ist dann auch wieder die Aufgabe von uns Journalisten. Es leibt also spannend.“

Sendung: Marcus Niehaves moderiert am Mittwoch, 8. April, um 19.30 Uhr das ZDF-Spezial zu Corona.