Während die großen Besucher bei der Benninger Kirbe eher ausgelassen feiern, finden die kleinen Gäste es eher toll, die Schalthebel eines Baggers zu betätigen. Foto: Avanti/Ralf Poller

Die Kirbe ist unverzichtbarer Brauch und Festbestandteil. Von Freitag bis Montagabend läuft in der Neckargemeinde der Feiermarathon.

Mit der Kirbe hat Benningen traditionell eine fünfte Jahreszeit. Pünktlich zwischen Herbst und Winter herrscht in der Neckargemeinde Ausnahmezustand. Denn von Freitag bis Montag wird bei der wohl größten Kirbe im Kreis Ludwigsburg gefeiert. Die Kirbebuben übernehmen in dieser Zeit zumindest akustisch die Hoheit im Ort. Laut und unüberhörbar ziehen die jungen Männer durch die Benninger Gassen.

Eine Art Initiationsritus für die Jugend

Was einst eine Art Initiationsritus der jungen Männer vor dem Einzug in den Krieg war, ist längst ein Stück lieb gewordene Tradition. Zu Beginn mag das noch ein Abschiedsritual und Trinken gegen die Angst gewesen sein. Doch heute hat der Brauch plötzlich eine bedrückende Nähe zur Gegenwart bekommen in unseren unruhigen Zeit mit Kriegen vor Europas Haustüren.

Doch darüber dürften sich die Kirbebuben spätestens nach dem zweiten Tag nicht mehr allzu viele Gedanken machen können. Sie sind eher von Erkältungen, Stimmbandverlust und Kater geplagt, als Ergebnis der feucht-fröhlichen Riten. Die beiden Kirbebuben Vögele und Kirbe haben nur kurz geschlafen. Ihre Augen leuchten glasig-fiebrig. „Ab Dienstag braucht meine Leber erst mal Pause“, sagt Vögele lachend.

Für die jüngeren Menschen ist der Freitagabend in der Alten Kelter eindeutiger Höhepunkt. Die Karten zu der Band „Good News“ waren jedenfalls wie in jedem Jahr schon nach wenigen Stunden ausverkauft.

Von der Kraft des Feuers

Einen anderen Brand hat derweil Bürgermeister Klaus Warthon gelöscht. Gemeinsam im Team mit Museumsleiterin Judith Szulczynski-Bajorat und dem Ehrenkommandanten der Feuerwehr Alexander Essig wurde am Sonntag die Ausstellung „Feuer! Feuer!“ eröffnet. Als Kuratorin ist es Judith Szulczynski-Bajorat wichtig, im Museum im Adler die Kraft des Feuers und Bedeutung für die hiesige Kultur wie die teils dämonische Gefahr greif- und erlebbar zu machen. Vor allem möchte die Kuratorin mit der Ausstellung aber auch die unermüdliche Arbeit der Wehren würdigen und sich für gesellschaftlichen Beitrag – Tag und Nacht an 365 Tagen im Jahr - bedanken.

In humorvoll, unterhaltsamer Weise gelang dem Bürgermeister wie ehemaligen Kommandanten der Feuerwehr Alexander Essig, das zu beschreiben. Beim Brand der Alten Kelter 2006 oder einer Bettenfabrik am Ort wurde die zerstörerische Kraft des Feuers für alle im Raum greifbar. Wie in einer Szene aus „Vom Winde verweht“, leuchteten die umliegenden Weinberge im Feuerschein glühend rot, erinnert sich Essig und gab manch Bonmot aus seiner fast 40-jährigen Laufbahn als Feuerwehrmann zum Besten.

In der Alten Kelter drüben ist währenddessen Familienprogramm. Bei Blasmusik und kräftiger Bewirtung des Musikvereins hilft einschließlich der 1. Vorsitzenden Claudia Hausmann jeder mit. „Der Sonntag gehört den Familien“, sagt die 30-jährige Vereinsvorsitzende, die tatkräftig mit anpackt. Sie selbst spielt Saxophon, mit Daniela Fischer, mit der sie nicht nur das Instrument, sondern auch die Aufgaben des Vereinsvorsitzes teilt. „Ja, vielleicht muss man schon in einer Vereinsfamilie sozialisiert worden sein, um das alles zu stemmen“, sagt sie. Doch in ihrem jungen Team mache das umso mehr Freude.

Angst vor den Pressluft-Tröten

Wie zur Bestätigung sitzen mitten im Saal Mama Julia mit Papa Simon und Tochter Rihanna, vier Jahre und den beiden Buben Lars und Nils. Der neunjährige Nils findet das Mini-Baggerfahren toll. „Doch ich habe etwas Angst vor den Hupen“, sagt der siebenjährige Lars und spielt auf die Pressluft-Tröten der Kirbebuben an. Jetzt sitzen sie vor Pommes mit Ketchup. Später wollen sie noch Boxauto fahren. Kinder- und Familienglück also pur an diesem Kirbesonntag.