Die Kinder der Musikschule Marbach-Bottwartal begeistern regelmäßig bei ihren Auftritten. Dennoch gibt es aus Sicht der Leitung und vieler Eltern ein Manko: In Marbach hat die Einrichtung kein eigenes, festes Domizil. Foto: Archiv (avanti)

Die Einrichtung darf auf eigene Räumlichkeiten in Marbach hoffen. Die Leiterin würde einen Standort am Schulzentrum bevorzugen – entweder als Anbau, Neubau oder Umbau.

Marbach - Fast schon gebetsmühlenartig erinnerte Bärbel Häge-Nüssle in den vergangenen Jahren bei verschiedenen Gelegenheiten daran, dass für die Musikschule Marbach-Bottwartal in der Schillerstadt ein festes Domizil von enormem Vorteil wäre. Jetzt scheint es so, als würden die Bitten der Einrichtungsleiterin erhört. Der Rathauschef Jan Trost deutete vor einigen Tagen beim MZ Leser Forum an, dass eine Lösung in Sicht ist.

„In Marbach werden viele Räume weit verstreut genutzt. Das ist eine sehr große Herausforderung für die Leiterin, das zu organisieren. Aber wird sind da dran“, erklärte Trost. Weiter ins Detail könne er derzeit nicht gehen, da die ganze Angelegenheit nicht-öffentlich sei. Sollte hinter verschlossenen Türen ein Durchbruch erzielt werden, wäre das auch ganz im Sinne des Bürgermeister-Herausforderers Timo Jung. Es sei ausgesprochen wichtig, „dass diese Räumlichkeiten endlich entstehen“, betonte er. „So ein Schulstandort wie Marbach darf es sich eigentlich nicht leisten, die Musikschule zu vernachlässigen. Deshalb bin ich stark dafür, diese Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen“, sagte Jung.

Aussagen, die Bärbel Häge-Nüssle gerne hören dürfte. Und auch sie bestätigt, dass man an dem Thema dran sei. „Ich muss sagen, wir drängen auch darauf, dass es zügig zu einer Lösung kommt. Das ist längst überfällig. Mit der Stadtverwaltung bin ich seit Monaten im Gespräch und in der Planung. Ich hoffe, man kann das noch in diesem Jahr eintüten“, sagt die Leiterin der Einrichtung. Der ideale Standort für ein Domizil, in dem die Musikschule frei schalten und walten kann, wäre aus ihrer Sicht beim Schulzentrum. Dann seien die Wege kurz, der Instrumental-Unterricht könnte beispielsweise in längere Mittagspausen oder direkt nach dem Schlussgong eingebaut werden. Die Eltern müssten ihren Nachwuchs dann auch nicht quer durch die Stadt kutschieren, sagt Häge-Nüssle.

Wie schnell ein solches Projekt umgesetzt werden kann, hänge davon ab, ob es am Ende auf einen Neubau, einen Anbau oder auf die Umgestaltung eines bestehenden Objekts hinausläuft. So oder so benötige man in einem eigenen Haus in der Schillerstadt mehrere Räume, um beispielsweise schwere Instrumente wie ein Klavier dauerhaft stehen lassen zu können. „Die Verwaltung ist und bleibt aber in Steinheim – hier sind wir sehr zufrieden und haben unser eigenes Schulgebäude“, konstatiert sie. Im Zeitalter des Internets und der digitalen Vernetzung sei es unproblematisch, die Büroarbeit von einem zentralen Standort aus zu managen.

Anders sieht es an der Basis aus, also dort, wo die Lehrer ihren Zöglingen das Einmaleins an Geige, Trompete und Co. beibringen. Hier erweist es sich als Manko, dass die Musikschule unterschiedliche Räumlichkeiten bespielen muss. „Ganz gravierend war das im ersten Lockdown“, berichtet Bärbel Häge-Nüssle. Als die öffentlichen Schulen, in denen man sonst Angebote unterbreitet, für Besucher geschlossen waren, habe man gewissermaßen auf der Straße gestanden. Man sei dann zwar dankenswerterweise bei der VHS oder in Sporthallen untergekommen, und viele Marbacher Schüler mussten wochenlang nach Steinheim fahren. „Aber ideal war das nicht. Und auch in Nicht-Corona-Zeiten sind wir immer von anderen abhängig“, erklärt die Leiterin. Das sei umso bedauerlicher, als man alleine in der Schillerstadt 500 Schüler habe. „In Marbach boomt es bei uns“, sagt Häge-Nüssle.

Susanne Wichmann aus dem Vorstand des Trägervereins der Musikschule macht sich ebenfalls für einen eigenen Standort in Marbach stark und begrüßt deshalb, dass Bewegung in die Sache kommt. Die Einrichtung habe ohne eigenes Gebäude in der Stadt nie tiefe Wurzeln schlagen können. Dabei stammten rund die Hälfte der Schüler aus Marbach selbst. Susanne Wichmann kann sich vorstellen, dass ein eigenes Gebäude zudem Anlaufstelle für weitere Kulturschaffende sein könnte und hat dabei Vereine, aber beispielsweise auch das FSG mit seinen Theatergruppen im Blick. Die Stadträtin, die selbst Berufsmusikerin ist, geht davon aus, dass man für ein solches Projekt über Sponsoren oder Stiftungen durchaus finanzielle Unterstützung erhalten könnte.

Die wirtschaftliche Umsetzung ist aber nur die eine offene Flanke, die Standortfrage die andere. „Wir eruieren derzeit verschiedene Lösungsansätze, die sich im Schulzentrum befinden, sodass sich der Musikunterricht gut in den Schulalltag einfügen kann“, sagt Franziska Wunschik, die Erste Beigeordnete der Stadt. Die einzelnen Optionen müssen zunächst intern, mit der Musikschule und den Räten abgestimmt werden. Tatsache sei aber, dass die Einrichtung einige Räume exklusiv für sich benötige und erinnert in dem Zusammenhang an den Unterricht an Klavier und Kontrabass, die man nicht einfach hin- und her transportieren kann. Daher schieden bestehende Räumlichkeiten in den Schulen aus. „Andere Musikinstrumente, die keinen Raum zur alleinigen Nutzung erfordern, werden nach wie vor in den Räumlichkeiten unserer Schulen unterrichtet“, konstatiert Franziska Wunschik.

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