Hält die Erinnerung aufrecht: Kurt Sartorius Foto: Martin Kalb

Eine Gedenkstele in Bönnigheim erinnert an den Pfarrer und Sozialreformer Christoph Ulrich Hahn.

Bönnigheim - Leider ist das Andenken an diesen bedeutenden Bönnigheimer fast verschwunden. Zusammen mit Dr. Gerhard Raff aus Stuttgart möchten wir das Andenken an Christoph Ulrich Hahn in Bönnigheim wiederbeleben“, sagt Kurt Sartorius, Vorsitzender der Historischen Gesellschaft Bönnigheim. Raff, Historiker und Schriftsteller, hat bereits eine Stele auf dem Fangelsbachfriedhof in Stuttgart initiiert, wo Hahn beerdigt wurde. Eine solche Stele steht nun auch in Bönnigheim. Eigentlich sollte dieser Tage eine große Enthüllung stattfinden. Die Coronakrise hat alles durcheinander gebracht. Nun werde eine Einweihung folgen, wenn die Krise es erlaube, so Sartorius.

Die Stele ist auch eine Erinnerung an Hanns A. Pielenz, den 2013 verstorbenen Vorsitzenden der Geschäftsführung der Amann Group. Die nach Pielenz benannte Stiftung hat die Hahn-Stele finanziert. Die Steine stellte Gerhard Raff zur Verfügung, der Bönnigheimer Steinmetz-Betrieb von Michael Stahl hat die Stele bearbeitet.

Christoph Ulrich Hahn wurde 1805 in Stuttgart geboren, er starb am 5. Januar 1881 in seiner Geburtsstadt. Hahns Wirken und dessen Bönnigheimer Vergangenheit war für Kurt Sartorius als Heimatforscher, Geschichtskenner und Vorsitzender der Historischen Gesellschaft Anlass, sein Geschichtsheft aus dem Jahr 2015 über das Leben des „warmherzigen Menschenfreunds und tatkräftigen Helfers für Notleidende“ zu ergänzen und 2019 neu zu veröffentlichen.

In Bönnigheim wirkte Christoph Ulrich Hahn von 1833 bis 1859 als Pfarrer. Er war der bedeutendste Sozialreformer Württembergs. So gründete er mit Henry Dunant zusammen quasi das Rote Kreuz. Mit dem „Württembergischen Sanitätsverein“ rief er die erste Rote-Kreuz-Organisation der Welt ins Leben, auch die Evangelische Gesellschaft in Stuttgart geht auf Hahns Wirken zurück. In Bönnigheim initiierte er 1851 den ersten Kindergarten. 1834 eröffnete Hahn in Bönnigheim auch eine internationale Knabenerziehungsanstalt an der Straße nach Erligheim. In diesem Gebäude gründete 1854 schließlich Alois Amann seine Fabrik für gezwirnte und gefärbte Seiden.

Im Bönnigheimer Wohngebiet „Käppele“ erinnert eine „Ulrich-Hahn-Straße“ an den einstigen Sozialreformer. Das Ziel von Sartorius war es, ihm in Bönnigheim ein Denkmal zu setzen. Er hat dabei mit dem bekannten baden-württembergischen Historiker Raff einen Unterstützer. Für Raff ist Hahn schließlich ein „Pionier der Diakonie und des Roten Kreuzes“, ein „Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit“ und „Wegbereiter des württembergischen Wohltätigkeitswesens“.

Hahns Vater Christoph Matthäus Daniel war ein jüngerer Halbbruder von Philipp Matthäus Hahn, Erfinder und Pfarrer, der viele Jahre in Kornwestheim gewirkt hat und an dem ein von einem Freundeskreis initiiertes und betreutes Museum im alten Pfarrhaus an der Pfarrstraße erinnert.