In Marbach wird bald wieder gewählt. Die Kandidaten stehen nun fest. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Im Ausschuss zur Wahl war am Dienstagabend unklar, ob tatsächlich alle möglichen Interessenten erfasst wurden.

Marbach - Rien ne va plus, nichts geht mehr: Das dachten sich wohl die meisten Mitglieder des Gemeindewahlausschusses, als sie am Dienstagabend im Rathaus zu einer öffentlichen Sitzung zusammenkamen. Schließlich war Punkt 18 Uhr Bewerbungsschluss für die am 24. Januar anstehende Bürgermeisterwahl. Im Normalfall hätte das Gremium also nur noch Formalien absegnen und über das Prozedere der offiziellen Kandidaten-             vorstellung in Corona-Zeiten entscheiden müssen. Dann aber erkundigte sich die stellvertretende Ordnungsamtsleiterin Christine Schläfle, die für die verhinderte Erste Beigeordnete Franziska Wunschik den Vorsitz übernommen hatte, ob am 4. Januar gegebenenfalls eine Sondersitzung einberufen werden könnte. Schläfle stellte diese Frage natürlich nicht ohne Grund: Sie hatte Bedenken, dass tatsächlich alle Bewerber erfasst wurden. Zweifel waren deshalb bei ihr aufgekommen, weil sie kurzfristig von einer möglichen Schwachstelle im internen Zustellungssystem erfahren hatte: Das Vorzimmer des Bürgermeisters war seit Weihnachten nicht besetzt, sodass dort eine bis dato unbekannte Bewerbung hätte gelandet sein können.

Dazu muss man wissen, dass alle Schreiben, die an der Pforte des Rathauses eingeworfen werden, ans Sekretariat des Schultes weitergeleitet und von dort an die Ämter verteilt werden. „Es hätte also theoretisch sein können, dass dort noch Unterlagen eines Bürgermeister-Kandidaten liegen“, sagt Christine Schläfle. In der Stellenausschreibung sei zwar ausdrücklich darauf hingewiesen worden, wie die Bewerbungen adressiert sein müssen. Und wenn sich die Interessenten an die Vorgaben gehalten haben, seien die Unterlagen auch direkt von der Pforte zu ihrem Schreibtisch gebracht worden, betont Schläfle. Bei einer uneindeutigen Beschriftung hätte es jedoch passieren können, dass Bewerbungen im Bürgermeister-Vorzimmer landen – und dann eben seit Weihnachten auch nicht angefasst wurden, erläutert Schläfle.

Die Konsequenz: Die Kandidaten konnten vom Gemeindewahlausschuss am Dienstagabend nur unter Vorbehalt geprüft werden, weil ja unter Umständen noch ein weiterer, bis dato unbekannter Aspirant seinen Hut in den Ring hätte geworfen haben können. „Wobei wir gegebenenfalls auch klären lassen müssten, ob eine Kandidatur zurückgewiesen werden kann, wenn sie nicht so adressiert ist, wie es in der Stellenausschreibung vorgegeben wurde“, sagte Christine Schläfle in einem ersten Telefonat am Mittwochmorgen. Auf das Dilemma habe sie am Dienstag um 16.30 Uhr auch Rathauschef Jan Trost hingewiesen, dessen Stabsstelle die Poststelle im Bürgermeister-Vorzimmer zugeordnet sei. Bis zur Sitzung des Gemeindewahlausschusses habe sich aber nicht klären lassen, ob irgendwo in der Post noch eine Bewerbung schlummert, sodass Schläfle mit der etwaigen Sondersitzung auf alle Eventualitäten vorbereitet sein wollte. Am späten Mittwochmorgen konnte sie allerdings Entwarnung geben. „Die Post wurde inzwischen gesichtet und es befand sich keine Bewerbung darunter. Wir haben also Rechtssicherheit“, atmete Christine Schläfle auf.

Das dürfte auch den Bürgermeister freuen, der auf einen aktuellen personellen Engpass in der Poststelle „durch Pflegezeit und Krankheit der Mitarbeiterinnen“ hinweist. Pandemiebedingt sei die Besetzung im Rathaus insgesamt auf ein absolutes Minimum reduziert. Daher hat der Bürgermeister selbst „in den Tagen nach Weihnachten die wenige Eingangspost gesichtet und die wichtigsten Schreiben gleich an die Fachämter verteilt. Daher ist es absolut ausgeschlossen, dass noch irgendwo wichtige Post im Rathaus liegt“, erklärt er. Trost gibt aber auch zu bedenken, dass Kandidaten nicht irgendwo und irgendwie ihre Bewerbungen einwerfen oder abgeben könnten – beispielsweise bei Kindergärten, die aktuell geschlossen sind, obwohl es sich auch dabei um Einrichtungen der Stadt handele.

Aber letztlich können nun alle durchpusten, da die Kandidatenliste steht und niemand durchs Raster gefallen ist. Wie die Stadt hätte reagieren müssen, wenn je noch ein Bewerber zwischen der Post aufgetaucht wäre, ist unklar. Das Landratsamt Ludwigsburg konnte dazu am Mittwoch keine Stellungnahme abgeben.