Das Neubaugebiet mitten in der Marbacher Innenstadt erforderte eine stimmige Logistik. Foto: KS-Images.de

Das Neubauviertel in Marbach zwischen der Güntterstraße und der Schillerstraße bietet Platz für 40 Wohnungen. In einem Haus zieht auch die Patienten-Heimversorgung ein.

Marbach - Autofahrer beißen an diesem Dienstagmorgen auf der Marbacher Güntterstraße auf Granit. Ein Unternehmen richtet einen etwa 20 Meter hohen Kran an einer Baustelle auf. Der Verkehr wird umgeleitet, damit es auf dem Neubauareal zwischen Güntterstraße und der Schillerstraße, in Sichtweite zum Marbacher Bahnhof, vorwärtsgehen kann.

Von den geplanten 40 neuen Wohnungen im Baugebiet Güntterstraße/Schillerstraße ist freilich noch nichts zu sehen. Eine Baugrube klafft – in den vergangenen Monaten sind 20  000 Kubikmeter Erdreich bewegt und fachmännisch in einer Deponie der Abfallverwertungsgesellschaft Ludwigsburg (AVL) entsorgt worden, erzählt Rainer Krause, Geschäftsführer des Marbacher Immobiliendienstes.

Der jetzt aufgestellte zweite Kran ist laut Krause notwendig, weil der erste Kran nicht überall auf dem 4000 Quadratmeter großen Grundstück hinkommt. Die Sperrung der Güntterstraße von der Einmündung Ziegelstraße bis zur Bahnhofsstraße habe man bei den Behörden nur für den einen Tag beantragt. Mithilfe des zweiten Krans könnten Lastwagen auf einer Schotterpiste Hausteile anliefern. Die Kräne verteilten sie dann weiter. „Das geht von oben nach unten in eine Richtung, so können die Lastwagen danach auch wieder gut aus dem Grundstück hinausfahren.“

Mit dem Bauprojekt hofft Rainer Krause, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Der Bedarf an Wohnraum sei hoch, man habe bereits rund 90 Prozent der Wohnungen verkauft. „Wir hatten das Glück, die größte Baulücke der Innenstadt erwerben zu können“, sagt er. Mit der Stadt und dem Gemeinderat habe er sich schnell geeinigt, zumal die Nachverdichtung in Innenstädten helfe, Flächen auf der grünen Wiese zu sparen. „Für die Innenstadt bringt das zusätzlich Leben“, argumentiert Krause und ist stolz darauf, mit 80 Stellplätzen in der Tiefgarage auch in puncto Verkehr eine praktikable Lösung gefunden zu haben. Aber eigentlich sei es für die künftigen Bewohner gar nicht nötig, das Auto häufig zu benutzen. „In wenigen Minuten sind sie zu Fuß an der S-Bahn oder sie können ganz in der Nähe einkaufen gehen.“

Lärmprobleme werde es in den 2,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen an den beiden viel befahrenen Straßen nicht geben, ist sich der Marbacher Bauunternehmer sicher. „Die Bewohner leben mit den abgeschotteten Baukörpern nach innen – das heißt, die Balkone sind in den Innenraum ausgerichtet.“ Ein Spielplatz sorge dafür, dass die Kinder in einem Schutzraum fernab der Straße aktiv werden können.

Wer dennoch ein Auto unterbringen will, kann künftig sogar Strom am seinem Stellplatz in der Tiefgarage laden. Möglich macht das eine Trafostation der EnBW sowie verstärkte Stromkabel. „Hinterher wäre es schwieriger, die Leitungen auszubauen“, sagt Rainer Krause, der froh ist, dass sich dieser Aspekt der E-Mobilität verwirklichen ließ. „Das war bei der Baugenehmigung noch nicht sicher.“

Das Sahnetüpfelchen des Projekts ist für Rainer Krause die Ansiedlung der Patienten-Heimversorgung (PHV) mit ihrer Dialysestation, die zurzeit noch am König-Wilhelm-Platz untergebracht ist, dort aber, so der Bauunternehmer, „aus allen Nähten platzt“. Die PHV könne sich in einem Haus an der Güntterstraße auf einer Fläche von 800  Quadratmetern auf zwei Etagen entfalten. „Mit dem Standort schließen wir dort eine gewerbliche Lücke zwischen Innenstadt und Bahnhof, was schon immer der Wunsch der Kommune war.“ Auch die PHV-Mitarbeiter fänden Parkplätze in der Tiefgarage. „Für uns ist damit ein großer Wurf gelungen“, sagt Krause, die Verhandlungen mit dem Stiftungsrat der PHV seien relativ schnell zum Abschluss kamen. Die Gebäude in dem Areal würden wohl Ende 2021 bezugsfertig. „Wir liegen bisher voll im Zeitplan.“ Überraschungen blieben laut geologischem Gutachten aus. „Wir haben die beste Bodengruppe.“