Andreas Geibel: Blick auf die Leistung, nicht auf das Tableau. Foto: privat

Interview
Andreas Geibel, Chefcoach bei den American Footballern der Kornwestheim Cougars, gibt einen Rück- und Ausblick.

Die Kornwestheim Cougars stehen in der Landesliga gut da, haben zuletzt allerdings einen Rückschlag im Kampf um Platz zwei hinnehmen müssen. Seine Sicht auf die bisherige Spielzeit und das, was noch kommt, legt Chefcoach und Abteilungsleiter Andreas Geibel dar.

Herr Geibel, wie bewerten Sie die bisherige Saison Ihres Teams?

Generell sind wir im Soll – wir haben uns vorab keine konkrete Platzierung als Ziel gesetzt. Wir verfolgen den Ansatz der stetigen Verbesserung der Performance jedes Einzelnen und des Teams. Das betrifft sowohl die sportliche, athletische, als auch die taktische Leistungsfähigkeit. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch die mentale, psychische Entwicklung des Teams – mannschaftliche Geschlossenheit, Steigerung der Frustrationsgrenze, was wir gerne auch als „Comeback Mentality“ bezeichnen. Wir wollen jedes Spiel den attraktivsten uns möglichen Football spielen und dabei das maximale aus uns herausholen, dann sollte sich das Thema mit den Erfolgen von sich aus einstellen. Anspruch ist und war aber auch, die gute Saison 2022 zu toppen.

Damals wurde es Platz vier, punktgleich mit dem Dritten, bei acht Siegen und vier Niederlagen. Nun gab es in dieser Saison bereits einige Verletzungen – wen hat es denn von den Leistungsträgern erwischt?

Aufgrund des hohen Aufwandes in der Vorbereitung hinsichtlich technischer und athletischer Fähigkeiten haben wir bis jetzt die verletzungsbedingten Ausfälle relativ niedrig gehalten – trotz der oft sehr viel physischer spielenden Gegner. Das gibt unserem aktuellen Coachingkonzept recht. Glück gehört aber auch dazu. Trotzdem gibt es natürlich immer auch längerfristige Ausfälle, die weh tun: Jan Gühring aus der Defense Line fehlt mit einer Mittelhand- und Kapselverletzung, Sabri Misimi aus der Offense Line hat eine Schulterblessur, genau wie Defensive Back Julian Wagner. Wide Receiver Luis Knenlein ist an den Bändern verletzt, Runningback Oliver Lüdtkemeyer an der Achillessehne. Und auch Wide Receiver Lukas Zobel hat eine Bänderverletzung.

Gibt es so etwas wie eine „typische Football-Verletzung“?

Das ist im Football immer auch positionsabhängig. Auch wenn der Eindruck aus der Körperlichkeit aufkommt, verletzen sich Football-Spieler nicht mehr als Basketballer, Handballer oder Fußballer auf vergleichbarem Niveau. Linemen sind meist anfälliger an Fingern, Hand- und Fußgelenken. Runningbacks eher im Knie- und Rippenbereich, die zweite Reihe der Verteidigung öfters im Schulterbereich. Ohne, dass ich das jetzt statistisch erfasst habe. Wir reduzieren die Verletzungsgefahr jedoch systematisch durch gezieltes athletisches und funktionelles Training. Jeder Sportler ist da auch mit in der Verantwortung. Auch in der Landesliga kommt man um zusätzliches Kraft-, Ausdauer- und Bewegungstraining nicht herum.

Zurück zum Saisonverlauf. Wie groß ist ist der Rückschlag mit der Niederlage bei den Bondorf Bulls?

Natürlich war das eine ärgerliche und unnötige Niederlage. Genauso wie die gegen Tübingen. Es ist immer schlecht, wenn man gegen die direkten Wettbewerber um die bessere Platzierung verliert, weil man dann eben nicht alles mehr selbst in der Hand hat. Trotzdem hat es auch gezeigt, dass unser Stellenwert bei den gegnerischen Teams extrem gestiegen ist, man die Cougars mittlerweile sehr ernst nimmt und sich gegen uns besonders ins Zeug legt. Das war nicht immer so.

Was ist nun noch drin?

Es stehen noch vier Spiele aus – auch jetzt schielen wir nicht auf die Tabelle, sondern haben den Anspruch alle davon bestmöglich abzuschließen, unsere Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Das heißt im Idealfall eben auch noch acht Punkte zu holen. Ein Selbstläufer wird auch das nicht werden – wir müssen weiter fokussiert bleiben und nach vorne schauen – und nicht zurück.

Falls die Cougars doch noch aufsteigen sollten oder könnten – würden sie es tun? Und was würde sich dann ändern?

Puh, schwierig – Sportlersicht, Trainersicht und Funktionärssicht sind da nicht immer gleich. Ich denke, dass wir bei einem souveränen Sieg aus einer Relegation den notwendigen „Rückenwind“ hätten, um uns das zuzutrauen. Die Cougars werden ihre Philosophie des nachhaltigen „Besser werden wollens“ weiter verfolgen – ligaunabhängig.

Aber das ist ja nicht alles.

Auch die Organisation im Hintergrund muss da mithalten und mithalten können. Bei einem Aufstieg muss sich das Team und das „Team hinter dem Team“ strukturell weiter entwickeln. Das hat auch Auswirkung auf die Zusammenarbeit mit Hauptverein, den Abteilungen, der Kommune und so weiter, in wieweit ein Team dann auf seinem Weg getragen wird. Da gibt es viele gute und leider auch weniger gute Beispiele. Eine Entscheidung aufzusteigen ist sicher auch davon abhängig, mit welchem Anspruch man in die höhere Liga einsteigen will. Und welche Möglichkeiten gegeben sind. Darüber muss man sich im Ganzen im Klaren sein.