Zur Silberhochzeit ist die Tafel festlich eingedeckt worden. Foto: avanti

Das Heimatmuseum hat eine Ausstellung rund um das Thema Familienfeiern anno 1900 organisiert. Bis Ende Oktober ist die Schau noch zu sehen.

Affalterbach - Eine neue Ausstellung lockt bis Ende Oktober Interessierte ins Affalterbacher Heimatmuseum. Mit alten Hochzeitsfotos, Konfirmationsbildern, Familienbibeln, Festkleidung und vielen aus heutiger Sicht eher kuriosen Dingen wird anschaulich präsentiert, wie vor hundert Jahren große Familienfeste gefeiert wurden und welchen Stellenwert sie hatten. Ursula Jahn und Ursula Knapp ist es mit Akribie und Liebe zum Detail gelungen, die alte Zeit lebendig werden zu lassen.

Am augenfälligsten aus heutiger Sicht: Die meisten Brautkleider, die von Schaufensterpuppen getragen werden, sind schwarz. Dazu kam eine schwarze Haube oder ein weißer Schleier. „Weiße Brautkleider“, sagte Annemarie Paiani bei der Ausstellungeröffnung am Sonntag, „sind erst um 1920 herum aufgekommen.“ Das hatte einen praktischen Grund: Kleider waren zu teuer, um nur einmal getragen zu werden, und so wurde das schwarze Hochzeitsgewand auch an Sonn- und Feiertagen genutzt, solange es passte. Da es aber damals, außer bei Wohlhabenden, auch nicht so viel zu essen gab, war das meist lange der Fall.

Die weißen Brautkleider fielen mitunter recht schlicht aus, erklärte unterdessen Ursula Knapp Besuchern im Obergeschoss: „Ich konnte gar nicht glauben, dass das ein Hochzeitskleid war“, kommentierte sie ein Gewand. „Das Chemisettle ist bloß drangesteckt, ohne das hat das Ganze ausgesehen wie ein Nachthemd“. Auf dem Bett im Schlafzimmer liegen feine weiße Strümpfe, die so aussehen, als warteten sie nur darauf, von der Braut angezogen zu werden, ein Schleier ist daneben ausgebreitet. „Bei dena lange Schleier ben i als Kend emmer druffdappt, da hat’s de ganze Schleier g’lupft“, erinnerte sich eine Besucherin schmunzelnd an ihre Zeit als Brautjungfer.

Auch die Silberhochzeit war ein Grund zu feiern. Im Wohnzimmer ist eine Tafel festlich mit Goldrandgeschirr und Silberbesteck gedeckt, auf einem Schrank sind Geschenke aufgereiht – ein Teller etwa mit der Aufschrift „Dem Jubelpaare“. Daneben steht eine silberne Brautkrone mit Perlen, an der Wand hängt ein gesticktes Bild mit dem Spruch „Bisher hat Gott geholfen, Gott wird weiter helfen.“ Ob das etwas über den Zustand der Ehe aussagen sollte?

Bei den Männern gehörte zum Feststaat um die Jahrhundertwende unbedingt ein Zylinder dazu. Aus Seidenstoff oder aus Fell, als praktischer Chapeau Claque zum Zusammenfalten oder in unveränderlicher hoher Form wurde er in speziellen Schachteln meist oben auf dem Kleiderschrank aufbewahrt. „So e Schachtel hat mei Opa au noh g’het“, erinnert sich eine Besucherin an ihre Großeltern zurück.

Ein Hingucker ist die Konfirmandin, die in ihrem steifen schwarzen Staat mit Spitzenkragen dasteht, in der Hand einen Pompadour, neben ihr auf einem Tischchen ein Gesangbuch. Das Telefon, das an der Wand hängt, hat ein Kind zu einem begeisterten Eintrag im Gästebuch veranlasst. In der armen Zeit vor hundert Jahren war so etwas Luxus. Ein Grund mehr, Familienfeste so groß wie möglich zu feiern.