Kinder können weiter auch in Marbach mittags die Köpfe zusammenstecken – und zwar bei der Ganztagsschule Foto: dpa/Frank Leonhardt

Die Gesamtlehrerkonferenz ist einem Antrag der Schulleitung gefolgt, wonach das Konzept verändert und optimiert werden soll. Einen wesentlichen Beitrag zu einer besseren Ausgestaltung und Umsetzung soll die Marbacher Stadtverwaltung leisten.

Marbach - Die mögliche Abschaffung des Ganztagsmodells an der Grundschule Marbach ist vom Tisch. Am letzten Feriensamstag ist die Gesamtlehrerkonferenz der Grundschule zusammengekommen und hat einen entsprechenden Antrag von Schulleiterin Nicole Kossira und ihrer Stellvertreterin positiv beschieden. „Die Abschaffung der Ganztagsschule wird nicht weiterverfolgt, stattdessen wollen wir in enger Zusammenarbeit mit dem Schulträger Veränderungs- und Optimierungsmöglichkeiten aufspüren und umsetzen“, informiert Nicole Kossira am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zur Erinnerung: Im Juli, kurz vor Beginn der Sommerferien, hatte dasselbe Gremium einen Antrag aus der Lehrerschaft abgesegnet, wonach die Marbacher Bildungseinrichtung zum Schuljahr 2021/22 aus dem Ganztagsmodell aussteigen sollte (wir berichteten). Die Schulkonferenz, die die Entscheidung endgültig auf den Weg hätte bringen können, hatte ein Votum vertagt. Es folgten viele Gespräche in unterschiedlicher Zusammensetzung, wie Kossira berichtet. Eltern, Schulleitung, Lehrer, Gemeinderäte, Schulträger sowie der Leiter des Staatlichen Schulamtes Ludwigsburg hatten sich in unterschiedlichen Konstellationen ausgetauscht und den Boden für die Kehrtwende bereitet.

Das Kollegium stehe hinter ihrem Antrag, versichert Nicole Kossira. „Aber die Kollegen haben auch konkrete Erwartungen an die Stadt“, stellt sie klar. Dessen ist sich die Erste Beigeordnete der Kommune, Franziska Wunschik, bewusst. Man sei sehr froh über die Entwicklung, betont sie. Die Ganztagsschule sei von elementarer Bedeutung. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir es hinbekommen, sie optimaler zu gestalten, wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen und in unterschiedlichen Bereichen unsere Aufgaben erledigen.“

Weiterbildung der Betreuungskräfte
Eines ist sowohl Nicole Kossira als auch Franziska Wunschik wichtig: Die 18 Kräfte, die die Mädchen und Jungs über den Mittag betreuen, leisten gute, engagierte Arbeit. Die Weiterbildung und Qualifizierung des Personals an der Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken sei als Stärkung zu sehen. „Die Betreuungskräfte geben täglich ihr Bestes, aber sie haben auch einen schwereren Stand als wir Lehrer“, erklärt Kossira. Denn in den Pausen haben die Kids naturgemäß größere Freiräume, die auch genutzt werden. Zudem seien die Gruppen auch mal größer und klassenübergreifend. Neben der Qualifizierung ist der Schulleiterin auch eine personelle Aufstockung um ein, zwei Personen wichtig, damit im Krankheitsfall verlässlich betreut werden kann. Die ersten Gespräche mit Interessenten, versichert Wunschik, werden schon geführt.

Schulsozialarbeiter
Eine weitere Forderung seitens der Lehrerschaft ist die schnelle Wiederbesetzung der Schulsozialarbeiterstelle. „Das ist für uns eine unheimlich wichtige Schnittstelle, die letztlich den Kindern zugutekommt“, erklärt Kossira. Darüber hinaus spiele der Kontakt zu Ämtern auch an der Marbacher Grundschule eine immer größere Rolle „und da ist es gut, wenn man jemanden hat, der die Abläufe und Ansprechpartner kennt“. Vor einem Jahr hatte Lotta Ziehm an der Grundschule angefangen. Jetzt ist sie in Elternzeit. Die Stelle ist befristet auf eineinhalb Jahre ausgeschrieben, so Wunschik. „Allerdings mit der Aussicht auf eine unbefristete Stelle.“ Bis zum Jahreswechsel, so die Hoffnung der Beigeordneten, könnte die Stelle wieder besetzt sein. „Wir haben die Hoffnung, dass sich der Markt durch Corona etwas optimiert hat.“

Räume
Das Schulgebäude ist nicht nach den Standards gebaut, die für eine Ganztagsbetreuung heute gelten. Darin sind sich Nicole Kossira und Franziska Wunschik ebenfalls einig. Es fehlt an Räumen für „Differenzierungsmaßnahmen“. Sprich an Räumen, in denen sich kleinere Gruppen aufhalten beziehungsweise in die sie sich zurückziehen können. Klar ist: Man muss im Bestand Lösungen finden. Kossira: „Wir müssen schauen, wie wir das, was wir haben, optimal nutzen.“ So gebe es beispielsweise im Keller einen Raum, der aktuell als Lagerraum diene, möglicherweise aber auch für die Ganztagsschule genutzt werden könnte. Darüber hinaus sei es vielleicht möglich, im Nebengebäude 2 einen Raum aus Teilen des Flurs und des Garderobenbereichs abzutrennen. Ob die Optionen, die die Lehrkräfte gefunden haben, auch realisierbar sind oder ob es andere Möglichkeiten gibt, darum wird sich die Stadtverwaltung kümmern, sagt Wunschik zu.

Pädagogik
Hausaufgabe der Lehrkräfte ist die Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der inhaltliche Ausgestaltung der Ganztagsschule. „Da werden wir nochmal ganz genau draufschauen“, so Kossira, die unter anderem hofft, dass die Schule eventuell bei der Nutzung der Sporthallen noch mehr zum Zug kommt. „Bewegung tut unseren Schülern gut und ist sehr wichtig für sie“, weiß die Rektorin. Nachgedacht wird aber beispielsweise auch darüber, ob sich nicht eine Art Werkstattunterricht umsetzen lässt.

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