Aufmerksam verfolgt – eingehende Wahlergebnisse im Stuttgarter Rathaus Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Nationalismus-Trend hat in der Landeshauptstadt weniger stark durchgeschlagen als anderswo – ein positiver Aspekt des Bundestagswahlergebnisses aus Stuttgarter Sicht, findet Lokalchef Jan Sellner.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt liegt bei der Bundestagswahl im Bundes- und noch stärker im Landestrend. Heißt: CDU und SPD krachend runter, Grüne, FDP und Linke teils aufsehenerregend rauf. Ebenso die AfD. Letzteres ist bitter in einer Stadt, der es gelingt, mit kultureller Vielfalt umzugehen. Möglicherweise hat diese Qualität Stuttgarts aber auch dazu beigetragen, dass der Nationalismus-Trend hier nicht voll durchgeschlagen hat und die AfD einstellig geblieben ist.

Zu den Stuttgarter Besonderheiten zählt das hervorragende Abschneiden der FDP. Sie hat mehr Stimmen dazugewonnen als die AfD. Damit meldet sich die FDP im Zentrum ihres Stammlands kraftvoll zurück – im Idealfall als liberales Gegengewicht zu rechtsaußen.

Bemerkenswert auch das Ergebnis der Stuttgarter Grünen: Zum zweiten Mal nach 2009 haben sie die SPD überflügelt. Bei den Erststimmen konnte Grünen-Bundesvorsitzender Cem Özdemir den Abstand auf CDU-Kreischef Stefan Kaufmann stark verkürzen, wenn auch vor allem dank der dramatischen Schwäche der CDU. Sie behauptet zwar ihre beiden Direktmandate. Karin Maag und Stefan Kaufmann ziehen allerdings stark gerupft in den neuen Bundestag ein.

Die wichtigste Nachricht des Wahlabends ist: Die Wähler – auch in der Landeshauptstadt Stuttgart – haben die Großen geschrumpft. In voller Absicht. Was das für die Zukunft bedeutet, ist auf spektakuläre Weise offen.

jan.sellner@stzn.de