Nach der Wahl nimmt Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer Glückwünsche entgegen. Foto: dpa

Die SPD hatte auf einen deutlich positiven Effekt durch ihren Kanzlerkandidaten gesetzt. An der Saar muss sie nun erleben: Ein Schulz macht noch keinen Sommer, kommentiert unser Autor Wolfgang Monitor.

Saarbrücken - Fast hatte man es schon vergessen, dass die CDU Wahlen in Bundesländern noch richtig gewinnen kann. An der Saar schauen sich die Christdemokraten daher, wenn auch jubelnd, reichlich ungläubig an. Während alle anderen Parteien, die vor fünf Jahren angetreten waren, Verluste hinnehmen müssen, strahlen CDU und ihre Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer um die Wette. Sie haben den ersten Platz nicht nur gehalten, sondern komfortabel ausgebaut. Und niemand wird behaupten können, dieser Sieg sei ihnen in den Schoß gefallen.

Die SPD hatte zum Angriff geblasen, alle Umfragen deuteten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin, und der Spuk einer ersten rot-roten Koalition in einem West-Bundesland schien Gestalt anzunehmen. Denn zog da jetzt nicht an der Seite der Saar-Genossen einer mit ins Feld, der der Partei allein durch bloßes Handauflegen Glück und Segen zu verheißen schien? Was brauchte sie sonst noch, wo der gerechtigkeitsduselige Schulz-Hype schon reichen würde, um wieder an der CDU vorbeizuziehen, hatte man sich in der alten SPD neuen Mut gemacht. Pustekuchen! Ein Schulz allein macht noch keinen Sommer. Der große Teil der Saarländer fand eben nicht nur die Fortsetzung der großen Koalition ganz in Ordnung, er honorierte im Besonderen auch die Regierungsbilanz von Kramp-Karrenbauer, der dieser unerwartet deutliche CDU-Triumph vor allem zuzuschreiben ist.

Das Saarland hat ein feines Gespür gezeigt, zwischen berechenbarer politischer Solidität und halbseidenen Koalitionsflausen zu unterscheiden. Klare Sache: Die Linkspartei wird nicht mitregieren, Lafontaines Stern verblasst auch vor der eigenen Haustür. Die Linken bleiben drittstärkste Partei – ein Muster ohne Wert. Und der Einzug der AfD? Wenn er schon nicht zu verhindern war, so wirkt er mit einem klar einstelligen Ergebnis doch so blass, dass er viel von seinem Durchmarsch-Schrecken verloren hat.

Die Grünen sind im Saarland die großen Verlierer

Großer Verlierer sind die Grünen. Schon 2012 hatten nur 185 Stimmen sie vom Sturz unter die Fünfprozenthürde bewahrt. Jetzt kommt das Aus zwar nicht völlig überraschend, ist aber um nichts weniger deprimierend. Die Zeit läuft gegen die Partei, die sich konzeptionslos und ausgelaugt nicht nur an der Saar ihrem Niedergang zu ergeben scheint.

Die FDP dagegen hatte es kommen sehen, allem notgedrungenen Wahlkampfoptimismus zum Trotz: Das Saarland taugt nicht für ein liberales Erfolgsmodell. Ein bisschen haben die Freidemokraten zwar zugelegt, aber das reicht nicht mal für einen Achtungserfolg. Und so wird die Parole heißen: abhaken und sich im Mai auf Kiel und Düsseldorf konzentrieren! Raus sind auch die Piraten, die 2012 mit stolzen 7,4 Prozent ins Parlament eingezogen waren, um sich dann – wie überall, wo sie den Sprung in den Landtag geschafft haben – entweder bis ins Unkenntliche anzupassen oder selbst zu zerlegen. Jetzt sind die Piraten abgesoffen. Vom Wähler zu Recht in die Bedeutungslosigkeit verbannt. Niemand wird sie vermissen.

Und ach ja: War diese Miniwahl ein erster Stimmungstest für den Bund? Schwer zu sagen, denn die wichtigste Botschaft an der Saar heißt vielleicht: Manchmal kommt es anders, als man denkt.

wolfgang.molitor@stuttgarter-nachrichten.de