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Die Hausbank des Daimler-Konzerns überweist als Nachfolger von Gazi jährlich sechs Millionen Euro.

Stuttgart - Nach Recherchen unserer Zeitung hat der VfB Stuttgart den neuen Hauptsponsor gefunden: Es ist die Mercedes-Benz Bank AG. Unter strenger Geheimhaltung wurde der Vertrag in den vergangenen Wochen ausgehandelt, letzte Details und das endgültige Design der neuen Trikots werden noch besprochen. Danach folgt die Unterschrift. Schon am morgigen Donnerstag bittet der VfB Stuttgart dann gemeinsam mit der Daimler-Tochter zur öffentlichen Präsentation. Weder der VfB Stuttgart noch die Autobank wollten den Deal am Mittwoch bestätigen. Er wurde aber auch nicht dementiert.

Einer der VfB-Bosse wird am Tag der Sponsoren-Präsentation ein besonders glückliches Gesicht machen: Gerd Mäuser. Der zuletzt in die Kritik geratene VfB-Präsident, ehemals Marketingchef im Hause Porsche, soll den Coup höchstpersönlich mit eingefädelt haben.

Die Not auf der Sponsorensuche war zuletzt groß

Nach Informationen unserer Zeitung unterschreibt die Mercedes-Benz Bank einen Dreijahresvertrag, der dem Verein jährlich rund sechs Millionen Euro in die Kasse spült. Bis zu acht Millionen Euro sind möglich, wenn die Mannschaft in Weiß und Rot national und international Erfolge aufweisen kann.

Das macht den Club nicht unbedingt reicher, aber die Not auf der Sponsorensuche war zuletzt groß. Die Geschäftsführer der VfB-Marketing GmbH, Jochen Röttgermann und Rainer Mutschler, grasten ein Unternehmen nach dem anderen ab. Doch vor allem die größeren und global agierenden Unternehmen winkten dankend ab: Sie verfolgen auf dem Weltmarkt meist Werbe-Strategien, in denen eine Marke wie der VfB Stuttgart keine große Hilfe darstellt.

Was noch erschwerend hinzukam: Die sportliche Leistungskurve des Traditionsclubs in den vergangenen Jahren, die häufigen Trainerwechsel und das Hickhack um die Neubesetzung des Präsidentensessels im vergangenen Sommer, waren alles andere als imagefördernd.

Von der Reise an den arabischen Golf zu Beginn dieses Jahres kehrten die VfB-Strategen zwar mit Hoffnungen zurück, aber ohne konkrete Ergebnisse. Qatar Airways zeigte zunächst Interesse, entschloss sich aber, neue Sponsoring-Aktivitäten zurückzustellen. Die Scheichs wollen ihr internationales Flugliniennetz neu strukturieren. Auch bei der Edelfluglinie Etihad holten sich die Stuttgarter Emissäre einen Korb. Die steinreiche Familie von Scheich Hamid Bin Sajid Al Nahjan aus Abu Dhabi, mit 9,1 Prozent an der Daimler AG beteiligt, finanziert seit vier Jahren den englischen Premier-League-Club Manchester City. Angeblich mit jährlich 145 Millionen Euro. Auch ihnen erschien der VfB Stuttgart offenbar ein paar Nummern zu klein.

Verhandlungen mit Tankstellenkette haben sich zerschlagen

Dann stand der Club in aussichtsreichen Verhandlungen mit Hewlett-Packard. Der Computerriese plante nach Informationen unserer Zeitung mit zwei neuen Hardwareprodukten aufs Trikot zu gehen – eines bei Heim-, eines bei Auswärtsspielen. Das „No“ kam wenig später aus den USA. Die Zentrale meldete zu Beginn dieses Jahres spürbare Gewinneinbrüche. Zuletzt zerschlugen sich auch noch Verhandlungen mit einer Tankstellenkette.

Interesse zeigten auch einige mittelständische Unternehmen aus der Region. Sie wären aber mit ihren Zuwendungen deutlich unter denen des bisherigen Hauptsponsors Gazi geblieben, der seit 2010 jährlich rund sechs Millionen Euro überwies. Mit Firmenchef Eduardo Garcia verhandelt der VfB nun unter Umständen über eine Fortführung seines Engagements unter deutlich günstigeren Konditionen. Vorstellbar ist angeblich, dass Gazi künftig als Sponsor der VfB-Jugendarbeit und der Jugendakademie antritt.

Kein Zweifel: Die Suche nach dem neuen Geldgeber war eine schwierige Mission. Umso erfreulicher für die weiß-rote Fangemeinde dürfte jetzt die Nachricht klingen, dass der VfB Stuttgart in den kommenden drei Jahren auf eine sichere Bank setzen kann. Das ist kein Zufall: Es gab seit der Meisterschaft 2007 immer wieder Avancen aus Wolfsburg von Volkswagen, zuletzt angeblich auch aus dem Hause Porsche. Exklusiv-Sponsor Mercedes-Benz ist dem VfB Stuttgart aber seit Jahrzehnten zugetan. Die Marke mit dem Stern stellt den Mannschaftsbus, die Club-Bosse und die Profis fahren Mercedes zu günstigen Leasing-Konditionen, im Stadion unterhält der Autobauer eine Loge, die Arena trägt den Namen der Edelmarke. Jetzt schlug Daimler möglichen Konkurrenten die Tür vor der Nase zu.

Das Unternehmen engagierte sich dem Vernehmen nach in den vergangenen Monaten als Türöffner bei Firmen, die dem VfB Stuttgart hätten helfen können. Daimler-Chef Dieter Zetsche und Joachim Schmidt, Leiter von Mercedes-Benz Vertrieb und Marketing, außerdem Mitglied im VfB-Aufsichtsrat, sollen das eine oder andere gute Wort für die Roten eingelegt haben. Ohne Erfolg. Am Ende entschieden sie, mit der Mercedes-Benz Bank aufs Trikot zu gehen.

Bei den Fans löste die Nachricht am Dienstag überwiegend positive Reaktionen aus. Der Tenor: Endlich wieder ein renommierter Trikotsponsor für unseren VfB!