Gebrauchtwagen sind schwerer zu verkaufen und werden billiger. Foto: dpa/Martin Schutt

Politik und Hersteller haben sich ehrgeizige Ziele für den Absatz von Elektroautos gesetzt. Doch der Verkauf geht zurück. Laut den Verkäufern wächst die Skepsis der Verbraucher – nicht nur wegen der Reichweite.

Die ehrgeizigen Ziele von Politik und Autoherstellern sind nach der Einschätzung des baden-württembergischen Kfz-Gewerbes nicht erreichbar. „Sowohl die Politik auch als auch die Industrie haben bei der E-Mobilität die Messlatte sehr hoch gehängt, und weder die Politik noch die Hersteller werden ihre Ziele erreichen“, sagte Verbandspräsident Michael Ziegler unserer Zeitung.

Es fehlt an bezahlbaren Autos

Die Skepsis der Menschen gegenüber der E-Mobilität steige. „Diejenigen, die sich für die E-Mobilität begeistern und sie sich leisten können, sind inzwischen alle versorgt.“ Jetzt gehe es darum, die breite Masse zu bedienen. Bisher aber fehle es an preiswerten Autos in der Preisklasse zwischen 15 000 und 30 000 Euro. Zudem lasse der Preisverfall viele erst einmal abwarten.

Die EU will die Neuzulassung von Verbrennern bis 2035 verbieten und setzt dabei voll auf die batterieelektrische Mobilität. Schon jetzt hörten deutsche Hersteller auf, in die Verbrennertechnologie zu investieren, stellte Ziegler fest. Da aber noch immer 98 Prozent aller Autos weltweit mit Verbrenner führen, sei es auch für das Klima äußerst sinnvoll, sie hinsichtlich des CO2-Ausstoßes weiter zu optimieren. Zudem sei Deutschland beim Verbrenner, anders als beim E-Auto, „absolut wettbewerbsfähig. Das kann sich aber ändern, wenn wir stehen bleiben, weil wir nur noch auf die E-Mobilität setzen.“ Durch den Ausstieg aus dem Verbrenner öffne die EU eine Lücke, die chinesische Hersteller nutzen wollten; zugleich lade Brüssel durch die ehrgeizigen Elektroziele die „technologisch überlegenen chinesischen Hersteller ein, den europäischen Binnenmarkt zu erobern“.

Händler geraten in Bedrängnis

Für den Handel bedeute der Preisverfall sinkende Erträge, einen Verfall der Gebrauchtwagenpreise und eine steigende Kapitalbindung. Denn die gebrauchten Fahrzeuge stünden länger auf dem Hof und müssten in dieser Zeit finanziert werden – zu deutlich steigenden Zinsen. Diese Belastungen könnten „den einen oder anderen Betrieb durchaus in wirtschaftliche Bedrängnis bringen“, prophezeite Ziegler.

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der neu zugelassenen E-Autos in Deutschland zwar noch auf 524 000 Fahrzeuge gestiegen – dennoch lag der Anteil der vollelektrischen Autos auf deutschen Straßen Ende vergangenen Jahres bei nur drei Prozent. Im Januar sind die Neuzulassungen um fast die Hälfte eingebrochen und damit noch stärker als der Gesamtmarkt.

Auch bei Mercedes verläuft der Absatz von E-Autos schleppend – selbst auf dem chinesischen Markt, in den die Branche hohe Erwartungen setzt. Konzernchef Ola Källenius hebt inzwischen hervor, dass Mercedes auch nach 2030 noch Verbrennerfahrzeuge verkaufen wird.

* Der Hinweis, durch den Einbruch der Zahl der vollelektrischen Autos sei der Anteil der E-Fahrzeuge am Bestand weiter gesunken, wurde entfernt. Er trifft nicht zu, weil der E-Anteil am Bestand so gering, dass er trotz des Einbruchs bei den Neuzulassungen gestiegen ist.