Sie sollten nie Wunder bewirken, die Zuflussampeln an der B 27. Laut Regierungspräsidium haben sie sich bewährt. Foto: Archiv LG/Piechowski

Seit rund fünf Jahren portionieren in Baden-Württemberg einmalige Ampeln an der B 27 den Verkehr zu Stoßzeiten. Für die einen sind diese Zuflussampeln an der Bundesstraße ein Erfolg. Für die anderen sind und bleiben sie ein Ärgernis.

Filder - Christoph Traub hat die Antwort rasch parat. Die Antwort auf die Frage, wie die Zuflusssignalanlagen an der B 27 funktionieren. Damit sind die Ampeln gemeint, die den Verkehr zu Stoßzeiten portionieren. Mit einem negativen Nebeneffekt, sagt der Filderstädter OB Traub. Die Ampeln verursachen Rückstaus. „Da bemerken wir erhebliche Schwierigkeiten. In Plattenhardt ist es am gravierendsten.“ Teils stünden die Fahrzeuge zwischen dem Kreisverkehr am Ortsausgang und der Bundesstraße Stoßstange an Stoßstange. Das ist etwa ein Kilometer. Was im Stop-and-go-Verkehr ein langer Kilometer sein kann.

Zu viele Autos sind zur selben Zeit unterwegs

Für die Verkehrsprobleme auf den Fildern gibt es eine einfache Erklärung: Es sind zu viele Autos zur selben Zeit unterwegs. Doch wenn es dann noch auf der Bundesstraße rumst oder die Autobahn überquillt, geht auch auf den bekannten Ausweichstrecken kaum mehr etwas voran. Und zu diesen Ausweichrouten gehören – entlang der B 27 – eben vor allem die Straßen durch die Filderstädter Teilorte.

Der Schleichverkehr ist für Filderstadts OB die eine Sache. Die andere sind jene Rückstaus, die nerven, seit die Zuflussampeln an drei Auffahrten der B 27 in Richtung Stuttgart die Autos bremsen. Das ist seit mittlerweile fast fünf Jahren der Fall. „Die Rückstaus sind gefühlsmäßig zum Wochenanfang stärker als donnerstags und freitags“, sagt Traub. Er mochte die Ampeln nie. Er war, als das Thema auf den Tisch kam, noch nicht OB, sondern saß im Gemeinderat. „Man hat sich dagegen gewehrt“, sagt er. Letztlich ohne Erfolg.

Zweieinhalb Minuten schneller am Ziel

Die Bilanzgeschichte von Simon Kistner über die Ampeln fällt derweil positiv aus. Der Sprecher des Regierungspräsidiums (RP) Tübingen verbucht sie als kleinen Erfolg. Es habe 2016 eine Vorher- und Nachher-Untersuchung gegeben, berichtet er. Diese habe gezeigt, dass die Leistungsfähigkeit der Bundesstraße um vier Prozent erhöht worden sei. Für alle, die regelmäßig irgendwo zwischen Aichtalbrücke und Echterdinger Ei im Stau stehen: Statistisch gesehen sind die Fahrzeuge auf der B 27 dank der Ampeln im Schnitt fünf bis zehn Kilometer pro Stunde schneller unterwegs, dadurch sei die Reisezeit eines jedes Einzelnen rein rechnerisch zweieinhalb Minuten kürzer als vorher.

Die Zuflussampeln auf den Fildern sind die ersten ihrer Art in Baden-Württemberg. Laut dem RP-Sprecher hätten sich auch trotz der positiven Prognose aus dem RP Tübingen bisher keine Nachahmer gefunden. Die Erklärung: „Auf der B 27 gibt es eine extreme Verkehrsbelastung.“ Täglich sind – beide Richtungen zusammengenommen – beinahe 100 000 Fahrzeuge unterwegs. So dicht gehe es sonst nirgendwo zu im Land, sagt Kistner. Mit anderen Worten: Die Ampeln sind nur etwas fürs Grobe.

Nachteile überwiegen für Filderstadt

Die Filderstädter Rückstaus sind aus Sicht von Kistner das kleinere Übel. „Es ist immer noch besser, wenn es auf der B 27 läuft, als wenn der Verkehr auf der B 27 zusammenbricht“, sagt er. Dann treffe es Filderstadt als Umleitung Nummer eins doch noch viel härter, gibt er zu bedenken.

„Für uns überwiegen die Nachteile“, sagt der Filderstädter OB Christoph Traub. „Wir wünschen uns eine andere Zufahrtssituation.“ Vermutlich wird das erst mal ein Wunsch bleiben, denn die Appelle gen Tübingen seien bisher verhallt. „Im Moment erkenne ich keine Chance.“ Man sehe „die Komplexität der Gemengelage“, so Traub. „Aber wir müssen die Ursachen beheben“, und das gehe nicht mit den Ampeln oder mit einem Ausbau der Bundesstraße. „Das ist alles kein Allheilmittel. Es geht nur mit einem guten Mix aus allen Verkehrsmitteln, die wir hier auf den Fildern haben.“

Roland Klenk, der Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen, kann sich indes hinsichtlich der nicht mehr so neuen Ampeln nicht beklagen. „Bei uns sind keine Rückstaus ins nachgeordnete Netz beobachtet worden“, sagt er. „Und bei uns gab es auch keine negativen Rückmeldungen aus der Bevölkerung.“