Stuttgarts Unfallschwerpunkt – der Österreichische Platz. Foto: Leif Piechowski

Die Polizei hatte im vergangenen Jahr genau 25 799 Verkehrsunfälle zu verzeichnen, 763 weniger als im Rekordjahr 2012. Aber: Bleibt das Stuttgarter Straßennetz so belastet wie zurzeit, rechnet die Polizei nicht mit einem spürbaren Rückgang.

Die Polizei hatte im vergangenen Jahr genau 25 799 Verkehrsunfälle zu verzeichnen, 763 weniger als im Rekordjahr 2012. Aber: Bleibt das Stuttgarter Straßennetz so belastet wie zurzeit, rechnet die Polizei nicht mit einem spürbaren Rückgang.

Stuttgart - Typisch Großstadt! „Ein 35-jähriger Smart-Fahrer hat am Morgen die Vorfahrt der Stadtbahn missachtet, weshalb es zum Zusammenstoß der Fahrzeuge kam“, heißt es im Bericht der Polizei vom Donnerstag. Die Kollision in der Gerokstraße Höhe Heidehofstraße ist deshalb typisch, weil sie beispielhaft für die großstädtische Hauptunfallursache Unachtsamkeit auf viel befahrenen Straßen steht. Im innerstädtischen Umfeld seien weniger hohes Tempo oder Alkohol das Thema, so Polizeipräsident Franz Lutz am Donnerstag, „ zwei von drei Unfällen passieren beim Wenden, Abbiegen oder Rückwärtsfahren, nach missachteter Vorfahrt oder nach Überfahren von Rotlicht“.

Sieben Tote

Auch wenn sich die Bilanz günstiger darstelle als 2012, „können wir nicht zufrieden sein“, so Lutz. Jeder elfte Unfall in Baden-Württemberg ereigne sich in Stuttgart, dabei sei jeder Tote oder Verletzte „einer zu viel“. Bei den registrierten 25 799 Kollisionen kamen in 2033 Fällen Personen zu Schaden, der Rückgang gegenüber 2012 beträgt 158. Sieben Menschen starben, drei weniger als im Jahr davor. 256 Verkehrsteilnehmer wurden schwer (minus 56), 2290 leicht verletzt (minus 159).

Zahlen bleiben hoch

Die Polizei rechnet nicht damit, dass sich die Unfallzahlen wieder dem Niveau von vor zehn Jahren einpendelt. Damals zählten die Statistiker rund 4000 Verkehrsunfälle weniger. Ursache sei das extrem stark belastete Stuttgarter Straßennetz. Solange das so sei, könne man „keine markante Bewegung der Zahlen nach unten erwarten“, sagte der stellvertretende Polizeichef Norbert Walz.

Rotlichtsünder im Visier

Ausschließlich auf Einsicht und Vernunft der Verkehrsteilnehmer zu setzen, ist aus Sicht der Polizei fahrlässig. Nur mit einem größeren Kontrolldruck lässt sich demnach die Unfallstatistik aufpolieren. Vor allem auf Ampelkreuzungen sollen in diesem Jahr in den Fokus der Verkehrsüberwacher rücken. Der zehnköpfigen sogenannten Verkehrsunfallüberwachungsgruppe fällt dabei die Aufgabe zu, Verstöße gerichtsfest zu dokumentieren. „Die Aussage eines Beamten reicht inzwischen nicht mehr für eine Verurteilung aus“, so Walz. Mehr stationäre Ampelblitzer aufzustellen – und zu bezahlen – falle in den Zuständigkeitsbereich von Gemeinderat und Stadtverwaltung.

Knopf im Ohr

„Minicomputer und Kopfhörer haben auf der Straße nichts zu suchen“, mahnte Verkehrspolizeichef Roland Haider. Zwar seien die Unfälle mit Fußgängern weniger geworden, „aber meistens waren sie selbstverursacht“. So hätten bei fünf ungewollten Begegnungen mit einer Stadtbahn in drei Fällen Smartphones eine Rolle gespielt.

Senioren

Verstärken will die Polizei die Unfallvorbeugung bei Senioren. Die Hektik des Großstadtverkehrs überfordere sie zuweilen, doch die Kurse würden nicht „im wünschenswerten Maß“ genutzt.