Der Unfallort auf der A 8 bei Wendlingen: Die Strecke Richtung München musste mehrere Stunden gesperrt werden Foto: dpa

Ein quer liegender Tanklaster, eine Vollsperrung und elf Stunden Aufräumungsarbeiten: kein Wunder, dass ein Lkw-Unfall auf der A 8 am Montag bei Wendlingen einen Verkehrsinfarkt auslöste.

Wendlingen/Stuttgart - Als Peter Szantner frühmorgens aus dem Bett geklingelt wurde, ahnte der Leiter der Autobahnmeisterei Kirchheim/Teck schon, dass dem Berufsverkehr am Montag großes Ungemach drohte. Ein voll beladener Tanklaster war gegen 3.45 Uhr auf der A 8 bei Wendlingen in Fahrtrichtung München umgestürzt. Beladen mit 35 000 Liter Benzin und Diesel.

Doch zum Glück bewahrheitete sich der schlimmste Albtraum nicht: „Das alles wäre in den Neckar geflossen“, sagt Szantner, „das hätte riesige Umweltprobleme gegeben.“ Für die Autofahrer auf der Autobahn und den Straßen rund um Wendlingen, Köngen und Nürtingen waren die Probleme auch so groß genug. Nichts ging mehr.

Der 60-jährige Fahrer des Tanklasters einer Mineralölspedition aus Nagold im Kreis Calw hatte die Senke bei Wendlingen bereits passiert, als er gesundheitliche Probleme bekam. „Er gab an, dass es ihm schlecht geworden sei“, sagt Polizeisprecher Rudi Bauer. An der Steigung nach Kirchheim/Teck, knapp zwei Kilometer hinter der Anschlussstelle Wendlingen, geriet der Lastzug nach rechts ab, kippte an der Böschung um und wurde auf die Fahrbahn zurückgeschleudert. Dort blieb der Lkw quer liegen – nur die linke Spur war nicht blockiert.

Die Polizei musste die Autobahn in Richtung München sperren. Im Laufe des Morgens reichten die Kolonnen gut 15 Kilometer bis zum Flughafen zurück. Schaulustige in der Gegenrichtung sorgten dafür, dass es auch da bis zu sieben Kilometer Stau gab.

Der 60-jährige Tanklaster-Fahrer erlitt schwere Verletzungen. Zwar konnte er sich selbst aus der Fahrerkabine befreien, doch nicht mehr vom Führerhaus herunterklettern. Die Feuerwehr musste eine Drehleiter anfordern, um den Verletzten zurück auf den Boden und zu den Rettungskräften zu holen.

Die Bergungsarbeiten erwiesen sich als äußerst zeitaufwendig – obwohl die Tanks mit den 35 000 Litern unbeschädigt geblieben waren. Die Mineralöl-Spedition schickte ein Ersatzfahrzeug, um den Treibstoff umpumpen zu können. Diese Aktion war gegen 10.15 Uhr abgeschlossen. Danach musste die Fahrbahn von den ausgelaufenen schmierigen Betriebsstoffen gesäubert, das betroffene Erdreich ausgebaggert werden.

Ein Kran richtete das umgekippte Fahrzeug wieder auf. Gegen 12.25 Uhr konnte der Verkehr immerhin auf zwei Fahrspuren an der Unfallstelle vorbeirollen. Um 14.30 Uhr war laut Polizei die Autobahn Richtung München wieder komplett freigegeben.

„Immerhin rechtzeitig, ehe die Rushhour Richtung München wieder losgeht“, sagt Autobahnmeisterei-Leiter Szantner. Doch fast elf Stunden – hätte das nicht schnell gehen können? Was ist aus dem Pilotprojekt eines Berge-Managers geworden, der die Aufräumungsarbeiten schneller koordinieren soll? Nichts: „Wenn alle an Ort und Stelle sind, die so etwas täglich machen, dann geht das schon schnell“, sagt Szantner. Die Böblinger Polizei hatte das Projekt 2012 gestartet, weil es immer wieder Koordinationsprobleme gegeben hatte, bei denen Spezialfirmen verspätet verständigt worden waren.

Elf Stunden – das sind auch beileibe nicht die längsten Aufräumungsarbeiten. Im Mai 2011 hatte die A 8 auf Höhe Stuttgarter Flughafen bei einem Tanklaster-Unfall sogar 17 Stunden voll gesperrt werden müssen. Tausende Liter Sprit waren in die Kanalisation geflossen – höchste Explosionsgefahr.