Blogger Jonas Bischofberger analysiert die Partien des VfB Stuttgart. Foto: Shutterstock/STZN

Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert die VfB-Partie gegen Dynamo Dresden und erklärt, warum Stuttgart so kämpfen musste.

Stuttgart - Mit einer intensiven und hochriskanten zweiten Halbzeit dreht der VfB einen 1:3-Rückstand. Doch dass es überhaupt so weit kommen konnte, hatte einmal mehr mit mangelhaftem Pressingverhalten zu tun.

–Stuttgart wieder mit neuer Formation

–Herausrücken zu reaktiv beim VfB

–Energieleistung in der zweiten Halbzeit

4-2-3-1 mit Spezialrolle für Insua

Hannes Wolf spricht derzeit viel von Sicherheiten, die er seiner Mannschaft zurückgeben will. Das scheint ihn allerdings nicht davon abzuhalten, ungewöhnliche Systeme auszuprobieren. Diesmal wählte er ein 4-2-3-1 als Basisformation mit einer besonderen Rolle für Emiliano Insua: Gegen den Ball wurde aus dem 4-2-3-1 ein 4-4-2 und Insua spielte wie üblich Linksverteidiger. Mit Ball rückte der Argentinier dagegen halblinks ins Mittelfeld, sodass hinten eine Dreierkette übrig blieb. Der VfB griff also in einer Art 3-4-3 mit einer linkslastigen, schiefen Raute im Mittelfeld an.

Hier geht’s zur Einzelkritik der VfB-Spieler im Spiel gegen Dynamo Dresden.

Demzufolge legte der VfB den Fokus auch auf die linke Seite. Insua ging oft in die Schnittstelle zwischen Kreuzer und Modica und zeigte viele Vorstöße, um dem breit stehenden Green Raum für Dribblings zu öffnen, oder selbst anspielbar zu werden. Gelegentlich wurden die beiden vom präsent eingebundenen Ofori unterstützt. Auf der rechten Seite klappte dagegen erst einmal wenig, da Grgic sehr tief spielte und Mané und Gentner in der Folge meist allein waren. Insgesamt waren die Abläufe beim VfB wie gewohnt sehr auf den Flügel fixiert. Ohne ausgezeichneten Zwischenraumspieler auf dem Platz wurde das Zentrum eher gemieden.

Stuttgarts Pressing schwach

Während Stuttgart offensiv solide Ansätze zeigte, spielte der VfB sein Pressing im 4-4-2 weder flüssig noch intensiv. Zunächst einmal bewegte sich die Doppelspitze nicht gut und wurde leicht überspielt. Die Flügelspieler orientierten sich an den offensiv ausgerichteten Dresdener Außenverteidigern und fehlten daher als Unterstützung im Mittelfeld. Auch die beiden Sechser fanden selten eine effektive Staffelung zueinander und rückten außerdem zu wenig heraus, um den Raum hinter den Stürmern zuzumachen. Insgesamt waren herausrückende Läufe sehr reaktiv, sodass der VfB immer einen Schritt zu spät kam und Dresdens Mittelfeldspieler zu viel Zeit am Ball bekamen. Das gilt auch für das erneut schwache Gegenpressing.

Wenn der Gegner dann noch über einen sehr guten Spielaufbau verfügt, sorgt das natürlich für große Probleme. Nicht zuletzt über Torwart Schwäbe konnten sich die Gäste immer wieder aus der Umklammerung lösen. Anschließend leiteten die spielstarken Aosman und Hauptmann viele Angriffe aus den Halbräumen heraus ein. Zudem wirkte Dresdens Pressing im 4-1-4-1/4-4-2 stimmiger und kompakter als das des VfB. Die Mannschaftsteile waren weitaus besser miteinander verzahnt. Gerade das Zentrum bekam Dresden sehr gut zu, sodass der VfB immer wieder gezwungen war, um den gegnerischen Block herumzuspielen.

Energieleistung in der zweiten Halbzeit

Was dem VfB an Organisation fehlte, wurde in der zweiten Hälfte durch brutale Intensität und riskantes Aufrücken kompensiert. Der VfB verlegte seine erste Pressinglinie maximal weit nach vorne, während Mittelfeld und auch Abwehr aggressiver nachrückten. Dynamo versuchte zwar teilweise, sich spielerisch zu befreien und fand auch die eine oder andere Lücke, aber letztlich konnten sie gegen das unglaublich frühe und leidenschaftliche Anlaufen wenig ausrichten. Der VfB holte sich so mehr und mehr Ballbesitzanteile.

Auch ihr Pressing mussten die Sachsen gezwungenermaßen nach hinten verlegen, da Mittelfeld und Abwehr sich nicht mehr trauten, konsequent nachzuschieben. Wenn Dresden halbherzig versuchte Druck zu machen, konnte sich der VfB leicht über seine tiefe Doppelsechs befreien. Im Gegenzug rückten die Halbverteidiger Kaminski und Pavard nun weit auf – teilweise waren die beiden sogar in Außenstürmer-Position unterwegs. Es blieb allerdings dabei, dass der VfB vorne zu statisch agierte, kaum in die gegnerische Formation hinein kam und viele Flanken schlagen musste. Durch die drückende Dominanz reichte es am Ende trotzdem für die erfolgreiche Aufholjagd.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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