Das Mobiliar ist bunt zusammengewürfelt - und wirkt gerade deshalb heimelig Foto: Leif Piechowski

Individuell gestaltete Gastro-Kneipen mit hip-urbanem Flair schienen in Stuttgart eine Zeit lang Mangelware zu sein. Doch nun bekommt dieses Genre wieder Zuwachs - mit dem Lumen im Westen der Stadt.

Stuttgart - Nicht nur weil gleich am Eingang diverse Zeitschriften und auch die beiden großen Stuttgarter Tageszeitungen zum Lesen ausliegen, hat die kleine Café-Restaurant- Lokalität Lumen im Stuttgarter Westen Sympathie verdient. Sondern auch weil einem das Herz aufgeht, wenn man diesen lässigen, liebevoll mit Retro- und Flohmarkt-Möbeln sowie einer dunkelgrün gekachelten Theke bestückten Gastraum betritt.

Hier verströmt zum Glück gar nichts die oft kalte, arrogante Atmosphäre der großen Franchise-Esstempel der Innenstadt. Das Lumen (lateinisch: Licht) hat stattdessen Seele. Und, passend zum Namen, ein dezentes Lichtkonzept, das sich durch indirekte Beleuchtung auszeichnet, die den Gast weder blendet noch im Dunkeln hocken lässt.

Wohl fühlen wie in einem zweiten Wohnzimmer

Solche individuell gestalteten Kneipen schienen in Stuttgart schon fast am Aussterben zu sein – mit dem Lumen hat die urbane Gastroszene endlich wieder Zuwachs bekommen. Dass man sich hier so wohl fühlt wie in einem zweiten Wohnzimmer, hat sich bereits herumgesprochen. Da man nicht reservieren kann, sei es ratsam, früh da zu sein, ist die Auskunft am Telefon. Abends gibt es ab 18 Uhr warme Küche, bis halb sieben bekomme man auf jeden Fall einen Platz. Danach werde es eng. Stimmt: Bereits um 19 Uhr ist kaum noch ein Tisch frei.

Der wahre Lichtblick im Lumen ist jedoch das Speisenangebot, das übersichtlich, aber so international ist, dass man sich bequem einmal um den Globus futtern kann. Eine hervorragende Wahl bei Nieselwetter ist die (japanische) Misosuppe mit Asia-Maultasche im Tempura-Mantel, frittiert mit Algenstreifen und Sesam (5,20 Euro). Die rund und aromatisch abgeschmeckte Vorspeise kurbelt die Verdauungssäfte an.

Exotisch und heimisch - alles geht

Danach (indische) Tandoori-Hähnchenbrust auf gelbem Linsen-Mango-Chutney mit Joghurt und Mandel-Curry-Reis (9,80 Euro) zu ordern kommt einem nur kurz abenteuerlich vor. Die scharf-würzige Aromenvielfalt dieses Gerichts fügt sich naht- und widerspruchslos an die der Vorspeise.

Das Gegenüber ist indessen mit dem (schwäbischen) Zwiebelrostbraten mit handgeschabten Spätzle und kleinem Salat (14,90 Euro) vollkommen zufrieden – ein schönes, zartes Stück Fleisch, appetitlich angerichtet und zu diesem Preis ein Schnäppchen. Als Dessert (auf der Speisekarte ist keines verzeichnet, also nachfragen!) gibt’s in diesem Fall selbst gemachte Blaubeer-Mousse, serviert in einem Mini- Einweckglas. Eine Kalorienbombe, aber es ist ja noch keine Fastenzeit. Fazit: Im Lumen kann man gemütlich und günstig essen und trinken. Wiederholungsgefahr!

Unsere Bewertung im Einzelnen

Küche: Frühstück, Kuchen, internationale Gerichte

Atmosphäre: Retro-Stil, wie ein zweites Wohnzimmer

Service: Freundliche Bedienungen, gelegentlich Wartezeit

Preis-Leistungs-Verhältnis: Für ein Lokal nahe der Innenstadt günstig

Adresse: Lumen, Schwabstraße 65 (direkt an der Ecke Schwabstraße/Ludwigstraße), 70197 Stuttgart, Telefon 0711/67435080, www.lumen-stuttgart.de

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 9 bis 24 Uhr. Küche: Montags bis freitags bis 12 Uhr Frühstück, von 12 bis 15 Mittagskarte, von 18 bis 22 Uhr Abendkarte. Samstags und sonntags bis 16 Uhr Frühstück. Abendkarte von 18 bis 22 Uhr. Kuchen gibt es ganztätig.

Extras: Reservierungen sind nicht möglich und das Lokal ist nicht barrierefrei.

Anfahrt: Busse bis Haltestelle Bismarckplatz, S-Bahn bis Haltestelle Schwabstraße. Sehr begrenzte Parkmöglichkeiten.