Immer freitags kommen junge Familien im Kinder- und Jugendhaus am Vormittag zum internationalen Eltern-Kind-Treff zusammen. Foto: Martin Braun

Immer freitags ist im Kinder- und Jugendhaus Giebel internationaler Eltern-Kind-Treff. Künftig sollen in dem Haus in der Giebeler Ortsmitte noch mehr Angebote für Familien gemacht werden, die Einrichtung wird Stadtteil- und Familienzentrum.

Giebel - Morgens, halb zehn, in Giebel. Lebhaft geht es zu im Café des Kinder- und Jugendhauses (KJH) an der Mittenfeldstraße. Nachdem Tische, Stühle und der Tischkicker beiseite geräumt sind, wird der Teppich ausgerollt und das Spielzeug ausgepackt – und dann wird gekrabbelt, gesungen, gespielt.

Seit Februar wird das Café im KJH immer freitagvormittags zum internationalen Eltern-Kind-Treffpunkt, den das KJH gemeinsam mit dem städtischen Elternseminar anbietet. Es ist ein offenes Angebot, zu dem keine Anmeldung nötig ist, erklärt Martin Kapler, der Leiter des KJH: „Man kommt bei einem Kaffee ins Gespräch, tauscht sich aus und kann Fragen in der Gruppe oder auch unter vier Augen ansprechen.“ Nach einer Freispiel-Phase im Café geht es in den Toberaum, wo unter Anleitung von den Pädagoginnen Günel Janntaliyeva und Dorothea Mörchen kleine Sing- und Fingerspiele gemacht werden. „Lieder sind ein wunderbares Medium, um Sprache zu erlernen“, erklärt Mörchen.

Die beiden Pädagoginnen des Elternseminars stehen den Eltern zudem bei Fragen und Problemen zur Verfügung. „Die Eltern lernen aber auch viel voneinander“, sagt Dorothea Mörchen. Gerade beim ersten Kind sei es für viele Mütter wichtig, zu hören, dass andere Eltern dieselben Erfahrungen machen wie sie selbst. „Austausch passiert dann, wenn die Mütter einen Rahmen haben, wo sie offen sprechen können.“ Meist gehe es dabei um Dinge, die nicht in der Ratgeberliteratur zu finden sei, sagt Mörchen. Auch die Fragestellungen der Eltern seien meist die gleichen, ganz gleich ob die Familien zu den sogenannten bildungsfernen Schichten oder zum Bildungsbürgertum gerechnet würden. „Der Akademiker stellt die Fragen vielleicht mit einem anderen Vokabular“, sagt Mörchen. Aber auch er frage sich beispielsweise, was er tun solle, wenn der Nachwuchs im Winter keine Jacke anziehen will.

Das Kinder- und Jugendhaus soll die neue Mitte in Giebel werden

Der Eltern-Kind-Treff soll ausdrücklich ein Angebot sein, das alle Familien in Giebel anspricht, sagt Martin Kapler. Neben verschiedenen Kursen, die in Zusammenarbeit mit dem Haus der Familie und der Volkshochschule angeboten werden, ist der offene Eltern-Kind-Treff ein weiterer Baustein auf dem Weg, das KJH für Familien zu öffnen. Um die Einrichtung zu einem Stadtteil- und Familienzentrum weiterzuentwickeln, hat der Gemeinderat in den Haushaltsberatungen 57 000 Euro bereitgestellt. Damit kann unter anderem eine 50-Prozent-Stelle finanziert werden, die nun ausgeschrieben werden soll, erklärt Kapler. „Dann muss man zuallererst überlegen, welche Bedarfe es im Stadtteil gibt“, sagt Kapler. Dazu gehöre auch, sich mit anderen Einrichtungen in Giebel auszutauschen, die bereits Kinder und Familien als Zielgruppe hätten. Ziel sei schließlich, gute neue Angebote für den Stadtteil zu machen, und nicht in Konkurrenz zu bereits bestehenden Angeboten zu treten.

Dass dies künftig auch unter dem Dach des KJH passieren soll, freut Kapler – auch wenn dadurch künftig mehr Absprachen bezüglich der Raumbelegung nötig werden. „Wir wollen, dass das Haus die neue Mitte in Giebel wird, wo jeder Bürger mal reinkommt und ein Angebot für sich findet.“ Die einzelnen Angebote und Institutionen sollen künftig zwar ihren jeweils eigenen Charakter haben, sagt Kapler – Überschneidungen seien dabei aber durchaus erwünscht.