Bahn-Vize Volker Kefer (zweier von links) muss den Baupartnern in Stuttgart erneut schlechte Zahlen zu Stuttgart 21 berichten. Foto: Christian Hass

Beim Bahnprojekt Stuttgart 21 steigen die Kosten und der Zeitbedarf. Der Bund für Umwelt und Naturschutz macht Vorschläge für Einsparungen.

Stuttgart - Am Donnerstag kommt der politisch besetzte Lenkungskreis für das Bahnprojekt Stuttgart 21 zusammen. Bahn-Vizechef Volker Kefer wird Vertreter von Land, Stadt und Region Stuttgart über das Kosten- und Bauzeit-Debakel bei dem Milliardenvorhaben unterrichten. Der Tiefbahnhof könnte erst Ende 2023 statt 2021 fertig werden, die Kosten kratzen an der vom Aufsichtsrat maximal in Aussicht gestellten Summe von 6,526 Milliarden Euro. Kefer will nun 524 Millionen Euro einsparen.

Vor zwei Wochen hatte Kefer die Zahlen dem Bahn-Aufsichtsrat offenbart und sein Ausscheiden aus dem Schienenkonzern angekündigt, bei dem er seit 2006 als Vorstand arbeitet. Die DB Projekt Stuttgart-Ulm GmbH korrigierte vergangene Woche auf Nachfrage eine Aussage zum Tunnelbau. Auf der Strecke Wendlingen-Ulm seien nicht wie bekannt gegeben 30,8 Kilometer und damit „die Hälfte aller Tunnel im Rohbau fertiggestellt“, sondern nur rund zwölf Kilometer. Der Rest sei gebohrt, habe aber noch keine Beton-Innenschale.

Scharfe Kritik an Infopolitik der Bahn

In Stuttgart gab es wegen der Kosten- und Terminsituation scharfe Kritik an der Informationspolitik der Bahn. „Die Bahn hat über Jahre hinweg alle Entscheidungsträger unzureichend informiert“, sagt Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Angesichts der enormen Probleme müssten alle Projektbeteiligten über eine „Kombi-Lösung“ nachdenken. Stuttgart 21 befinde sich in einer Sackgasse. Da die „Spitze des Eisbergs“ bei den Kostensteigerungen vermutlich noch nicht erreicht sei, müsse das Projekt abgespeckt werden.

Der BUND schlägt vor, nur die Tunnel zum Flughafen und nach Feuerbach zu bauen und alle weiteren sowie die neue Neckarbrücke zurückzustellen. Auf den unterirdischen Flughafenbahnhof und die Flughafentunnel sowie die Gäubahn-Führung zum Flughafen solle verzichtet werden. Fernzüge aus Stuttgart und Ulm könnten unter dem Messe-Parkhaus an der A 8 halten. So könnten Kosten und Risiken reduziert werden.

BUND will oberirdischen Bahnhofsteil

Der BUND schlägt zudem vor, Gäubahnzüge weiter auf den bestehenden Gleistrassen durch die Stadt fahren zu lassen. Über das bisherige „Tabu einer Kombi-Lösung“, also eines auch oberirdischen Bahnhofteils, müsse gesprochen werden, fordert Dahlbender. Selbst S-21-Befürworter sprächen sich für mehr Infrastruktur um den Hauptbahnhof aus, vermieden aber Diskussionen um die „letzte Meile“ zum Bahnhof. Der BUND hält den achtgleisigen Durchgangsbahnhof für „nicht zukunftsfähig für eine Verkehrswende im Ballungsraum Stuttgart“.